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Luftfahrt-Experte Goedeking: „Da sind noch einige Marktaustritte zu erwarten“

Die Pleite von Thomas Cook ist nicht das Ende der Konsolidierung in der Luftfahrtbranche. Experte Philipp Goedeking prognostiziert weitere Insolvenzen.

Philipp Goedeking kennt die Reise- und Luftfahrtbranche seit vielen Jahren. Der Managing Partner bei dem auf Luftfahrt spezialisierten Beratungsunternehmen Avinomics in Frankfurt hat unter anderem für Lufthansa gearbeitet. Goedeking berät weltweit Banken, Leasing- und Kreditkartengesellschaften sowie Fluggesellschaften zur Früherkennung von Airline-Krisen und Insolvenzen.

Der Luftfahrtexperte prognostiziert nach der Pleite von Thomas Cook weitere Insolvenzen. Viele Geschäftsmodelle, gerade in der Luftfahrt, seien zu unausgereift. Zudem würden viel zu viele Anbieter um die Urlauber buhlen.

Herr Goedeking, in der Reiseindustrie werden seit Jahren schon die Überkapazitäten vor allem im Luftfahrtbereich beklagt. Warum schafft es die Branche einfach nicht, Angebot aus dem Markt zu nehmen?
Die Airlines werden immer noch durch die Jagd nach Marktanteilen getrieben. Das führt zwangsläufig zu Überkapazitäten. Und es gibt zu viele Airlines, die strategisch tagträumen und meinen, man könne mal so eben erfolgreicher Low-Cost-Carrier werden, am liebsten auch gleich auf der Langstrecke.

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Heißt das, Sie erwarten weitere Insolvenzen?
In Europa hat heute fast jede fünfte Airline ernsthafte Probleme damit, ihr Dasein am Markt dauerhaft zu rechtfertigen. Das entspricht etwa sieben Prozent der Sitzkapazität in Europa. Da sind noch einige Marktaustritte vorwiegend kleiner Airlines zu erwarten, und in Frankreich haben wir ja in den letzten Tagen und Wochen mit Aigle Azur und XL France Beispiele gesehen. Aber auch größere Airlines in Europa sind in großen Schwierigkeiten: Norwegian zum Beispiel, die viel zu stark auf das noch sehr experimentelle Geschäftsmodell „Low-Cost Long-Haul“ setzen und jetzt kaum mehr umsteuern können. In den USA ist die Situation ganz anders: Da haben die Airlines seit etwa 2012 massiv Kapazität angepasst und konsolidiert. Und das ist der Branche dort sehr gut bekommen.

Ist die Pleite des zweitgrößten europäischen Reisekonzerns auch ein Beleg für ein völlig verändertes Konsumentenverhalten?
Da spielen sowohl ein verändertes Angebot als auch eine sich verändernde Nachfrage eine Rolle: Auf der Angebotsseite beobachten wir seit Jahren einen Strukturwandel: Low-Cost-Airlines wie Ryanair und Easyjet bauen ihr Angebot in touristische Destinationen massiv aus, und auch Netzcarrier wie Lufthansa haben touristische Destinationen für sich entdeckt. Diese Airlines haben aber einen großen Vorteil: Sie können das saisonale Auf und Ab im touristischen Geschäft leichter abfedern als rein touristische Flieger. Auf der Nachfrageseite beobachten wir ein zumindest spezifisches Großbritannien-Problem: Der Brexit verunsichert. FlyBe ist vor einigen Monaten ins Trudeln geraten, weil Investoren erwarten mussten, dass FlyBe seine Flüge innerhalb der EU in einem Brexit-Szenario nicht mehr aufrechterhalten könne. Und im Fall Thomas Cook zögern die Briten offenbar, im Angesicht eines drohenden Brexits teure Urlaubsflüge zu buchen.

Die Gewerkschaften in Großbritannien werfen der Regierung vor, sie habe Thomas Cook hängen lassen. Soll der Staat in solchen Fällen eingreifen?
Das sollte man dem Markt überlassen. Airline-Strategien, die sich überlebt haben und die keine marktliche Daseinsberechtigung mehr haben, können auch mit staatlichen Mitteln nicht belebt werden. Was zu beweisen war.

Condor fliegt bisher weiter – wie lange noch?
Abwarten. Aber: Je mehr Seitenwind es gibt, desto genauer muss der Pilot beim Landeanflug auf die Mittellinie zuhalten. Daumen drücken für Condor also – die haben ja ein sehr gutes und restrukturierungserfahrenes Management.

Herr Goedeking, vielen Dank für das Interview.