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Luftfahrt-Experte erklärt, warum in China mehr Flugzeuge fliegen als vor Corona – und wieso Europa hinterherhinkt

Fliegen mit Hygiene-Konzept, wie etwa hier an Bord einer Maschine der "China Eastern Airlines".
Fliegen mit Hygiene-Konzept, wie etwa hier an Bord einer Maschine der "China Eastern Airlines".

Zwei Meldungen, zwei Trends: Der Bundesverband der Deutschen Luftverkehrswirtschaft (BDL) rechnet für die kommenden Monate zwar mit mehr Flügen an den deutschen Flughäfen, prognostiziert aber eine Kapazität von gerade einmal 41 Prozent des Vor-Corona-Niveaus.

Zur gleichen Zeit gibt die amerikanische Transportschutzbehörde TSA gut 7.000 Kilometer weiter westlich bekannt, dass die Zahl der Flüge am Memorial-Day-Wochenende (31. Mai) verglichen in Relation zur Vor-Corona-Zeit immerhin wieder bei 75 Prozent lag – Rekordwert seit Ausbruch der Pandemie.

Wieder voller: Die US-Flughäfen verzeichneten am Wochenende rund um den Memorial Day die höchste Zahl an Fluggästen seit Beginn von Corona.
Wieder voller: Die US-Flughäfen verzeichneten am Wochenende rund um den Memorial Day die höchste Zahl an Fluggästen seit Beginn von Corona.

Es ist ein bemerkenswertes Phänomen: Teilt man die Welt in die drei großen Luftverkehrsmärkte USA, China und Europa ein, dann stellt man fest, dass die Erholung in der Luftfahrt unterschiedlich schnell vonstatten geht – zumindest, wenn es um den Flugverkehr innerhalb der jeweiligen Regionen geht. Im Deutschen würde man das Inlandsflüge nennen, wobei bei der europäischen Betrachtung hier alle Flüge innerhalb Europas mitzählen.

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Vergleicht man die im Mai 2021 angebotene Zahl an Passagiersitzen mit der aus dem Mai 2019 – also deutlich vor Corona – stellt man fest, dass die Airlines in China sogar mehr Sitzkapazität anbieten als vor der Krise: nämlich 123 Prozent des Vor-Corona-Wertes. Während die USA immerhin bei 77 Prozent des Vor-Corona-Niveaus liegen, ist Europa erst bei 30 Prozent.

Warum sind diese Unterschiede so groß?

Erfolgsrezepte: Harter Lockdown und einheitliche Regelungen

Tobias Grosche, Professor an der Hochschule Worms und Experte für Flugplanung und Passagiernachfrageprognosen, kennt die möglichen Antworten auf diese Frage. Für ihn liegt etwa der Grund für die schnelle Erholung der chinesischen Luftfahrt im harten Lockdown der Chinesen und den daraus resultierenden niedrigen Fallzahlen.

Es sind aber auch die innerhalb Chinas beziehungsweise den USA geltenden einheitlichen Regelungen, die das Reisen deutlich erleichtern. In Europa dagegen gibt es mehr als 40 Länder – und selbst innerhalb der Europäischen Union mit ihren 27 Mitgliedsstaaten herrscht ein Flickenteppich an Einreiseregeln.

Wer verreisen will, kann das zwar seit einigen Wochen wieder tun, muss sich allerdings vorher durch einen Wust an Reise- und Sicherheitshinweisen wühlen, Tests machen, sich registrieren, QR-Codes ausdrucken – so wird das Reisen schnell zur Bürokratie.

Abhilfe schaffen könnte laut Tobias Grosche nur eines: „Es würde der Luftfahrt nicht einmal helfen, wenn es nur in Deutschland schnell voranginge – wir brauchen ein einheitliches Vorgehen innerhalb Europas.“ Der europäische Impfpass sei da ein guter erster Schritt.

Zahl der Langstrecken-Flüge weltweit immer noch eingebrochen

Blickt man auf die Langstrecke, also die Flüge zwischen den Kontinenten, sehen die Zahlen anders aus. Im Interkontinental-Verkehr standen im Mai 2021 die USA an der Spitze – mit 48 Prozent der Sitzkapazität verglichen mit Vor-Corona. Die Sitzkapazität der Langstrecke von und nach Europa war 35 Prozent niedriger als im Mai 2019.

In Sachen Langstrecke läuft in Asien im Moment wenig, hier wurden gerade einmal sieben Prozent der Sitzkapazität angeboten. „China ist nach wie vor dicht für die Außenwelt“, erklärt Grosche. „Man merkt, dass es in Asien einen echten Lockdown gab – die Fallzahlen sind nahe Null. Das spüren übrigens auch die europäischen Flugzeugbesatzungen, die unter extrem harten Quarantäne-Bedingungen in Asien übernachten müssen.“

Warten auf die Öffnung der USA

Die europäischen Airlines warten jetzt darauf, dass die USA flugwillige Europäer wieder privat und touristisch einreisen lassen – für Lufthansa und Co. ist der Atlantik einer der wichtigsten Märkte. Wann das sein wird, ist noch unklar. Die Spannweite der Gerüchte ist groß: Vom US-amerikanischen Unabhängigkeitstag am 4. Juli ist frühestens die Rede. Die pessimistische Rechnung geht sogar erst vom Herbst aus.

Wie wird sich das Reisen in Zukunft anfühlen, während die Pandemie langsam zur Endemie wird? Grosche kann sich vorstellen, dass an den Flughäfen noch mehr mit berührungslosen Technologien gearbeitet wird als jetzt und Temperaturmessungen zum Standard vor dem Boarding werden. „Am besten wäre es, wenn die Inzidenzwerte so weit sinken, dass Corona beim Reisen gar keine Rolle mehr spielt.“