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Luftfahrt befürchtet schlimmere Folgen durch das Coronavirus als durch Sars

Die Ausbreitung der Lungenkrankheit richtet bei den Airlines massive Schäden an. Im ersten Quartal könnten es bereits fünf Milliarden Dollar sein.

Die Hoffnung vieler Airline-Manager, dass die Ausbreitung der Lungenkrankheit Covid-19 schnell in den Griff zu bekommen sei, hat sich zerschlagen. Nachdem die Zahl der Infizierten in China – auch wegen neue Diagnosemethoden – in den letzten Tagen sprunghaft angestiegen ist, verlängern nun erste Fluggesellschaften die Aussetzung von Flügen.

So wird die Lufthansa-Gruppe mit ihren Marken Lufthansa, Swiss und AUA das chinesische Festland bis zum 28. März, dem Ende des Winterflugplans, nicht mehr ansteuern. Bisher war der Verkehr auf diesen Strecken nur bis zum 29. Februar ausgesetzt worden. Auf der Strecke nach Hongkong wird wiederum das Angebot etwas ausgedünnt, weil hier wohl die Nachfrage nachgelassen hat.

Auch die skandinavischen Gesellschaften SAS und Finnair verlängerten am Freitag ihren Flugstopp nach China. Schanghai und Peking würden nun bis zum 29. März nicht mehr angeflogen, hieß es. Air China wird wiederum ab der kommenden Woche die Verbindung von Düsseldorf nach China streichen.

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Branchenexperten schließen mittlerweile nicht mehr aus, dass der wirtschaftliche Schaden für die Branche weltweit die der Sars-Epidemie 2002/2003 übertreffen wird. Damals hat der Weltairline-Verband Iata diesen auf rund zehn Milliarden Dollar taxiert. Die Internationale Luftverkehrsvereinigung (Icao) geht davon aus, dass das Corona-Virus den Fluggesellschaften alleine im ersten Quartal Umsatzeinbußen von bis zu fünf Milliarden Dollar einbrocken wird.

Weltweit hätten 70 Airlines ihre Flüge von und nach China eingestellt, heißt es bei der Icao. Hinzu kämen 50 Fluggesellschaften, die ihr Angebot auf den Strecken deutlich reduziert hätten. Das bedeute rechnerisch, dass in den ersten drei Monaten des Jahres 20 Millionen weniger Fluggäste an Bord der Airlines begrüßt werden dürften als eigentlich geplant.

Passagieraufkommen geht deutlich zurück

Auch Analysten gehen mittlerweile von massiven Folgen für die Luftfahrt aus. So schätzt Daniel Röska von Bernstein Research, dass durch das Virus rund 20 Prozent des Branchenumsatzes „ins Risiko gesetzt“ werden. Stark betroffen seien natürlich die chinesischen Fluggesellschaften.

Röska prognostiziert, dass das Passagieraufkommen hier im ersten Halbjahr um 12,5 Prozent schrumpfen wird, mit Folgen für die Ergebnisse etwa von Air China und China Eastern. So könnte das Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen um zehn Prozent fallen.

Die Hongkonger Airline Cathay Pacific hat mittlerweile fast alle Verbindungen auf das chinesische Festland gekappt, mit heftigen wirtschaftlichen Folgen. Das Management hat Mitarbeiter gebeten, freiwillig in den unbezahlten Urlaub zu gehen.

Deutlich geringer seien die Auswirkungen für amerikanische Anbieter, glaubt Röska. Hier sieht der Experte zwei bis fünf Prozent des Umsatzes im Risiko. Gleichzeitig würde das Virus aber auch die Ölnachfrage bremsen, was zu sinkenden Preisen und damit zu einer Entlastung auf Kostenseite führe. Die größte Sorge sei, dass sich die Krankheit weiter ausbreite und auch auf anderen Strecken jenseits von China und Hongkong die Nachfrage zurückgehen könnte, warnt Experte Röske.

In Europa wiederum seien vor allem die großen drei Fluggesellschaften betroffen. Hier erwartet der Bernstein-Experte eine sechsmonatige Nachfrageschwäche. Am stärksten seien Lufthansa und Air France-KLM im China-Geschäft tätig, die britisch-spanische Airline-Holding IAG sei in diesem Markt dagegen nicht so stark.

Dass die Folgen des Virus größer werden könnten als bei Sars, begründen die Experten der Icao vor allem mit der engeren Anbindung Chinas an den weltweiten Luftverkehr. In den Jahren seit Sars habe sich die Frequenz auf den Strecken von und nach China verdoppelt.

Hinzu kommt: Gerade im Verkehr nach China hatten viele Anbieter ein deutliches Wachstum geplant und entsprechend vorbereitet. Laut Icao hätte die Kapazität auf diesen Verbindungen im ersten Quartal eigentlich um neun Prozent zulegen sollen. Nun würde diese um 80 Prozent gekappt.

Höhepunkt der Ansteckungswelle wohl noch nicht erreicht

Die neuen und wenig ermutigenden Prognosen für die Luftfahrtbranche gehen nicht zuletzt auf jüngste Zahlen zum Virus zurück. So meldeten die Behörden in Peking am Freitag mehr als 5000 Neuinfektionen. 64.000 Erkrankte gibt es in China mittlerweile, 1380 Menschen erlagen dem Virus.

Gesundheitsexperten können derzeit noch nicht erkennen, dass der Höhepunkt der Ansteckungswelle erreicht ist. Erst wenn die Zahl der Neuinfektionen erkennbar wieder sinken wird, besteht Hoffnung, dass auch der Luftverkehr von und nach China wieder aufgenommen werden kann.