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„Luftfahrt-Aktien sind nichts für Anfänger“: Darum raten Experten vom Kauf einer Flug-Aktie ab – trotz Reiseboom und Sommerferien

Menschen fliegen wieder mehr – lohnt sich das auch für Anleger?
Menschen fliegen wieder mehr – lohnt sich das auch für Anleger?

Um sich das Ausmaß der Pandemie in der Luftfahrtbranche vorzustellen, reicht ein Blick auf die Zahlen. Vor der Corona-Krise waren insgesamt rund 255.000 Personen bei den deutschen Fluggesellschaften und an den Flughäfen beschäftigt. Davon waren 80 Prozent, also mehr als 200.000 Menschen, im vergangenen Jahr in Kurzarbeit. 10.000 von ihnen haben wegen der Krise nun ihren Job verloren. Der Umsatz der deutschen Fluggesellschaften und Flughäfen ist im Frühjahr 2021 im Vergleich zum Vorkrisenjahr 2019 um 79 Prozent eingebrochen, erklärt der Bundesverband der Deutschen Luftverkehrswirtschaft auf Anfrage.

Doch seit ein paar Wochen kann sich die Luftfahrtbranche teils über einige Nachrichten freuen - trotz neuer Mutanten und Quarantäneregeln. Die Impfquote steigt und wer geimpft ist, traut sich auch zu reisen. In vielen Ländern reicht bei Rückkehr ein negativer Test, die Quarantänepflicht wird ausgesetzt. „Speziell für kurzfristigere Reisen noch in den Sommerferien 2021 verzeichnen wir weiterhin eine sehr hohe Nachfrage“, sagte Ralph Schiller, Chef des Reisekonzerns FTI.

Diese Entwicklung geben auch den Aktionären einen Grund zur Freude. Einige Aktien haben schon das Kursniveau vor der Pandemie erreicht, vor allem Billigflieger zählen dazu. Eine Ryanair-Aktie ist aktuell rund 15,80 Euro wert, fast genau so viel, wie Mitte 2019. Für eine Aktie von Wizz Air bezahlt ihr 51,30 Euro, einen ähnlichen Preis habt ihr Ende 2019, also vor Corona, gezahlt.

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Andere Flieger-Unternehmen sind dagegen immer noch im Minus. Vor allem die traditionellen, teils staatlichen Fluggesellschaften wie Lufthansa und Air France. Eine Lufthansa-Aktie ist 9,80 Euro wert, halb so viel, wie Mitte 2019. Die französische Flieger-Aktie, fast schon ein Pennystock, dümpelt bei einem Wert von 3,60 Euro. Ende 2019 war die Aktie knapp 10 Euro wert.

Warum kommen Billig-Airlines besser durch die Krise?

Um zu beantworten warum Ryanair und Co. nicht so im Minus stehen, wie etablierte Flugfirmen, müssen zwei Einnahmequellen eines Luftverkehrsunternehmens betrachtet werden: der Tourismus und die Geschäftsreisen.

„Bei dem touristischen Verkehr herrscht weitgehend Einigkeit, dass in den nächsten zwei bis drei Jahren, die alten Niveaus, was den Reiseverkehr betrifft, wieder erreicht werden können“, sagt Guido Hoymann, Head of Equity Research und Luftfahrt-Analyst beim Bankhaus Metzler im Gespräch zu Business Insider. Im Trend würden die Kurse „vermutlich eher nach oben als nach unten“ gehen, sagt der Experte.

Was den Geschäftsreiseverkehr betrifft, herrsche auch da Einigkeit, dass er vermutlich nicht so schnell beziehungsweise nicht auf absehbare Zeit auf die alten Niveaus ankommen wird. „Wegen den zahlreichen digitalen Möglichkeiten, die sich gerade während der Pandemie besonders bewährt haben, wird die ein oder andere Geschäftsreise wohl nicht mehr angetreten“, erklärt Hoymann.

Und hier kommt die Lufthansa ins Spiel. „Der Lufthansa macht der Einbruch der Geschäftsreisen mehr aus, als Ryanair oder anderen Billig-Airlines“, sagt der Analyst. Weil Ryanair und Easyjet im Wesentlichen nur Touristen befördern. Geschäftsreisen machen, laut Hoymann, bei der Lufthansa mindestens ein Drittel aller beförderten Personen aus. „Dadurch wird es bei der Lufthansa insgesamt noch länger dauern, als bei den Billig-Airlines, um aus der Krise zu kommen“, erklärt der Luftfahrt-Experte.

Der Frachtverkehr war Lufthansas „einziger Lichtblick“

Zudem nimmt die Lufthansa normalerweise viel Geld mit den Flügen in die USA ein. Dass diese wegen der Corona-Krise nun weggebrochen sind, sei ein großer Schlag für die Fluglinie.

Es gebe aber eine Ausnahme, bei der die Lufthansa besser als die Billig-Airlines abschneidet: der Frachtverkehr. Mit einem Umsatz von 2,8 Milliarden Euro im Jahr 2020 sei Lufthansa Cargo, laut Unternehmenswebsite, eines der weltweit führenden Unternehmen im Transport von Luftfracht. „Das war und ist ein Vorteil der Lufthansa, da die Ryanairs und Easy Jets, in diesem Geschäft nicht so stark mitspielen“, sagt Hoymann. Der Frachtbereich tat der Lufthansa gut und war ihr „einziger Lichtblick.“

Darum sind Luftfahrt-Aktien hochsensibel

Generell sei die Luftfahrt-Branche, laut dem Experten, immer schwierig. „Das ist keine Branche, wo man das Geld anlegt und dreißig Jahre nicht mehr draufschaut. So war sie nie und so wird sie auch nicht sein", sagt Hoymann. Jedes geopolitische Risiko, jede Art von Krise, Anschläge, Kriege oder jetzt die Pandemie mit den Reisebeschränkungen, würden gerade in dieser Branche stark einschlagen. Deswegen seien Luftfahrt-Aktien hochsensibel.

Dazu komme noch das Umwelt-Thema: „Die CO2-Emissionen stehen im Raum, da könnte es auch Verschärfungen geben und das liegt natürlich zusätzlich über der Branche“, erklärt der Flug-Spezialist.

Luftfahrtunternehmen gehören, laut dem Analysten, zu keiner „langfristigen, sicheren und berechenbaren Branche“. Deswegen könne er die Aktien „nicht verteufeln, aber man kann sie auch nicht uneingeschränkt empfehlen.“ Wegen der hohen Sensibilität sagt Hoymann klar: „Luftfahrt-Aktien sind nichts für Anfänger.“

Seine aktuelle Empfehlung für die Lufthansa-Aktie liegt bei Halten. Vorher empfahl er einen Kauf, aber wegen der Corona-Varianten und den neuen Quarantäne-Verordnungen hätten sich die kurzfristigen Aussichten wieder verschlechtert. „Die erhoffte Gewinndynamik wurde mit den Mutationen unterbrochen“, sagt der Banker.

Eine Investition in Flugaktien sei nicht „sinnvoll“

Auch Tobias Kramer, Börsen-Experte vom Youtube-Kanal „Echtgeld.TV“ und Herausgeber von DZB Portfolio, einem der führenden Fachpublikationen zum Thema Anlageberatung in Deutschland, sieht eine langfristige Investition in Flug-Aktien kritisch. „Die endgültigen Auswirkungen der Pandemie auf Geschäftsreisen sind weiterhin unklar und die Rückkehr zu früheren Umsätzen und Gewinnen damit extrem fraglich“, sagt er zu Business Insider. Kramer schätzt, dass beruflich veranlasste Flüge um zwei Drittel zurückgehen werden.

„Innerdeutsch wird durch bessere Technik für viele die Bahn attraktiver, leider nicht durch ein in den letzten Jahren wirklich verbessertes Leistungsangebot - da ginge noch einiges, sondern aufgrund einer pandemieangepassten, technisch besseren Ausstattung“, erklärt der Börsen-Experte.

Zudem sei eine Regierungsbeteiligung mit den Grünen, die laut Kramer wahrscheinlich sei, „kaum geschäfstfördernd für die heimische Lufthansa“. Daher sind für den Finanz-Profi Fluggesellschaften derzeit „keine sinnvoll erscheinende Investition“: „Kurzfristig agierende Anleger mögen hier über eine kurzfristige Spekulation nachdenken, das ist aber nicht mein Ansatz.“ Anlegern, die langfristig ihr Geld anlegen wollen, würde er es nicht empfehlen in Fluggesellschaften zu investieren, er „investiere“ lieber wieder in ein paar Flüge – für sich privat.