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Loyaler Helfer oder nerviger Kritiker? Wie Söders Sticheleien gegen Laschet in CDU und CSU ankommen

CDU-Chef Armin Laschet (links) und CSU-Vorsitzender Markus Söder
CDU-Chef Armin Laschet (links) und CSU-Vorsitzender Markus Söder

Wer dieser Tage in der CSU nach Erklärungen für die desaströse Lage von CDU und CSU im Umfragen sucht, hört meistens einen Namen: Armin Laschet. So sehr sich die Parteispitzen in München nach dem heftigen Machtkampf um die Kanzlerkandidatur auch um versöhnliche und loyale Töne bemüht haben, die Niederlage von Parteichef Markus Söder im Kandidatenpoker gegen den CDU-Chef hallt immer noch nach. "Mit Söder an der Spitze hätten wir die Probleme jetzt nicht", sagen viele Christsoziale.

Tatsächlich muss man bei der Union etwa vier Wochen vor dem Wahltag eine denkbar schlechte Ausgangslage für die anstehende heiße Phase des Wahlkampfs konstatieren. Auf schlappe 23 Prozent kommen CDU und CSU in Umfragen noch, genauso viel wie die SPD, am 26. September droht den schwarzen Schwesterparteien ein Debakel. Und mehr noch – dürften die Deutschen den nächsten Kanzler direkt wählen, könnte sich SPD-Kandidat Olaf Scholz seiner Sache wohl ziemlich sicher sein.

Wer sich die Lage in der Union aber genauer anschaut, der merkt schnell, dass das aktuelle Dilemma keineswegs nur Laschet in die Schuhe geschoben werden kann. Zwar trägt er als Kanzlerkandidat zweifelsohne eine ganz besondere Verantwortung, doch auch Söder muss sich berechtigte Fragen an seiner Rolle gefallen lassen, sowohl jetzt als auch besonders in dem Fall, dass die Union nach der 16-jährigen Ära von Angela Merkel (CDU) wirklich das Kanzleramt verlieren würde.

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In der CDU präsentiert sich die Gemengelage ebenfalls kompliziert: Viele sind hier stinksauer, weil Laschet es etwa in der Flutkatastrophe mit seinem unkontrollierten Lacher vergeigt hat, sich als Krisenmanager zu präsentieren. Zugleich gibt es aber auch zunehmende Irritationen über Söder – jüngst etwa, weil er beim offiziellen Wahlkampfauftakt in Berlin am vergangenen Samstag erneut nicht auf zahlreiche Spitzen gegen Laschet verzichten wollte.

Söders Forderungen oder Mahnungen, die Union müsse jetzt "endlich vernünftigen Wahlkampf machen" oder ins Kanzleramt komme man nicht per Schlafwagen, fallen immer auch auf Laschet zurück. Er erwarte, dass Söder jetzt mit seinen Sticheleien aufhöre "und dass er auch den gemeinsamen Wahlsieg mit uns will und er kämpft", sagte jüngst nach einem Bericht des "Tagessiegel" auch Ex-Unionsfraktionschef Friedrich Merz (CDU) bei einer Veranstaltung im Sauerland.

Der Elefant stehe doch längst im Raum, sagen andere CDU-Strategen, die über Söders Vorgehen auch nicht glücklich sind. Der Bayer lenke damit ja jedes Mal den Fokus auf Laschet und so vom Mitbewerber ab, wird argumentiert. Hört man sich unter führenden CDU-Politiker in den Ländern um, gibt es auch noch viel deutlichere Kritik an Söder. Unfassbar nervig sei dessen Auftreten, heißt es hinter vorgehaltener Hand. Der CSU-Chef sei destruktiv unterwegs, das komme in der CDU nicht gut an. Söder müsse aufpassen, sich nicht selbst zu schaden.

Aber in hohen CDU-Kreisen wird auch Verständnis für Söder laut. Dass er mit der Lage um Laschet nicht zufrieden sein könne, sei klar. Und nach dem knallharten Zehn-Tage-Machtkampf um die Kanzlerkandidatur im Frühjahr, bei dem Söder Laschet letztlich unterlegen war, könne man von dem CSU-Chef ja auch kaum verlangen, dass er glücklich sei.

Doch es sind nicht nur diese Sticheleien, die in der Union und auch unter den auf Harmonie bedachten konservativen Stammwählern für Unruhe sorgen. Dass Söder sich in den gleichen Reden auch für Laschet ausspricht, wirkt eben nur wenig glaubwürdig. Die Lage für Söder wird umso schwieriger, wenn man berücksichtigt, wie jedes Wort interpretiert wird: Kritisiert er Laschet zu viel, gilt er als unversöhnlicher Störenfried, weil er ja selbst Kanzler werden wollte. Verzichtet er aus Gründen der Loyalität auf Kritik, wird ihm das in den eigenen Reihen als Führungsschwäche ausgelegt.

Was angesichts der zweifelsohne vielen Fettnäpfchen, in die Laschet in den vergangenen Wochen mit Schwung getreten ist, auch gerne vergessen wird: Die CSU steht in Bayern auch keineswegs blendend dar - jüngst kamen die Christsozialen in einer Umfrage auch auf gerade mal 34,5 Prozent und landete damit deutlich unter dem bisher historisch schlechten Ergebnis der Bundestagswahl 2017 (38,8 Prozent). Auch wenn die Gründe hierfür in München gerne sofort im Bundestrend verortet werden, als alleinige Erklärung greift dies sicher zu kurz.

Denn wie Laschet und die CDU haben es auch Söder und die CSU bisher nicht geschafft, im Wahlkampf erfolgreich Themen zu setzen. Corona hier, Steuersenkungsforderungen (auch an Laschet) da und ab und zu auch ein wenig Klimaschutz – für eine Partei wie die CSU, die sich als Taktgeber versteht, klafft eine gehörige Lücke zwischen Anspruch und Realität. Und noch etwas muss sich Söder ebenso ankreiden lassen wie Laschet: Die Vorhersage, nicht die SPD, sondern die Grünen seien der Hauptgegner im Wahlkampf, hat sich als Trugschluss erwiesen.

Innerhalb der CSU gibt es somit durchaus auch einen wachsenden Unmut über Söders Rolle im bisherigen Wahlkampf. Während die einen ihm fehlende Loyalität und Unterstützung gegenüber dem gewählten Spitzenkandidaten Laschet vorwerfen, wünschen sich andere Kritiker das genaue Gegenteil durch eine klarere Kante gegen Laschet.

Wie man es auch dreht und wendet – das Gesamtbild der Union im Wahlkampf wirkt mehr gezwungen denn in sich schlüssig. Dazu passt auch, dass sich Söder und Laschet nicht gerade um gemeinsame Auftritte reißen. Gerade in der Pandemie wäre es ein Leichtes gewesen, sich gegenseitig bei den Veranstaltungen zumindest für ein Grußwort zuschalten zu lassen - Söder bei der CDU, Laschet bei der CSU. Doch wie so oft bleibt auch die CSU zum Auftakt ihres Wahlkampfes am Dienstag in Unterschleißheim lieber unter sich - auch eine Aussage.

dpa/lp