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Londoner Börse LSE verkauft Borsa Italiana für 4,3 Milliarden Euro

Die Mailänder Börse geht an Euronext, die italienische Förderbank CDP und Intesa Sanpaolo. Die LSE verhandelte seit Monaten mit der Mehrländerbörse.

Schneller als erwartet ging der Verkauf über die Bühne: Wie die London Stock Exchange (LSE) am Freitagmorgen mitteilte, verkauft sie die Mailänder Börse an das europäische Konsortium Euronext zusammen mit CDP Equity, einem Fonds der staatlichen italienischen Förderbank Cassa Depositi e Prestiti (CDP), sowie der Großbank Intesa Sanpaolo.

Der Kaufpreis für die Borsa Italiana betrage 4,325 Milliarden Euro, teilte die LSE am Morgen mit. Italienische Medien hatten am Tag zuvor noch über einen Preis von 3,75 Milliarden spekuliert. Zur Mailänder Börse gehört auch die Staatsanleihen-Handelsplattform MTS.

Vor einem Monat hatte die LSE exklusive Verhandlungen mit dem Euronext-Konsortium aufgenommen, das an sieben Börsenplätzen in Europa vertreten ist. Damit waren die Mitbieter Deutsche Börse und die Schweizer Börse SIX aus dem Spiel. Die Transaktion soll in der ersten Hälfte des kommenden Jahres abgeschlossen sein, heißt es in einer Mitteilung der LSE.

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Die italienische Börse, die am Markt mit drei bis vier Milliarden Euro bewertet wird, gehört seit Oktober 2007 zur LSE. Damals wurde ein Übernahmepreis von 1,878 Milliarden Euro gezahlt.

Der Verkauf der Mailänder Börse hat einen Wettbewerbshintergrund: Die Londoner Börse will den US-Datenanbieter Refinitiv übernehmen, das Geschäft hat ein Volumen von 27 Milliarden Euro. Dafür ist allerdings grünes Licht der Brüsseler Wettbewerbsbehörde nötig. Der Verkauf der italienischen Tochter war eine der Bedingungen. Die EU will Mitte Dezember entscheiden. „Wir machen gute Fortschritte im Fall Refinitiv, und wir glauben, dass der Verkauf von Borsa Italiana signifikant dazu beiträgt, die Probleme mit der EU-Wettbewerbsbehörde zu verbessern“, erklärte am Freitag David Schwimmer, CEO der LSE.

Raffaele Jerusalmi, CEO der Mailänder Börse, sagte: „Es war eine lange Erfolgsgeschichte zusammen mit der LSE, wir konnten zwölf Jahre lang das Business entwickeln.“ Jetzt beginne eine neue Phase mit neuen Geschäftspartnern, um zur Entwicklung der europäischen Märkte beizutragen.

Die beiden italienischen Euronext-Partner, CDP und Intesa Sanpaolo, werden künftig mit 7,3 und 1,3 Prozent beteiligt sein. Da es sich bei der CDP um eine staatliche Förderbank handelt, ist nun erneut der italienische Staat mit im Spiel und verstärkt mit dem Deal das wirtschaftspolitische Engagement der Regierung.

Erst vor ein paar Tagen war die Fusion der beiden nationalen Finanzdienstleister Nexi und Sia verkündet worden, die bis Mitte 2021 durchgeführt wird. Auch dabei ist der Staat eingebunden: Das Unternehmen Sia ist eine Tochtergesellschaft von CDP Equity.

„CDP weitet ihr Engagement als langfristiger Investor zur Unterstützung der Unternehmen aus“, erklärte Fabrizio Palermo, der CEO der staatlichen Förderbank. Die Unternehmen könnten von einem Kapitalmarkt unter italienischer Führung profitieren in einem größeren europäischen Kontext.

In der neuen Gruppe sollen zwei Italiener Aufsichtsratsmandate bei Euronext bekommen. Und der bisherige CEO der Mailänder Börse wird in die Governance eingebunden.

Wirtschafts- und Finanzminister Gualtieri hatte als Kommentar zu den Kaufverhandlungen gesagt, dass so die strategische Bedeutung der Mailänder Börse für italienische Unternehmen steigen werde. „Die Borsa Italiana kann einen fundamentalen Beitrag zum Neustart des Landes leisten, vor allem, wenn sie die Gelegenheit ergreift, eine tragende Rolle im Binnenmarkt und bei dem europäischen Projekt einer Kapitalmarktunion zu spielen“, so Gualtieri.

Skeptischer ist der Ökonom Rony Hamaui von der Mailänder Universität Cattolica: Der Deal stärke zwar einerseits die Position der Mailänder Börse im Wettbewerb mit der europäischen Konkurrenz. Allerdings sei der Kaufpreis verhältnismäßig hoch. „Zudem ist keineswegs gesichert, dass die italienischen Unternehmen sich jetzt beeilen werden, an die Börse zu gehen.“

Mehr: Durch den Übernahmepoker um die Borsa Italiana kommt Bewegung in den Sektor: Brauchen wir einen europäischen Börsenchampion? Zwei Meinungen.