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„Wenn es einen Lockdown gibt, wird es dramatisch“

Während Hoteliers mit Umsatzeinbrüchen kämpfen, gibt es keine Einigung zum Beherbergungsverbot. Dramatisch ist die Lage wegen strenger Quarantäne-Regeln in Mecklenburg-Vorpommern. Hotelleiterin Susann Plath berichtet.

Susann Plath leitet das Hotel „THE GRAND“ in Ahrenshoop an der Ostsee.

WirtschaftsWoche: Frau Plath, die Bundeskanzlerin und die Ministerpräsidenten haben die Entscheidung zum Beherbergungsverbot vertagt. Was bedeutet das für Sie?
Susann Plath: Das ist absolut unbefriedigend. Menschen aus Risikogebieten dürfen nicht einreisen, ohne fünf Tage in Quarantäne zu gehen. Sie weichen stattdessen auf andere Bundesländer aus. Einige Hoteliers in Thüringen zum Beispiel haben dadurch mit zu viel Andrang zu kämpfen, weil sie sich auf weniger Betrieb in der Nachsaison eingestellt haben. Eine bundeseinheitliche Lösung würde helfen.

Wie stehen Ihre Gäste zu den Beschlüssen der Politik?
Wir erleben viel Unverständnis derer, die nicht kommen dürfen. Das sind Menschen aus der Bildungsschicht, wohlsituierte Leute, die verärgert sind. Einige Gäste fragen uns sogar, ob sie nicht doch anreisen dürfen – „fällt ja nicht auf“. Sicher, eine Situation wie Corona gab es bisher noch nicht. Aber so viel Unverständnis wie derzeit habe ich noch nicht erlebt. Die Menschen sind müde in Anbetracht der ständig wechselnden Entscheidungen.

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Entscheidungen sind ein gutes Stichwort. Was haben Sie sich von der gestrigen Konferenz erhofft?
Quarantänepflicht nein, aber Test ja – das wäre ein befriedigendes Ergebnis. Die Gäste sind sogar bereit, für den Test zu zahlen. Aber die Quarantäneauflagen in Mecklenburg-Vorpommern machen Einreisen für Menschen aus Risikogebieten unmöglich. Niemand will seinen Urlaub im Zimmer verbringen. Die Gäste kommen im Herbst für Kurzaufenthalte, das würde sich gar nicht lohnen.

Mussten Sie Gäste nach Hause schicken?
Zum Glück nicht, weil wir alle vorher informieren konnten. Viele haben frühzeitig storniert oder umgebucht. Einige dagegen haben den gestrigen Abend abgewartet und gehofft, dass die Quarantäne- oder sogar die Testpflicht aufgehoben wird.

Wieviel Umsatzeinbußen haben Sie erlitten?
25 bis 30 Prozent des Umsatzes sind diese und vergangene Woche weggefallen. Aber so schlimm wie im März ist es noch nicht. Immerhin können Menschen aus Nichtrisikogebieten anreisen. Man kann noch wirtschaften.

Denken Sie über erneute Kurzarbeit nach?
Ja, definitiv. Um die Einbußen phasenweise zu überbrücken und die Kosten so gering wie möglich zu halten. Derzeit können die Angestellten Urlaub abbauen, deshalb kommen wir gerade zurecht. Aber mit den vielen Fragezeichen können wir nicht kalkulieren.

Sie haben im Mai gegen die Oberbelegungsgrenze von 60 Prozent geklagt und vor dem Oberverwaltungsgericht verloren. Werden Sie erneut klagen?
Den Part übernehmen diesmal andere Hoteliers. Es sind mehrere Klagen in Vorbereitung, eine ist sogar schon eingereicht, wenn ich richtig informiert bin. Klar, es geht um Menschenleben. Da kann ich gut verstehen, dass Beschlüsse schwierig sind. Aber die Quarantäne-Verordnung ist unverhältnismäßig und wettbewerbshindernd.

Ist nicht eigentlich der Deutsche Hotel- und Gaststättenverband für Klagen zuständig?
Eigentlich ja. Wenn sich der Verband diesmal rechtlich um das Thema kümmert, würde mich das freuen.

Ministerpräsidentin Manuela Schwesig hat sich in den letzten Tagen massiv gegen eine Lockerung des Beherbergungsverbots ausgesprochen. Wie bewerten Sie das?
Mecklenburg-Vorpommern wird lange als schwieriges Reiseland in Erinnerung bleiben. Gerade Neukunden werden verprellt. Dabei gab es nicht einen Infektionsfall innerhalb eines Unternehmens der Hotelbranche. Es ist schade, dass Frau Schwesig nicht erkennt, wie wichtig dieser Wirtschaftszweig ist. Es geht auch um Langzeitschäden.

Ist es schon Teil des bevorstehenden Wahlkampfs, dass sie die Maßnahmen nicht lockert?
Absolut. Ich denke, es fällt ihr schwer, einen Schritt zurück zu machen. Wenn die Zahlen steigen, würde es auf sie zurückfallen.

Wie lange können Sie die Krise noch durchhalten?
Das ist schwer zu sagen. An Weihnachten und Silvester kommen normalerweise viele Gäste zu uns. Ob wir uns auf die Einnahmen verlassen können, steht noch in den Sternen. Mit zusammengebissenen Zähnen und staatlichen Hilfen schaffen wir es bis zum Frühjahr. Aber wenn es einen zweiten Lockdown gibt, wird es dramatisch.

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