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Sparpaket steht: MAN baut 3500 Stellen in Deutschland ab

Management und Betriebsrat des Lkw-Herstellers haben sich auf ein Sanierungsprogramm geeinigt. Künftig will die VW-Tochter auf Strom und Wasserstoff setzen.

Das Management des Lkw-Herstellers MAN hat sich mit dem Betriebsrat auf ein umfangreiches Sparpaket geeinigt. Geplant seien jährliche Einsparungen von bis zu 1,7 Milliarden Euro, wie Markenchef Andreas Tostmann am Dienstag mitteilte.

Mit den geplanten Einschnitten soll das angeschlagene Unternehmen in die Gewinnzone zurückkehren. MAN gehört wie Scania zu Volkswagens Lkw-Tochter Traton. Im Gegensatz zur Konzernschwester zählen die Münchener eher zu den schwächer aufgestellten Herstellern von Nutzfahrzeugen.

Ursprünglich hatte der Vorstand massivere Schritte geplant. So sollte das Volumen bei mindestens 1,8 Milliarden Euro liegen; Topmanager hatten unter der Hand sogar ein Ziel von zwei Milliarden Euro genannt. Abstriche musste Tostmann beim Stellenabbau machen. Vorstand und Gewerkschaften einigten sich nun auf die Streichung von rund 3500 Arbeitsplätzen in Deutschland.

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Hinzu kommen noch einmal rund 2200 Jobs, sollte das Werk in Steyr in Österreich dichtgemacht werden. Auf betriebsbedingte Kündigungen will der Konzern verzichten, wie Betriebsrat und Vorstand erklärten.

Für den österreichischen Standort sucht Tostmann wie auch für die ostdeutsche Fabrik in Plauen neue Eigentümer. Sollte kein Käufer gefunden werden, dann schließt MAN das Werk.

Stellenabbau-Pläne deutlich reduziert

Noch im September hatte das Unternehmen von einem Abbau von bis zu 9500 Arbeitsplätzen gesprochen. Dieses Ziel ist nun vom Tisch – dabei werden die Belastungen für die Umsetzung der Sparmaßnahmen höher: Hatte MAN damals noch von Sanierungskosten im mittleren bis oberen dreistelligen Millionenbereich gesprochen, so liegt die Summe nun nach Angaben der Firma eindeutig an der oberen Kante.

MAN-Chef Tostmann musste also das Paket zurückschneiden und dabei höhere Ausgaben verbuchen. Der Grund dafür liegt im Widerstand aus den Reihen der IG Metall.

Von allen Konflikten mit Gewerkschaften innerhalb der Volkswagen-Welt gehörte der bei MAN zu den wohl heftigsten. MAN-Betriebsratschef Saki Stimoniaris hatte eine Marginalisierung der Firma unter dem Dach der Lkw-Holding Traton befürchtet, bei der massenhaft Jobs gestrichen und die hauseigene Entwicklung faktisch dichtgemacht werden würde.

Ungewöhnlich scharf hatte er das Management attackiert, insbesondere das Aufkündigen der Standortsicherungsverträge. Nun ist der Betriebsratschef zufrieden: „Es ist ein Ergebnis in wirtschaftlich unsicheren Zeiten; keine betriebsbedingten Kündigungen an den deutschen Standorten“, sagte Stimoniaris am Dienstag.

Operative Marge soll steigen

Die Einschnitte gelten im VW-Management als unumgänglich, denn MAN steckt in der Verlustzone. Der Traditionskonzern kämpfte schon vor der Coronakrise mit wirtschaftlichen Problemen. Die Pandemie verschärfte die Lage – um rund ein Drittel brach der Absatz in den ersten drei Quartalen des vergangenen Jahres ein. Der operative Verlust lag 2020 bei über 400 Millionen Euro.

Aufgeschreckt von dem Verlust forderte das Management von Volkswagen harte Einschnitte bei MAN. Schon mehrfach hatte die Firma Kostenprogramme aufgelegt. Allerdings waren die oftmals halbherzig, wie ein Topmanager klagte. Während im VW-Konzern in den vergangenen Jahren mehrere Zehntausend Stellen abgebaut wurden, wuchs der Druck auf die defizitäre Lkw-Tochter.

Auch wenn das Sparpaket nun geringer ausfällt, so sieht MAN-Chef Tostmann das Ziel einer operativen Marge von acht Prozent für erreichbar an. Wann diese Marke aber erreicht wird, das ließ er offen. Bislang hatte MAN das Ziel im Jahr 2023 erreichen wollen.

Ungeachtet der Zugeständnisse, die der Betriebsrat durchgesetzt hat, schätzt Tostmann die Chancen für eine Neuaufstellung der Firma für gut ein. Gemeinsam würden Arbeitnehmer und Management die Neuausrichtung auf die Zukunftsfelder Digitalisierung und alternative Antriebe umsetzen, sagte er. „Das wird ein langer und steiniger Weg.“

Unter dem Druck der EU-Klimavorgaben soll MAN völlig neu ausgerichtet und zu einem „führenden Nutzfahrzeughersteller im Bereich Elektro- und Wasserstoffantriebe“ umgebaut werden.