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Die Lira braucht nicht nur höhere Leitzinsen, sondern auch mehr Glaubwürdigkeit

Die positiven Marktreaktionen auf den Chefwechsel bei der türkischen Notenbank zeigen: Der Wert einer Währung hängt nicht nur vom Leitzins ab.

Investoren auf der ganzen Welt fordern vom türkischen Präsidenten, die Leitzinsen zu erhöhen. Nur so könne ein Verfall der Lira aufgehalten werden.

Nun hat Erdogan den Gouverneur der Zentralbank entlassen und der Finanzminister seinen Rücktritt eingereicht. Der Leitzins ist derselbe. Doch die Märkte reagieren prompt: Die Lira steigt um zwischenzeitlich fünf Prozent, die Börse steigt so stark wie noch nie, Gold wird in der Türkei günstiger.

Das zeigt einerseits: Eine kluge Geldpolitik hängt nicht nur vom Leitzins ab, sondern auch von den handelnden Bürokraten und Politikern, die ihn steuern. Doch mit der Ernennung eines neuen Notenbankchefs sind die Probleme der Lira noch nicht beseitigt.

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Der Zusammenhang zwischen einem sinkenden Leitzins und fallenden Wechselkursen ist zwar auch in der Türkei unübersehbar. In der Amtszeit des Ex-Notenbankchefs sanken die Zinsen um mehr als 15 Prozentpunkte. Die Lira verlor im selben Zeitraum fast die Hälfte ihres Wertes.

Akute Auslöser des Währungsverfalls waren jedoch weniger die konkreten Politikschritte der Zentralbank, sondern Aussagen aus dem Wirtschaftsmanagement der Regierung sowie Statistiken über die türkische Volkswirtschaft.

So verlor die Lira zwar auch immer dann, wenn wieder die Leitzinsen gesenkt worden waren. Richtig unter Druck geriet die türkische Währung allerdings zuletzt eher, wenn sich das Außenhandelsdefizit des Landes ausweitete. So wie in diesem Sommer. Ebenfalls wertete die Lira deutlich ab, als klar wurde, dass im Zuge der Corona-Pandemie die Reserven der Notenbank empfindlich abgeschmolzen waren.

Umgekehrt hatte eine Erhöhung des Leitzinses im September nur kurzzeitig für eine Kurserholung gesorgt. Danach setzte die türkische Währung zum schärfsten Kursverlust der vergangenen Jahre an.

Nachfolger bewirkt größten Tagesgewinn der Lira seit 2018

Auch Aussagen des türkischen Finanzministers haben immer wieder zur Verwirrung der Märkte beigetragen. In einem Interview im August antwortete Albayrak auf die Frage, ob die Bürgerinnen und Bürger angesichts der Lira-Schwäche besorgt sein sollten, lapidar, dass der Dollar in der türkischen Volkswirtschaft doch gar keine Rolle spiele. „Bösartige Aktionen aus dem Ausland gegen unsere Währung funktionieren nicht mehr, weil wir uns davon unabhängig gemacht haben“, erklärte der 42-jährige Minister seine Sicht der Dinge.

Es sind solche Aussagen, die Investoren dazu bewegen, die Türkei zu meiden. Es ist daher richtig, dass Erdogan den Notenbankchef ausgetauscht hat. Allein mit seiner Aussage, sein Vorgehen strikt an der Preisstabilität zu orientieren, bewirkte der Nachfolger den größten Tagesgewinn der Lira seit 2018. Und dabei hatte Agbal das Wort „Zinserhöhung“ noch nicht einmal in den Mund genommen.

Erdogan sollte sich diese Lektion merken. Man gewinnt nicht gegen die Märkte, indem man sich mit aller Macht gegen sie stellt, sondern gewinnt das Vertrauen der Investoren, indem man die Unabhängigkeit der Institutionen stärkt. Dann wird auch der Leitzins zweitrangig.