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Nach Linkedin-Nachricht: Karl-Theodor zu Guttenberg steigt bei Govradar ein

Der frühere Verteidigungsminister engagiert sich seit Jahren in der Startup-Szene. - Copyright: dpa
Der frühere Verteidigungsminister engagiert sich seit Jahren in der Startup-Szene. - Copyright: dpa

Gründer und CEO Sascha Soyk war Anfang des Jahres auf einer Wehrübung in Bad Reichenhall, als Karl-Theodor zu Guttenberg (CSU) ihn am Handy anrief und Interesse an einem Investment in Govradar bekundete. „Kurze Zeit später besuchte er uns in München“, erzählt Soyk im Gespräch mit Gründerszene. Jetzt steigt der ehemalige Verteidigungsminister, gemeinsam mit anderen prominenten Investoren, bei dem Govtech aus München ein.

Es geht um ein Seed-Investment in Höhe von einer Million Euro. Neben zu Guttenberg investieren der Ex-Chef des Industriekonzerns Linde, Wolfgang Reitzle, sowie die Gründer des Finanzportals Finanzcheck, Andreas Kupke und Moritz Thiele. Auch der frühere Chef des Beratungsunternehmens Roland Berger, Burkhard Schwenker, ist an Bord. Soyk war vor seiner Gründerkarriere selbst als Strategieberater bei Roland Berger tätig.

Gründer schrieb zu Guttenberg mehrmals über Linkedin

Der Kontakt zu Karl-Theodor zu Guttenberg sei maßgeblich über Linkedin zustande gekommen, wie Soyk erzählt. Demnach habe er den Verteidigungsminister mehrfach über das Karrierenetzwerk angeschrieben. Anfang dieses Jahres rief der Ex-Verteidigungsminister schließlich an – ausgerechnet während einer Bundeswehrübung im bayrischen Bad Reichenhall.

Sascha Soyk, der in diesen Tagen Vorträge und Kundengespräche in München, Berlin und Köln hält, will mit Govradar den Beschaffungsprozess von Waren und Dienstleistungen wie beispielsweise Laptops oder Einrichtungsgegenstände im öffentlichen Sektor erleichtern. Konkret sollen Behörden und Ministerien über die Plattform des Startups Ausschreibungsunterlagen erstellen können, etwa Produkt- und anbieterneutrale Leistungsbeschreibungen.

Bundesinnenministerium ist schon Kunde

Über 70 Kunden nutzen die Plattform bereits, darunter diverse Landkreise und Städte wie Magdeburg, Hamburg und Ulm. Aber auch das Bundesinnenministerium (BMI) sei Kunde. Nach oben ist noch viel Raum: In Deutschland gibt es Soyk zufolge rund 30.000 öffentliche Vergabestellen. Und laut dem Deutsche Städte- und Gemeindebund wird das Marktvolumen aller öffentlichen Aufträge auf mehr als 300 Milliarden Euro geschätzt.

Bislang sind Beschaffungsverfahren in den meißten Kommunen und Ländern sehr bürokratisch und kompliziert. Die Anschaffung von teils banalen Dingen wie Computer oder Stühlen kann schnell Jahre dauern. Im Bundesverteidigungsministerium mahlen die Mühlen besonders langsam. So berichtete der Spiegel etwa zuletzt, dass das Ministerium, zuständig für die Bundeswehr, rund sechs Jahre gebraucht haben soll, um seinen eigenen Soldaten in Estland 200 Kniepolster zu beschaffen. Die Kritik an zu langen Beschaffungszyklen ist insbesondere seit Beginn des Ukrainekrieges immer lauter geworden.

„Wird Zeit, dass Pistorius mal aufräumt“

Soyk ist Reserveoffizier bei der Bundeswehr. Regelmäßig übt er mit seiner Reserve-Kompanie etwa das Klettern und schießen in den bayrischen Voralpen. Die Bundeswehr als Kunden zu haben, das sei für ihn ein Herzensanliegen. Darum habe der Gründer diese Woche vor zwei Bundeswehreinrichtungen gepitcht. Allerdings ohne Erfolg. „Der eine schickt dich zum nächsten. Das ist der Wahnsinn. Es wird Zeit, dass Pistorius mal aufräumt“, sagt Soyk.

Profitabel ist Govradar seit der Gründung 2020 noch nicht. Soyk peilt bis 2026 allerdings Millionenumsätze im zweistelligen Bereich an. Das nun frisch eingesammelte Kapital soll ihm auf dem Weg dahin helfen. Unter anderem soll der Sales-Bereich ausgebaut werden – und die Plattform zu einer KI-gestützten Plattform weiterentwickelt werden – à la Open Ai. Ausschreibungen sollen dadurch künftig automatisch generiert werden. Das Ganze wird vor allen Dingen von Soyks rechter Hand, CTO Daniel Faber, geleitet. Er ist seit Mai 2021 an Bord.

Govradar stellt keine Bewerber aus China und Russland ein

In Sachen Datenschutz agiert das Startup, auch aus Interesse vieler Kommunen und Städte, sensibel. So werden die Daten von Kunden ausschließlich in Deutschland gehostet. Und auch das Thema Personal behandelt Soyk mit Vorsicht. Bewerber mit Staatsbürgerschaften in Ländern wie China, Iran oder Russland stellt der Gründer beispielsweise nicht an. Zu groß sei die Sorge vor Spionage und Datenmissbrauch.

Soyk war vor Govradar bei der umstrittenen US-Datenfirma Palantir angestellt. Es soll seine Aufgabe gewesen sein, Lösungen zu erarbeiten, wie man das Datenanalysetool der Firma an die Polizei und Nachrichtendienste in Deutschland bringen kann. Da das Unternehmen jedoch sehr stark in der Kritik stand, verließ der Gründer das Unternehmen wieder. Erfahrungen sammelte der Bundeswehrreservist auch beim Aufbau des Cyber Innovation Hub der Bundeswehr, der eigenen kleinen Startup-Schmiede der Streitkräfte.