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Linde hebt Gewinnprognose erneut an

Der Gasekonzern wächst robust, die Integration mit Praxair kommt voran. Doch Arbeitnehmer beklagen, dass diese Zusammenschlüsse Arbeitsplätze kosten.

Das Unternehmen hat erneut seine Prognose nach oben angepasst. Foto: dpa
Das Unternehmen hat erneut seine Prognose nach oben angepasst. Foto: dpa

Der neu formierte Linde-Konzern präsentiert sich trotz Konjunkturabkühlung in robuster Verfassung. Im dritten Quartal steigerte der Weltmarktführer bei Industriegasen den Umsatz um vergleichbar vier Prozent auf sieben Milliarden Dollar. Das angepasste operative Ergebnis verbesserte sich um 16 Prozent auf 1,4 Milliarden Dollar. Die Zahlen spiegelten den unerbittlichen Fokus auf operative Exzellenz wider, sagte Linde-Chef Steve Angel.

Demonstrativ schraubte der amerikanische CEO das Gewinnziel zum dritten Mal in diesem Jahr nach oben. Das Ergebnis je Aktie werde 2019 zwischen 7,25 und 7,30 Dollar liegen, teilte Linde am Dienstag mit. Das wären immerhin 17 bis 18 Prozent mehr als im Vorjahr. Investoren zeigten sich erfreut: Die Linde-Aktie legte am Mittag in Frankfurt um zwei Prozent auf 187 Euro zu.

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Die Zahlen geben Einblick in die Lage des Konzerns, nach dem vor gut einem Jahr abgeschlossenen Zusammenschluss mit Praxair aus den USA, mit dem Linde die Weltmarktführung zurückeroberte. Der heutige Chairman Wolfgang Reitzle wollte Linde mit diesem Schritt wetterfest machen für konjunkturell schwierigere Zeiten.

Das gelingt ihm offenbar, denn für weite Teile der Wirtschaft insgesamt war das Quartal zwischen Juli und September extrem schwierig. So setzte die Zurückhaltung der Kunden den Chemiekonzernen massiv zu: Allein bei BASF betrug der Gewinneinbruch im dritten Quartal rund 30 Prozent.

Weniger entspannt ist bis heute das Verhältnis zwischen Management und Arbeitnehmervertretern der neuen Linde Group. Sie kritisieren den Zusammenschluss weiterhin, werten ihn als heimliche Übernahme durch die Amerikaner. Zentraler Vorwurf: Die Synergien, die schon zum jüngsten Gewinnzuwachs beigetragen, würden auf Kosten von Arbeitsplätzen in Deutschland geborgen.

Noch im Frühjahr 2017 hatten sich etwa 1000 Demonstranten vor der Linde-Zentrale im Herzen von München eingefunden und gegen den geplanten Zusammenschluss demonstriert. Der Widerstand war am Ende vergeblich.Zweieinhalb Jahre später wird nun die schicke Linde-Zentrale in der Nähe des Viktualienmarkts geräumt.

Die alte Vorstandsetage im vierten Stock ist bereits weitgehend leer, bis Ende des Jahres sollen alle gut 200 Arbeitsplätze an den Linde-Standort Pullach verlagert werden. „Es wird schon fleißig gepackt und entsorgt“, berichten Linde-Mitarbeiter.

Langfristige Lieferverträge

Die Amerikaner seien wie erwartet sehr kosten- und effizienzorientiert, heißt es im Umfeld von Linde. Genau deswegen habe Reitzle aber ja die Fusion und Angel als CEO gewollt. Laut Arbeitnehmern will Linde 850 von 7000 Arbeitsplätzen in Deutschland streichen. „Diese Fusion, die eigentlich eine Übernahme von Linde ist, ist nur für die Aktionäre eine Erfolgsgeschichte“, sagte IG-Metall-Bezirksleiter Johann Horn.

In der Tat hat sich der Zusammenschluss für die Investoren bislang gerechnet. Allein in den vergangenen zwölf Monaten ist der Linde-Aktienkurs um etwa 30 Prozent gestiegen – und damit doppelt so stark wie der Dax-30. In Sachen Stellenabbau gibt es zwei Lesarten: Nach Einschätzung der Arbeitnehmervertreter birgt Angel jetzt die versprochenen Synergien in Höhe von 1,1 Milliarden Dollar zu Lasten der deutschen Seite.

Dagegen heißt es in Industriekreisen, nun würden unter anderem manche Überlappungen vor allem in der Verwaltung abgebaut. „Da wird immer etwas überflüssig, wenn sich zwei Unternehmen zu einem zusammenschließen.“ Ansonsten habe es aber auch bei der alten Linde immer wieder Effizienzprogramme gegeben. So waren im Zuge des Programms „Lift“ ähnlich viele Stellen gestrichen worden.

Geführt wird der neue Linde-Konzern von Angel aus den USA heraus. Arbeitnehmervertreter sehen sich auch deshalb in ihrem Verdacht bestätigt, dass es sich um eine Übernahme durch Praxair handelte. Die IG Metall erklärte: „Nach wie vor gräbt der kulturelle Unterschied zwischen den fusionierten Unternehmen Linde und Praxair tiefe Furchen.“

Eine Personalentscheidung allerdings sorgte in München zuletzt für ein wenig Beruhigung: Zum Nachfolger von Bernd Eulitz, der als Chef zu Knorr-Bremse wechselt, wurde mit Bernd Opfermann wieder ein Deutscher zum Amerika-Chef ernannt. Im Konzern hatte es Befürchtungen gegeben, dass es ein Amerikaner wird.

Im Branchenvergleich schlägt sich die neue Linde gut. Zwar profitieren alle Industriegasehersteller davon, dass ihr Geschäft recht konjunkturrobust ist – die Lieferverträge werden langfristig abgeschlossen. Doch können sich auch die Gasehersteller einer gewissen Zyklik nicht entziehen.

Die französische Air Liquide, Nummer zwei im Markt, legte im dritten Quartal beim Umsatz um 3,5 Prozent auf 5,5 Milliarden Euro zu, also etwas schwächer als Linde. Analysten hatten mit mehr gerechnet, sehen aber einen weiterhin starken Trend bei den Franzosen. Air Liquide konnte trotz der Konjunkturschwäche höhere Preise durchsetzen.

Das gilt prinzipiell auch für die Nummer drei der Branche, Air Products aus den USA. Allerdings konnte der Konzern die deutlich gestiegenen Energiekosten zuletzt nicht durch Preiserhöhungen komplett ausgleichen. Der Umsatz ging im vierten Quartal leicht auf 2,3 Milliarden Dollar zurück.

Allerdings zeigt sich Air Products erneut als Gewinnmaschine. Der operative Gewinn aus dem fortgeführten Geschäft stieg zwischen Juli und September um zehn Prozent auf 520 Millionen Dollar. Auf bereinigter Basis (Ebitda) kommen die Amerikaner mittlerweile auf eine Gewinnspanne von 42 Prozent. Bei Air Products herrscht ein ähnlich starkes Kostenregime wie nun bei Linde unter dem neuen CEO Angel.