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Linde bricht Fusionsverhandlungen ab

Die angebahnte Fusion der Industriegase-Konzerne Linde und Praxair ist geplatzt. Der Vorstand beendete die Verhandlung auf Drängen von Linde-Chef Wolfgang Büchele und den Kapitalvertreter im Aufsichtsrat, wie das Unternehmen am Montag mitteilte. „Während die strategische Sinnhaftigkeit einer Fusion grundsätzlich bestätigt wurde, hat sich bei der Erörterung von Detailfragen insbesondere der Governance gezeigt, dass keine übereinstimmende Auffassung erzielt werden konnte“, hieß es zur Begründung. Praxair bestätigte knapp das Ende der Gespräche. Die Linde-Aktie stürzte im Dax um gut acht Prozent ab.

Die beiden Konzerne verhandelten seit mehreren Wochen hinter den Kulissen über eine Mega-Fusion. Mitte August wurden die Verhandlungen öffentlich. Linde wollte durch den Zusammenschluss wieder zurück an die Weltspitze im Markt für Industriegase. Die Bayern rutschten kürzlich auf Platz zwei ab, nachdem die französische Air Liquide den US-Konkurrenten Airgas gekauft hatte.

Praxair macht nur etwa halb so viel Umsatz wie Linde, ist aber wesentlich profitabler. Zudem ist der Konzern aus Connecticut an der Börse höher bewertet als der deutsche Rivale. Praxair ist mit einem Umsatz von umgerechnet 9,6 Milliarden Euro nur etwa halb so groß wie Linde, mit einem Gewinn von umgerechnet 1,5 Milliarden Euro aber wesentlich profitabler. Die Deutschen erwirtschaften bei einem Umsatz von 18 Milliarden Euro nur 1,15 Milliarden Euro.

Offenbar konnten sich beide Seiten nicht über zentrale Fragen wie den Unternehmenssitz, die Standorte von Entwicklungsabteilungen und die Managementbesetzung einigen. Nach vor, dass ein fusioniertes Unternehmen zwar weiter Linde heißt und seinen Hauptsitz in Europa hat – nicht aber in Deutschland. Im Gespräch war vor allem London, auch die Niederlande und Irland kamen infrage. Zudem sollte Praxair-Chef Stephen Angel, der als Favorit für den Vorstandsvorsitz nach einer Fusion gilt, den neuen Konzern teilweise aus den führen.

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Der mögliche Wegzug der Linde-Zentrale hatte auch die bayerische Staatsregierung alarmiert. „Linde ist mit Bayern gut gefahren, auch ein möglicher neuer Konzern wird von unseren Standortvorteilen profitieren können“, sagte Wirtschaftsministerin Ilse Aigner dem Handelsblatt im August.


Fusionspläne kamen an den Börsen gut an

Analyst Peter Spengler von der DZ Bank hatte damit gerechnet, dass der Zusammenschluss nicht klappt. „Unsere negative Einschätzung hat sich bestätigt", urteilte er. „Wir waren nicht überzeugt, dass die Fusion sich für die Linde-Aktionäre gelohnt hätte. Es besteht aus unserer Sicht keine Notwendigkeit für einen Zusammenschluss in dieser Größenordnung.“ Praxair wurde vor Bekanntwerden der Fusionspläne mit umgerechnet 30 Milliarden Euro bewertet, zwei Milliarden höher als Linde. Die Transaktion sollte ein reiner Aktiendeal werden, ohne dass Geld geflossen wäre.

Die Gasebranche ist weltweit stark konsolidiert. Wäre die Fusion gelungen, wären nur noch drei große Industriegase-Anbieter übrig geblieben. Ein Knackpunkt wäre bei einer Fusion deshalb die Zustimmung der Wettbewerbsbehörden gewesen. Schon beim Kauf des britischen Rivalen BOC 2006 erhielt Linde strenge Auflagen und musste in mehreren Ländern Geschäft an die Konkurrenz abgeben.

„Wir rechnen nicht damit, dass neue Kombinationen diskutiert werden"“, schreiben die Analysten von Liberium. Die Experten werten das Scheitern nicht als Sternstunde für Linde-Chef Büchele und seinen Amtsvorgänger und Oberaufseher Wolfgang Reitzle. „Das Ende der Verhandlungen könnte bei Linde zu weitreichenderen Folgen führen, darunter der Abschied des CEOs oder des Aufsichtsratschefs, die sich erkennbar nicht grün sind“, schreiben die Liberum-Analysten.

Der einstige, langjährige Chef Reitzle gilt bei Linde nach wie vor als der starke Mann. Seinen CEO-Posten, den er wegen einer Altersgrenze aufgeben musste, räumte er nur widerwillig und kehrte als Aufsichtsratschef so schnell wie möglich in die Konzernspitze zurück.

KONTEXT

Die weltweit größten Industriegasekonzerne

Air Liquide

Die Franzosen wurden mit dem Kauf des US-Konkurrenten Airgas zuletzt wieder zum größten Industriegaseunternehmen der Welt.

Umsatz: 21,2 Milliarden Euro

Gewinn: 1,8 Milliarden Euro (ohne Airgas)

Marktpräsenz: 80 Länder

Mitarbeiter: 68.000

Hauptsitz: Paris

Linde

Umsatz: 18 Milliarden Euro

Gewinn: 1,15 Milliarden Euro

Marktpräsenz: 100 Länder

Mitarbeiter: 64.500

Hauptsitz: München

Praxair

Umsatz: 10,8 Milliarden Dollar (9,6 Milliarden Euro)

Gewinn: 1,68 Milliarden Dollar (1,5 Milliarden Euro)

Marktpräsenz: 50 Länder

Mitarbeiter: 26.000

Hauptsitz: Danbury, Connecticut

Air Products

Umsatz: 9,9 Milliarden Dollar (8,8 Milliarden Euro)

Gewinn: 1,43 Milliarden Dollar (1,3 Milliarden Euro)

Marktpräsenz: 50 Länder

Mitarbeiter. 19.000

Hauptsitz: Allentown, Pennsylvania