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Lieferverzögerungen bei VW treffen die Autohändler hart

Wegen der stockenden Produktion bei Volkswagen bricht bei den Händlern der Umsatz weg. Besonders kleine Autohäuser müssen zittern.

Die neuen Zulassungsnormen nach WLTP-Standard bereiten nicht mehr nur den großen Autoherstellern wie Volkswagen etliche Probleme. Zunehmend machen sich auch die Händler Sorgen wegen der neuen Zulassungsvorschriften, die vom 1. September an in der EU gelten werden.

„Die Situation ist kritisch“, sagt Dirk Weddigen von Knapp, Chef des deutschen VW- und Audi-Händlerverbandes, dem Handelsblatt. Die etwa 1000 Volkswagen-Handelsbetriebe in der Bundesrepublik müssten die schwierige Zeit von September bis Dezember überbrücken.

WLTP führt bei Volkswagen zu Produktions- und Lieferverzögerungen. Der Wolfsburger Autokonzern wird es nicht schaffen, dass alle Konzernmodelle rechtzeitig zum 1. September eine Straßenzulassung nach den neuen WLTP-Normen bekommen. Autos ohne Zulassung können nicht produziert und verkauft werden.

Die Volkswagen-Händler müssen sich darauf einstellen, dass sie einen Teil der Produktpalette für einen längeren Zeitraum nicht anbieten können. Nach aktuellen Volkswagen-Plänen sollen zum 1. September etwa drei Viertel aller verfügbaren Modelle die neue Straßenzulassung nach WLTP-Norm besitzen.

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Für Handelsbetriebe mit wenigen finanziellen Rücklagen könnte genau das zum Problem werden. Auch bei länger anhaltenden Lieferschwierigkeiten des VW-Konzern wird sich bei ihnen auf der Kosten- und Ausgabenseite nicht viel verändern. Werden allerdings weniger Autos aus Wolfsburg geliefert, können die Umsätze empfindlich schrumpfen.

Weddigen von Knapp bestätigt, dass Händler wegen der WLTP-Probleme in Gefahr geraten könnten. Bei länger ausbleibenden Verkäufen könnten in manchen Betrieben bedrohliche Schieflagen bei der Liquidität entstehen. Der Händlerverband setzt in solchen Krisenlagen auf den Konzern: Volkswagen könnte den Betrieben mit Liquiditätsspritzen aushelfen, sollten größere Probleme durch WLTP entstehen.

Eine Entscheidung darüber ist zwar noch nicht getroffen, aber das Problem möglicher Schieflagen von Händlern wird auch bei Volkswagen gesehen. „Sollte es tatsächlich zu Verkaufsverlusten kommen, werden wir gemeinsam mit dem Handel eine Lösung finden“, heißt es dazu in Konzernkreisen. Der VW-Konzern kalkuliere allerdings nicht mit „größeren Verlusten“.

Unklarheit herrscht darüber, wie lange die Probleme in der Produktion und im Vertrieb bestehen werden. Bei Volkswagen stehen im Juli Werksferien an. Größere Einschnitte sind dann erst von August an zu erwarten.

Betriebsrat und das Unternehmen hatten sich darauf verständigt, dass es vor allem im Wolfsburger Stammwerk im August und September eine Vier-Tage-Woche geben wird, weil die WLTP-Genehmigungen bei etlichen Modellen fehlen. In den beiden Monaten sind insgesamt etwa zwölf sogenannte Schließtage geplant. Zwangspausen in der Produktion soll es bei VW auch in den Werken in Emden und in Zwickau geben.

Volkswagen hofft darauf, dass von Oktober an wieder Normalität in den deutschen Werken einzieht. Dann sollten langsam auch die letzten Modelle die Zulassungstests nach der neuen WLTP-Norm bestanden haben.

Produktionstage, die wegen fehlender Straßenzulassungen im Sommer ausfallen müssen, sollen dann im Herbst etwa durch zusätzliche Arbeit an den Wochenenden nachgeholt werden. Die Lücken in der Produktpalette wären danach gefüllt, und die Händler könnten wieder ausreichend beliefert werden.

Allerdings gibt momentan in Wolfsburg niemand eine Garantie dafür, dass im Herbst wieder Normalität in den VW-Fabriken einzieht. Entscheidende Voraussetzung dafür wäre, dass wirklich deutlich mehr Modelle die neue WLTP-Zulassung bekommen haben.

Doch darüber entscheidet Volkswagen nicht allein. Der Konzern ist vielmehr abhängig von den Zulassungsbehörden, die wegen der WLTP-Umstellung ihrerseits an Kapazitätsgrenzen gestoßen sind. „Deshalb könnte sich die ganze Sache noch weiter verzögern“, warnt ein Insider in Wolfsburg.

Volkswagen hat mit der Umstellung auf die WLTP-Normen größere Probleme als die anderen beiden deutschen Automobilhersteller Daimler und BMW. Für den Rückstand macht VW vor allem die selbst verschuldeten Dieselmanipulationen verantwortlich.

In den zurückliegenden zwei Jahren sei die Entwicklungsabteilung permanent überlastet gewesen – weil die VW-Entwickler neue Steuerungsprogramme für die Dieselmodelle mit verdächtiger Software schreiben und zertifizieren lassen mussten, erklärte ein Konzernsprecher. Zudem gebe es in keinem anderen Unternehmen eine ähnliche Modellvielfalt.

Bei der WLTP-Prüfung müssen bei Volkswagen die Werte für mehr als 260 verschiedene Motor-Getriebe-Varianten ermittelt werden. Zudem werden in der Prüfung auch verschiedene Sonderausstattungen berücksichtigt.