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Liebeserklärung an NRW

Vor fünf Jahren übernahm die Helaba in NRW das Geschäft der untergegangenen WestLB. Jetzt zieht sie eine erfolgreiche Zwischenbilanz. Der Wettbewerb aber ist groß, alle Banken haben ein Auge auf NRW geworfen.

Herbert Grüntker wirkt höchst zufrieden. Der Vorstandsvorsitzende der Landesbank Hessen-Thüringen (Helaba) sitzt in einem Konferenzsaal in der dritten Etage des Geschäftssitzes in Düsseldorf und erklärt: „Die Entscheidung nach NRW zu gehen, war aus unserer Sicht der absolut richtige Schritt.“ Jetzt haben man den Anspruch „die Landesbank in Nordrhein-Westfalen“ zu werden.

Für einen Laien mag das seltsam klingen. Was macht die Landesbank Hessen-Thüringen in Nordrhein-Westfalen? Doch auf der Suche nach Neugeschäften sind mittlerweile alle fünf Landesbanken außerhalb ihrer eigentlichen Kernregion aktiv. NRW ist dabei besonders begehrt, schließlich sitzen nirgendwo mehr Unternehmen als hier.

Und schließlich sitzt zwischen Rhein und Ruhr auch keine heimische Landesbank mehr. Die Westdeutsche Landesbank, einst die größte deutsche Landesbank, hatte sich im Zuge der Finanzkrise verspekuliert und wurde mit Staatsmilliarden gerettet. 2012 wurde sie auf Geheiß der EU-Wettbewerbshüter aufgespalten. Einen Teil des Geschäfts sicherte sich damals die Helaba, die jetzt als so genannte Verbundbank Dienstleister für die NRW-Sparkassen ist – und ein besonderes Auge auf die Firmenkunden im Land geworfen hat.

Fünf Jahre später erklären Grüntker und sein Vorstandskollege Norbert Schraad, wie gut der Deal aus ihrer Sicht aufgegangen ist. Gegenüber dem Jahr 2011 seien in NRW die Geschäfte mit Unternehmen um 72 Prozent gewachsen, das Geschäft mit Kunden der öffentlichen Hand sogar um den Faktor 5,5 gestiegen. Mittlerweile generiere die Helaba mehr als 30 Prozent ihrer Firmenkundengeschäfte in NRW, beim Geschäft mit den öffentlichen Kunden liege der Anteil sogar bei 50 Prozent. Grüntker nennt die Zahlen „sehr zufriedenstellend. Unser Anspruch ist es, diesen Trend fortzuführen.“

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Doch ist ein Anteil von 30 Prozent wirklich viel? Schließlich ist NRW deutlich größer als Hessen, Thüringen und Brandenburg. Das Bundesland erwirtschaftet mehr als ein Fünftel der gesamten deutschen Wirtschaftsleistung.

Allerdings: In NRW kämpfen auch besonders viele Banken um Firmenkunden. Alle Landesbanken sind hier aktiv, ebenso wie die großen privaten Banken und der Düsseldorfer Platzhirschen HSBC Trinkaus, die deutsche Tochter der britischen Großbank. Aus ausländische Banken sind an deutschen Mittelständlern interessiert. „Der Wettbewerb ist nicht weniger geworden“, räumt Schraad ein. „Er hat eher zugenommen.“ Mehr lässt er sich nicht zur Konkurrenz entlocken.

Dabei müssen die Landesbanken mit Fingerspitzengefühl vorgehen. Bei einigen NRW- Sparkassen kam nicht gut an, dass Landesbanken sich teils an ihre Kunden heranmachten – also auch an etwas kleinere Mittelständler. Zwar sind die maßgeblichen Kunden für Landesbanken große Mittelständler sowie Dax-Konzerne, doch es kann zu Überschneidungen mit der Sparkassen-Klientel kommen.

Grüntker indes betont: „Wir sehen die Sparkassen nicht als Konkurrenz, sondern als Partner.“ Die Frankfurter Bank kooperiere in NRW mit 67 Sparkassen, deren Firmenkundenberater Unternehmen mit bis zu 250 Millionen Euro Jahresumsatz betreuen. Die Helaba konzentriere sich dagegen auf den gehobenen Mittelstand – Firmen mit Jahresumsatz von 250 Millionen bis eine Milliarde Euro – und Großunternehmen, deren Jahresumsatz über einer Milliarde liege.

KONTEXT

Die Vorstandschefs der WestLB

40 Jahre - neun Chefs

Die WestLB hatte in ihrer mehr als 40-jährigen Geschichte neun Vorstandschefs. In den zurückliegenden zehn Jahren, in der die WestLB gleich mehrere Milliardenverluste und Krisen erlebte, gaben sich viele Manager die Klinke in die Hand.

Ludwig Poullain

1969: Ludwig Poullain wird erster Vorstandsvorsitzender der Westdeutschen Landesbank Girozentrale (WestLB). Poullain tritt zurück, als ein lukrativer Beratervertrag mit einem Finanzmakler bekannt wird.

Johannes Völling

1978: Johannes Völling wird Nachfolger von Poullain. Er stand allerdings nur drei Jahre an der Spitze der WestLB. Völling wurde vorgeworfen, die Eigentümer nicht rechtzeitig über die ungünstige Geschäftsentwicklung der Bank informiert zu haben.

Friedel Neuber

1981: Friedel Neuber wird neuer Vorstandsvorsitzender. Unter Neuber übernimmt die Bank zahlreiche Industriebeteiligungen und baut ihr internationales Geschäft aus. Die WestLB wird unter dem SPD- Mitglied zum wichtigen Instrument für die Industriepolitik in NRW.

Jürgen Sengera

2001: Jürgen Sengera folgt Anfang September Neuber, der in den Ruhestand geht. Der Investmentbanker soll den Umbau der Bank meistern. Der Konzern wird 2002 auf EU-Druck in eine Förderbank (heute NRW.BANK) und die WestLB AG für kommerziellen Aktivitäten aufgespalten. Riskante Geschäfte führen zu hohen Verlusten.

Johannes Ringel

2003: nach dem Rücktritt von Jürgen Sengera Mitte 2003 wird Johannes Ringel zum Übergangschef berufen. Die Großbank befindet sich zu diesem Zeitpunkt bereits in einer bedrohliche Schieflage.

Thomas Fischer

2004: Thomas Fischer tritt an. Der ehemalige Vorstand der Deutschen Bank wird als Retter der WestLB nach Düsseldorf geholt. Er bringt einen tiefgreifenden Umbau des Instituts auf den Weg. Knapp dreieinhalb Jahre später muss er nach millionenschweren Fehlspekulationen von Mitarbeitern der Bank seinen Posten abgeben.

Alexander Stuhlmann

2007: Der ehemalige Chef der HSH Nordbank, Alexander Stuhlmann, wird Übergangschef. Kurz darauf bricht die Finanzmarktkrise aus. Die Bank gerät durch umfangreiche außerbilanzielle Risiken in die schwierigste Lage ihrer Geschichte. Unter seiner Mitwirkung wird eine Risikoabschirmung aufgebaut, die die Bank stabilisiert.

Heinz Hilgert

2008: Der frühere Vorstand der DZ Bank, Heinz Hilgert, tritt als neuer Vorstandschef an. Er soll die WestLB sanieren und mittelfristig auf eine Fusion mit einer anderen deutschen Landesbank vorbereiten.

Dietrich Voigtländer

2009: Hilgert tritt im Mai zurück und begründet das mit einer unzureichenden Unterstützung des Bankumbaus durch die Sparkassen in Nordrhein-Westfalen, die die WestLB-Mehrheitseigentümer sind. Sein Stellvertreter Dietrich Voigtländer führt kommissarisch die Bank.

Der letzte Vorstandschef

2009: Voigtländer wird im September Vorstandsvorsitzender. Sein wichtigste Aufgabe ist das Auslagern von Schrottpapieren in eine Abwicklungsanstalt, die "Bad Bank". Gleichzeitig wirbt er für einen Fusionspartner für die WestLB unter den Landesbanken. Dazu kommt es in der Folgezeit nicht, die WestLB muss Mitte 2012 zerschlagen werden. Voigtländer ist damit der letzte Vorstandschef der WestLB.