Wie Lidl, Tchibo und Zalando den Greta-Effekt nutzen
Mit Models wie Barbara Meier und nachhaltigen Produkten werben HĂ€ndler um die Generation Z. Denn diese jungen Kunden bestimmen heute die Konsumtrends.
Seit Barbara Meier die zweite Staffel der Castingshow âGermanys next Topmodelâ gewonnen hat, hat sie als Model fĂŒr C & A, Disneyland Paris oder McDonaldâs gearbeitet. Auch als Schauspielerin war sie schon in verschiedenen Fernsehproduktionen zu sehen.
Doch jetzt hat Meier, die vor Kurzem zum ersten Mal Mutter geworden ist, eine ganz neue Rolle bekommen. FĂŒr den Discounter Lidl entwirft sie eine Kollektion mit Babykleidung. Das Besondere daran: Die Textilien, die im FrĂŒhjahr 2021 in die LĂ€den kommen, sind nachhaltig produziert und tragen deshalb das Ăkosiegel âDer GrĂŒne Knopfâ.
Lidl dĂŒrfte mit dieser Aktion gleich in zweifacher Hinsicht den Nerv der Zeit treffen. Denn mit der populĂ€ren Barbara Meier als Markenbotschafterin fĂŒr den âGrĂŒnen Knopfâ lĂ€sst sich ĂŒber Social Media besonders gut die Generation Z ansprechen, also die jungen Kunden, die nach 1995 geboren sind.
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Und spĂ€testens seit der von Greta Thunberg ins Leben gerufenen âFridays for Futureâ-Bewegung ist bekannt, dass diese Generation sich nicht nur fĂŒr den Klimaschutz engagiert, sondern auch verstĂ€rkt nachhaltige Produkte kauft.
Was dabei hĂ€ufig sogar noch unterschĂ€tzt wird: Diese jungen Menschen haben einen groĂen Einfluss auf ihr Umfeld, der Greta-Effekt verĂ€ndert auch das Einkaufsverhalten ihrer Familien. Das belegt eine aktuelle Studie des Marktforschungsunternehmens GfK.
So gaben 42 Prozent der Befragten an, dass Umweltthemen in ihrem persönlichen Umfeld eine wichtige Rolle spielen. Und 45 Prozent der Haushaltsverantwortlichen sagten, sie wĂŒrden in ihrem Einkaufsverhalten in erster Linie von ihren Kindern beeinflusst. GfK-Experte Jan-Fredrik Stahlbock rĂ€t deshalb den EinzelhĂ€ndlern: âDer wachsenden Zielgruppe der Umweltbewussten mĂŒssen entsprechende Lösungen angeboten werden.â Dies nicht zu tun wĂ€re mittel- und langfristig fatal.
Staatliches Siegel soll mehr Transparenz schaffen
Ein Unternehmen, das dies schon lange berĂŒcksichtigt, ist Tchibo. Das Hamburger Familienunternehmen setzt bereits seit 15 Jahren auf Nachhaltigkeit. âWas Sie heute in den Shops von Tchibo sehen, ist das Ergebnis jahrelanger Arbeit, um Nachhaltigkeit und Fairness in unser GeschĂ€ftsmodell zu integrierenâ, erklĂ€rt eine Tchibo-Sprecherin.
Da das Unternehmen Tchibo bereits seit Jahren zu 90 Prozent Kleidung aus fair gehandelter Baumwolle produziert, konnte es bereits viele Voraussetzungen des Siegels âGrĂŒner Knopfâ erfĂŒllen und somit nahtlos zertifiziert werden.
Das staatliche Siegel fĂŒr nachhaltige Textilien soll Klarheit fĂŒr den Verbraucher schaffen, indem es mithilfe von sozialen und ökologischen Kriterien und nach hohen Standards bewertet. Zudem erkannte das Siegel bereits frĂŒh, dass besonders die junge Bevölkerung den Nachhaltigkeitstrend unterstĂŒtzt und setzte neben Barbara Meier auch auf Models wie Sara Nuru und Marie Nasemann als Botschafterinnen.
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Tchibo hat als Zielgruppe zwar auch Ă€ltere Kundinnen, nutzt aber ebenfalls sehr gezielt, dass die Generation Z einen groĂen Einfluss auf die FamilieneinkĂ€ufe hat. Deshalb bewirbt Tchibo seine nachhaltigen Produkte nicht nur mit TV-Spots und in Magazinen, sondern auch mithilfe von Onlinewerbung und Social Media.
Genau dort erreichen sie die umweltbewusste Generation Z. FĂŒr die Digital Natives gehört das Internet selbstverstĂ€ndlich zum Alltag. Durch den hĂ€ufigen Internetkonsum ist diese Kundengruppe stets gut informiert: Bevor die Angehörigen eine Kaufentscheidung fĂ€llen, suchen sie hĂ€ufig online nach Informationen zum Produkt. Ebenso auf den sozialen Medien lassen sie sich inspirieren.
Davon profitiert besonders der OnlinehĂ€ndler Zalando. Er definiert seine Zielgruppe ĂŒber die Generation Z und kennt den Einfluss der jungen Leute. Zalando versucht, diese ĂŒber Werbung auf den sozialen Medien sowie ĂŒber Influencer zu erreichen.
Zalando baut grĂŒnes Sortiment aus
Zudem ist Zalando sehr bemĂŒht, in ein grĂŒneres Angebot zu investieren und ebenfalls dem Nachhaltigkeitstrend zu folgen. Das zeigt sich daran, dass Zalando seit Anfang 2020 das Sortiment nachhaltiger Mode von 27.000 auf ĂŒber 60.000 Artikel ausgebaut hat. Anfang Oktober teilte das Unternehmen mit, dass dieses Angebot auf hohe Nachfrage stöĂt. Im gleichen Zeitraum habe sich die Anzahl aktiver Zalando-Kunden, die nachhaltige Mode kaufen, verdoppelt und betrĂ€gt nun 40 Prozent.
WĂ€hrend der Coronavirus-Pandemie ist der Nachhaltigkeitsgedanke auch bei den Zalando-Kunden noch wichtiger geworden. Der Co-CEO Rubin Ritter sagt: âIn einer aktuellen Umfrage gaben 34 Prozent unserer Kunden an, dass ihnen in Anbetracht der Coronavirus-Pandemie Nachhaltigkeit wichtiger geworden ist.â
Um das Angebot zu erhöhen, hat Zalando mit der Innovationsplattform Fashion for Good und dem Berliner Start-up circular.fashion die erste Kapselkollektion âredeZIGN for Circularityâ eingefĂŒhrt. Dies nur wenige Wochen nachdem Zalando die Secondhand-Plattform âPre-Ownedâ startete.
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Aufgrund der hohen Nachfrage nach Nachhaltigkeit haben sich aktuell viele Modemarken zum Ziel gemacht, âgrĂŒnerâ zu werden. Die spanische Marke Zara möchte bis 2025 nur noch Kleidung aus nachhaltigen Materialien herstellen. H & Mâs Kleidung soll bis 2030 nur noch aus nachhaltigen oder recycelten Stoffen bestehen. Auch diese beiden Marken werden zu einem groĂen Teil von jungen Kunden konsumiert.
Und gerade die sogenannte Fast Fashion, also die Hersteller mit sehr schnellen Kollektionswechseln, stehen unter einem groĂen Druck. Denn KlimaschĂŒtzer beschuldigen sie, die WegwerfmentalitĂ€t zu schĂŒren. Aktivisten haben darum in Protestaktionen auch bereits GeschĂ€fte etwa von Zara blockiert.
Gute und glaubwĂŒrdige Nachhaltigkeitskonzepte haben deshalb nicht nur Vorteile fĂŒr die Umwelt, sondern auch fĂŒr die Unternehmen. Wie Studien herausgefunden haben, sind einige Angehörige der Generation Z bereit, ein Preispremium fĂŒr nachhaltig produzierte Artikel zu bezahlen.
Die Studie der Gfk kam zudem zu der Erkenntnis, dass der gröĂte Einfluss auf die Kontrolle und Begrenzung der UmweltschĂ€den den Herstellern zugeschrieben wird. Dieser Anteil macht 40 Prozent aus. Darauf folgen mit 35 Prozent die Regierungen, mit 20 Prozent die Verbraucher und mit nur fĂŒnf Prozent die EinzelhĂ€ndler. Daraus resultiert zudem der vermehrte Wunsch nach mehr Transparenz und AufklĂ€rung in den Produktions- und Lieferketten fĂŒr den Kunden.
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