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Lichthupe, Spurtstärke, Stromantrieb: Können Porsches neue E-Bikes die Ansprüche der Nobelmarke erfüllen?

Sport-Paket für E-Mobilisten: Porsche Taycan mit E-Bikes auf Spezialheckträger. Copyright: Jannik Abelt
Sport-Paket für E-Mobilisten: Porsche Taycan mit E-Bikes auf Spezialheckträger. Copyright: Jannik Abelt

Wer Porsche fährt, wird an der Ampel schon mal von der Seite angesprochen. Im Nachbarauto geht die Scheibe runter, es folgen Fragen nach PS-Zahl und Höchstgeschwindigkeit – oder die Bitte um einen beherzten Tritt aufs Gaspedal.

Fahrradfahrer werden selten befragt. Es sei denn, sie sind unterwegs auf einem der neuen E-Bikes von Porsche. Dann kommt es vor, dass man über das Aufzählen technischer Highlights die Grünphase verschwitzt. Es kann sogar passieren, dass verschmitzte Angebote eingehen – zum spontanen Fahrzeugtausch mit dem rostigen Klapp- oder lahmen Hollandrad nebenan.

Sämtlich so geschehen, als Business Insider jüngst die aktuellen Versionen von "Porsche eBike Sport“ und "Porsche eBike Cross" getestet hat. Diese zwei Modelle hatten die Schwaben 2021 vorgestellt. Zum Spätsommer dieses Jahres folgten „Updates beider Bikes, welche die Performance steigern und für ein noch besseres Fahrvergnügen sorgen“, so der Anbieter.

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Damit nicht genug. Porsches Zubehörsparte Tequipment hat einen stabilen Pkw-Heckträger entwickelt, auf dem sich etwa die 21,2 (Version „Sport“) respektive 21,7 Kilogramm („Cross“) wiegenden e-Bikes sicher transportieren lassen.

Lehrstunde: Projektleiter Goosmann (re.) erklärt Autor Krogh die Feinheiten des Fahrradträgers. Copyright: Jannik Abelt
Lehrstunde: Projektleiter Goosmann (re.) erklärt Autor Krogh die Feinheiten des Fahrradträgers. Copyright: Jannik Abelt

Die Spezialkonstruktion macht auch den Porsche Taycan Cross Turismo zum Fahrradtransporter. Der stromgetriebene Viertürer nämlich ist aus Gewichtsgründen nicht mit herkömmlicher Anhängerkupplung – Volksspott: „Agrarhaken“ – erhältlich. Wohl aber werksseitig mit einer innovativen „Vorrüstung Fahrradheckträger“ zum Preis von 487,90 Euro.

Dieses von Porsche patentierte System schafft eine direkte Verbindung zwischen den sogenannten Längsprofilen der selbsttragenden Taycan-Karosserie und dem Tequipment-Träger.

Und das Gesamtpaket ist aufgrund seiner Mischbauweise aus faserverstärkten Kunststoffen, Aluminiumlegierungen und hochfestem Stahl „rund 20 Kilogramm leichter als eine konventionelle Lösung aus Heckträger und Anhängerkupplung“ (Porsche).

So weit die Theorie. Wie das Zusammenspiel von Porsches E-Bikes und Heckträger mit einem sportlichen Elektroauto in der Praxis des Alltags funktioniert, wollte Business Insider genau wissen – und lieh sich obendrein einen Testwagen des Typs Taycan Turbo Cross Turismo von VWs Stuttgarter Edelmarke.

Günstige Lage: Der tiefe Schwerpunkt des Heckträgers begünstigt Handling und Luftwiderstand der Fuhre. Copyright: Jannik Abelt
Günstige Lage: Der tiefe Schwerpunkt des Heckträgers begünstigt Handling und Luftwiderstand der Fuhre. Copyright: Jannik Abelt

Ungezählte Fahrradkilometer in bayerischer Natur später, nach der 804-Kilometer-Autobahntour aus dem Großraum München gen Hamburg sowie im Rückblick auf Stadtrundfahrten per E-Bike in der Elbmetropole dies vorweg: E-Mobilität mit Porsche bereitet auf zwei und auf vier Rädern gleichermaßen Vergnügen.

Allerdings ist sie kostspielig. Stolze 154.444 Euro beträgt schon der Grundpreis des 460 Kilowatt (umgerechnet 625 PS), im Overboost-Modus gar 500 Kilowatt (680 PS) starken Turbo-Taycan.

Hinzu kommen zig Extras im Testwagen: Vom Gepäckraumtrennnetz für 238 Euro über das Beifahrerdisplay (1.023,40 Euro) bis hin zur Keramikbremsanlage, die mit 5.961,90 Euro zu Buche schlägt.

Unter dem Strich macht das dann 198.117 Euro. Auf dem Lande gibt es für rund 200.000 Euro schon ein kleines Reihenhaus.

Schlanke Erscheinung: Porsches „eBike Sport". Copyright: Jannik Abelt
Schlanke Erscheinung: Porsches „eBike Sport". Copyright: Jannik Abelt

Gutes Rad ist teuer: 8.900 Euro kostet das Porsche eBike Cross. Für das Spitzenmodell eBike Sport sind sogar 10.900 Euro fällig. Auch der Preis des Heckträgers von Porsche Tequipment ist durchaus selbstbewusst: 1.785 Euro.

Dafür dürfen dann Interessenten vom E-Gebinde schon so manche Besonderheit erwarten. Und Porsche enttäuscht sie nicht.

Bleiben wir für Beispiele zunächst beim Heckträger. Der ist denkbar einfach zu montieren am Taycan: „Zwei kleine Blenden in der Heckschürze entfernen, Tragrohre einschieben und um 45 Grad drehen“, heißt es bei Porsche. „Dann den Träger aufsetzen und in drei Schritten auseinanderklappen. Fertig“.

Florian Goosmann, Porsches Projektleiter für den Heckträger, ergänzt: „Die vergleichsweise tiefe Lage unseres Trägers kommt der Aerodynamik zugute und damit der Reichweite des E-Fahrzeugs Cross Turismo“.

Stabile Konstruktion: Porsches "eBike Cross". Copyright: Jannik Abelt
Stabile Konstruktion: Porsches "eBike Cross". Copyright: Jannik Abelt

Bei montiertem Träger und mit darauf verzurrten E-Bikes bleibt der Taycan-Kofferraum leicht erreichbar: Die Tüftler von Tequipment haben einen Wegklappmechanismus integriert – samt hydraulischer Dämpfung.

Optisch attraktiv hingegen ist auch dieser Heckträger nicht. Anders als viele Produkte des Wettbewerbs allerdings lässt er sich zumindest auf die kompakten Maße 89 x 75 x 26 Zentimeter zusammenfalten und in einer auf Wunsch lieferbaren Tasche im Ladeabteil des Porsche blickdicht verstauen.

Wermutstropfen für Radler unter den Cross-Turismo-Fans, die ihren Porsche nicht mit der eingangs erwähnten „Vorrüstung“ geordert haben: Eine Nachrüstlösung für den Fahrradheckträger gibt es nicht.

Umso vielfältiger ist das Zubehör, das Porsche seinen E-Bikes beilegt. In schmucklosen Pappkartons finden sich ein Gong als Klingelersatz, allerlei Reflektoren für den verkehrssicheren Straßenbetrieb und das Ladegerät für die 630 Wattstunden bietenden Akkus des E-Motors.

Kavaliersstart via Veloziped

Den liefert jeweils der japanische Ausrüster Shimano zu. Die Steuerung der elektrischen Unterstützung erfolgt rechts am Lenker über ein „Shimano Steps“ genanntes Bedienteil. Es leuchtet in den Farben Blau, Grün, Gelb oder Weiß und bietet entsprechend die vier nach Zusatzschub gestaffelten Schritte „Eco“ und „Trail“ sowie „Boost“ und „Aus“.

In letzterem Programm treiben E-Biker ihr Gefährt allein mit der eigenen Muskelkraft an. Am anderen Ende der Skala wiederum, im Menüpunkt „Boost“, lassen Porsches Fahrräder bei flottem Ampelstart scheinbar mühelos manchen Stadtlieferwagen und Dieselkombi stehen.

Beide E-Bikes haben einen Carbon-Rahmen, dessen Form die Dachlinie eines Taycan zitieren soll. Eine weitere Gemeinsamkeit: Für Körpergrößen von 1,56 Meter bis 1,94 Meter sind die drei Rahmengrößen S und M sowie L erhältlich. Und sowohl bei der „Sport“- als auch bei der „Cross“-Version beträgt das zulässige Gesamtgewicht – Bike, Biker, Gepäck – 120 Kilogramm.

In anderen Details allerdings könnten die Porsche-Räder unterschiedlicher kaum sein.

Assistent bei Muskelkater: Elektromotor von Shimano. Copyright: Jannik Abelt
Assistent bei Muskelkater: Elektromotor von Shimano. Copyright: Jannik Abelt

So sind beim "eBike Sport" die Kabelzüge in Lenker und Rahmen integriert, was gegenüber dem "eBike Cross" eine dynamisch-coole, fast schon provokant-reduzierte Anmutung erzeugt. Zumal die Laufräder des „Sport“ mit ihren nur 24 Speichen („Cross“: vorn 28, hinten 32) besonders filigran wirken.

Die Beleuchtungsanlage hält zwei Clous bereit. Da ist zum einen dieser kleine Knopf am rechten Griffstück, mit dem der eilige Porscheradfahrer – kein Witz – lässig Lichthupe geben kann.

Zum anderen ist in der Sattelstütze eine Rückleuchte eingelassen, die bei Gefahrenbremsungen mit der hinteren Vier-Kolben-Bremszange zum grell aufscheinenden Bremslicht wird. Auf kein anderes Gimmick wurde Business Insider während der Testtage häufiger angesprochen.

Und Nerds, aufgepasst: „Der neue, mitgelieferte Smartphone-Connector ermöglicht die Verbindung von E-Bike und Smartphone und rundet die Straßentauglichkeit des eBike Sport ab“, verspricht Porsche.

Blickfang: Rück- und Bremslicht am „Sport“-Bike. Copyright: Jannik Abelt
Blickfang: Rück- und Bremslicht am „Sport“-Bike. Copyright: Jannik Abelt

Ein Manko, das Schrecksekunden beschert: An engen Abzweigungen kratzt das kurveninnere Pedal – sofern es bei noch ungeübten E-Bikern ganz unten steht – schnell an der Fahrbahn. Das kann mit Pech zum Sturz führen.

„Abseits asphaltierter Straßen ist das Porsche eBike Cross in seinem Element“, heißt es zum robusteren der beiden Testfahrräder. Im Gelände packt die neue Bereifung des deutschen Zulieferers Continental verlässlich zu. Gleich 120 Millimeter Federweg an der Gabel vorn und 100 Millimeter Federweg am Dämpfer hinten stecken Schlaglöcher, freiliegende Baumwurzeln und frisch aufgeworfene Maulwurfshügel klaglos weg.

Der Hingucker beim „Cross“: Die hydraulisch verstellbare Crankbrothers-Sattelstütze. Ein kleiner Griff zum Sonderhebel am Lenker – und zum großen Erstaunen seiner Mitradler sinkt der E-Biker samt Sattel hinunter auf das Niveau eines Kinderfahrrads. Ein weiterer Griff – und wie von Zauberhand bewegt, gleitet der (übrigens nur spärlich gepolsterte) Sitz zurück nach oben.

Was wie eine Spielerei anmuten mag, ist bei forcierter Ausfahrt über Stock und Stein von beträchtlichem Nutzen. Vor allem, wenn sich der Pedaleur an starken Steigungen keuchend aus dem Sattel erheben muss.

Feinmechanik: Hebel und Bowdenzüge am „Cross“-Bike. Copyright: Jannik Abelt
Feinmechanik: Hebel und Bowdenzüge am „Cross“-Bike. Copyright: Jannik Abelt

Klar, ein Faulpelz schaltet dann auf „Boost“. Doch selbst die potenziell kräftigste E-Motor-Assistenz nützt dem Schlawiner ja nun mal nichts, wenn von den fünf Balken der Batteriestandanzeige der letzte auf der Anhöhe vorhin erloschen ist.

Reichenweitenangst – die muss beim Porsche Taycan Turbo Cross Turismo kein Thema sein. Jedenfalls nicht bei entspannter Fahrweise. Im kombinierten Betrieb sollen laut Hersteller mit einer Akkuladung beruhigende 395 bis 452 Kilometer möglich sein.

Wer häufig das volle Beschleunigungsvermögen abruft, buchstäblich atemberaubende 3,3 Sekunden von null auf Tempo hundert, muss natürlich lange vorher neuen Strom zapfen. Erst recht dann, wenn für längere Zeit die Höchstgeschwindigkeit von 250 km/ h ausgereizt wird.

Gut, dass das Laden mit Gleichstrom (DC) unter Ausnutzung der maximalen Ladeleistung von 270 kW beim „Auftanken“ von 5 auf 80 Prozent lediglich 22,5 Minuten dauert.

Schlecht – zumindest bei Regen, Hagel und Schneefall –, dass viele Stromstationen, etwa vom Ionity-Verbund, nicht überdacht sind.

Akkus leer, Biker müde: Verschnaufpause auf Porsches Zweirädern. Copyright: Jannik Abelt
Akkus leer, Biker müde: Verschnaufpause auf Porsches Zweirädern. Copyright: Jannik Abelt

Auch im Porsche selbst werden Nörgler fündig. So sind die Touchscreens des Taycan schon nach wenigen Berührungen übersät mit Fingerabdrücken. Diese lästigen Schmierfilme können auch jene Automobilisten kaum vermeiden, die Leberwurstbrote nicht nur am Steuer zutiefst verabscheuen und sich regelmäßig die Hände einseifen. Eine Flasche Glasreiniger mithin gehört in diesem Porsche Turbo zwingend an Bord.

Sitzt ein groß gewachsener Fahrer – der Autor dieser Zeilen misst in der Höhe 1,96 Meter – bequem, bleibt der bedauernswerten Kreatur auf dem Rücksitz hinter ihm nur wenig Knieraum. Ein gewisser Trost: In der Breite bietet der 2+2-Sitzer Platz in Hülle und Fülle.

Und im Cross Turismo ist hier und da geringwertig wirkendes Hartplastik verbaut, etwa an der unteren Verschalung seiner B-Säulen.

Dennoch glänzt der Testwagen insgesamt als ein luxuriöses Reisemobil. Da ist das großflächige „Panorama-Festglasdach“ (1.606,50 Euro). Da ist die serienmäßige „Smartphone-Ablage mit induktiver Ladefunktion“ in der Mittelkonsole. Und da ist die Sonderausstattung „Porsche Electric Sport Sound" für 499,80 Euro.

Testfahrt auf der Autobahn: Autor Henning Krogh im Porsche Taycan Turbo Cross Turismo. Copyright: Jannik Abelt
Testfahrt auf der Autobahn: Autor Henning Krogh im Porsche Taycan Turbo Cross Turismo. Copyright: Jannik Abelt

Die lässt sich über einen Knopf im Lenkrad aktivieren und verschafft dem sonst sonor surrenden Stromer eine kraftvolle Raumschiff-Enterprise-Geräuschkulisse.

Das mögen zutiefst hanseatisch geprägte Zeitgenossen als allzu aufdringlich verschmähen.

Anhänger des Hamburger Sport-Vereins (HSV) allerdings sind entzückt: Besagte Taste hat die Form einer Raute – wie das Logo ihres norddeutschen Lieblingsklubs.

Nachbarn an der Ampel fällt das nicht auf. Dafür ist der Knopf zu klein. Umso unterhaltsamer wird die Fahrt, wenn Beifahrenden die Gestaltung der Sound-Taste ins Auge springt. Vor allem, wenn diese Fans sind des FC Bayern München oder vom SV Werder Bremen. Also von Erzrivalen des HSV.