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„Letzter Ton aus dem Jagdhorn“

Steinbrücks letzte Rede im Bundestag - „Letzter Ton aus dem Jagdhorn“

Am Ende blitzt noch einmal der typische Steinbrück-Humor auf. Eine recht banale Erkenntnis habe er nach einer zugegebenermaßen „längeren Lernkurve“ gewonnen, berichtet der ehemalige Bundesfinanzminister und SPD-Kanzlerkandidat am Donnerstag bei seiner letzten Rede vor dem Deutschen Bundestag.

„Als ich vor 47 Jahren in die SPD eintrat, da dachte ich, dass die Verteilung von Sumpfhühnern und Schlaubergern bei den Parteien ziemlich einseitig ist“, sagte Peer Steinbrück. Er habe natürlich zur „Partei der Schlauberger“ gehört. „Inzwischen weiß ich, dass die Verteilung solcher Sumpfhühner und Schlauberger in und zwischen den Parteien der Normalverteilung der Bevölkerung folgt“, gab der 69-Jährige zu – und erntete fraktionsübergreifendes Gelächter.

Tatsächlich prägte Steinbrück als Staatssekretär, Landesminister, Ministerpräsident, Bundesfinanzminister und SPD-Kanzlerkandidat über 25 Jahre die deutsche Politik. So bleibt sein Auftritt als Bundesfinanzminister auf dem Höhepunkt der Finanzkrise in Erinnerung, bei dem er mit der Kanzlerin die deutschen Spareinlagen garantierte.

Weniger glatt lief seine durch Mentor und Altkanzler Helmut Schmidt ausgerufene Kanzlerkandidatur 2013: „Hätte, hätte – Fahrradkette“, fasste Steinbrück selbst die Querelen um Rednerhonorare, Kanzlergehalt und Pinot Grigio zusammen. Ungeklärt bleibt allerdings seine Rolle etwa beim Scheitern der größten Landesbank WestLB samt Milliardenrisiken für Nordrhein-Westfalen oder aber bei dubiosen Cum/Ex-Geschäften mit Steuerrückerstattungen an Banken und andere Investoren.

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„Dumpfbackige Kräfte in unserer Gesellschaft“

In seiner letzten Rede vor dem Bundestag fand Steinbrück indes mahnende Worte: Die Politik dürfe von den Bürgern nicht als ein „Politik-Kartell“ missverstanden werden, das ihre Befindlichkeiten wegfege. Debatten müssten „kontrovers, spannend, laut, leidenschaftlich, repolitisiert“ geführt werden. „Tun wir das nicht, übernehmen diese Debatte sehr dumpfbackige Kräfte in unserer Gesellschaft“, warnte Steinbrück.

Und der Sozialdemokrat hielt einmal mehr ein leidenschaftliches Plädoyer für Europa: Das europäische Einigungswerk sei ein Glücksfall, der jeden Einsatz dafür rechtfertige, dass es so bleibe. „Ich gehöre nach der Generation meines Urgroßvaters und meines Großvaters und meines Vaters, der 1947 geboren ist, zu der ersten Generation, die nicht auf den Schlachtfeldern Europas geopfert worden ist“, erklärte Steinbrück.

Darum müssten die Abgeordneten dafür sorgen, „dass dieser wunderbare Kontinent nicht auf den Euro, nicht auf die EZB-Zinspolitik, nicht auf nächtliche Sitzungen des Europäischen Rates, nicht einmal auf den Brexit und schon gar nicht auf den Krümmungsgrad der Salatgurke reduziert wird.“ Das müsse den Bürgern „mit noch sehr viel mehr Herz“ nahegebraucht werden, forderte Steinbrück, „gegen alle Angebote des Rückzugs in die eigene Wagenburg aus populistischen oder sogar chauvinistischen Lagern.

Nun scheidet Steinbrück auf eigenen Wunsch zum Monatsende aus dem Bundestag aus. Sein letztes Werk hat er vollbracht: die Gründung einer Bundesstiftung Helmut Schmidt.

Noch eine ironische Anspielung konnte sich Steinbrück am Ende dann doch nicht verkneifen. „Ich lernte sehr spät, dass es in der Politik nicht nur darauf ankommt, was man sagt und was man macht, sondern auch, wie man dabei guckt“, erklärte der oft grimmig dreinblickende SPD-Politiker. Dies habe er kürzlich in einer Laudatio auch dem Kollegen Finanzminister Schäuble nochmal gesagt, betont Steinbrück augenzwinkernd. Dann trat er vom Rednerpult zurück: „Das war der letzte Ton aus meinem Jagdhorn.“