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Leopoldina-Mitglied kritisiert Impfstoff-Strategie der Bundesregierung: „Grobes Versagen“

Die Klagen über zu geringe Impfstoff-Bestellungen mehren sich. Eine Wissenschaftlerin der Leopoldina wirft der Regierung laut einem Medienbericht Versäumnisse vor. Kritik kommt auch von der Opposition.

Der Beschaffung der Impfstoffdosen wird scharf kritisiert. Foto: dpa
Der Beschaffung der Impfstoffdosen wird scharf kritisiert. Foto: dpa

Die Nationale Akademie der Wissenschaft, die Leopoldina, hat die Impfstrategie der Bundesregierung scharf kritisiert. In der Zeitung „Die Welt“ spricht die Neurologin und Mitglied der Leopoldina, Frauke Zipp, von einem „groben Versagen der Verantwortlichen“. Die Leopoldina gehört zu den wichtigsten Beratern der Regierung in der Pandemie. Leopoldina-Mitglied Zipp ist Direktorin der Klinik für Neurologie an der Johannes-Gutenberg-Universität in Mainz. Sie erforscht entzündliche neurologische Erkrankungen.

Der konkrete Vorwurf lautet, dass die Politik nicht für eine ausreichende Beschaffung von Impfdosen sorge. Man hätte bereits im Sommer viel mehr Impfstoffe bestellen können, zitiert die Zeitung die Wissenschaftlerin. Zum Beispiel habe das Unternehmen Biontech im Spätsommer wesentlich mehr Impfdosen angeboten.

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Tatsächlich gab es auch von Seiten des Mainzer Pharmaunternehmens Verwunderung über den Umfang der Bestellungen der EU. Unternehmenschef Ugur Sahin sagte der Nachrichtenagentur dpa, das Unternehmen befinde sich „in fortgeschrittenen Diskussionen, ob und wie wir weitere Impfstoffdosen aus Europa für Europa in diesem Jahr zur Verfügung stellen können“. Im Interview mit dem „Spiegel“ hatte er geäußert, die zögerliche Bestellung der EU habe ihn „verwundert“.

Der mRNA-Impfstoff von Biontech und seinem US-Partner Pfizer hat am 21. Dezember eine europäische Zulassung erhalten. Insgesamt belief sich die Bestellung der EU auf 300 Millionen Dosen, die auf alle 27 EU-Staaten verteilt werden sollen. Für eine Immunisierung sind zwei Dosen des Impfstoffes notwendig.

In Deutschland wurden bislang mehr als 160.000 Menschen gegen das Coronavirus geimpft. Unter den Geimpften sind aktuell vor allem Bewohner von Pflegeheimen, über 80-Jährige und solche, die die Impfung aus beruflichen Gründen erhielten.

Vielen geht dieser Impfstart nicht schnell genug. Die Kritik der Leopoldina ist kein Einzelfall. Kritik kam zum Beispiel von der Berliner Gesundheitssenatorin Dilek Kalayci: „Ich erwarte jetzt von Bundesgesundheitsminister Jens Spahn Aufklärung und endlich eine verlässlich und belastbare Auflistung des Impfstoffes, der da kommen soll“, sagte die SPD-Politikerin am Freitag der Deutschen Presse-Agentur.

Der Vizechef der FDP-Bundestagfraktion, Michael Theurer sagte dem Handelsblatt „Die Bundesregierung hätte im Sommer bereits die notwendigen Impfdosen bestellen sollen, selbst im Herbst war noch Zeit für ein Nachjustieren“.

„Allerspätestens da hätte Bundesgesundheitsminister Spahn auf die rasanten Entwicklungen bei Biontech nicht nur mit Worten, sondern mit Taten bei einem gleichzeitig ebenso rapide ansteigenden Infektionsgeschehen reagieren müssen“, betonte der FDP-Politiker. „Er hat aber die Fehlentscheidung der Bundesregierung nicht korrigiert und versagt.“

Erschwerend komme das aktuelle „Impf-Chaos in den Ländern“ hinzu, sagte Theurer weiter. „Es fehlt die generalstabsmäßige Vorbereitung durch den Bundesgesundheitsminister.“ Auch dafür habe Spahn die letzten Monate nicht genutzt.

Die Linke fordert eine Regierungserklärung von Gesundheitsminister Spahn. „Es muss aufgearbeitet werden, warum der Impfstoff zu knapp ist und wo geschlampt wurde“, sagte der Parlamentarische Geschäftsführer der Linksfraktion, Jan Korte, am Samstag der Deutschen Presse-Agentur.

Es sei „dringend geboten“, dass der Gesundheitsminister sich in der kommenden Sitzungswoche dem Bundestag erkläre. Außerdem müsse dargelegt werden, wie die Impfkapazitäten schnell erhöht werden könnten und inwiefern die Bundesregierung in die Verhandlungen in der EU eingebunden gewesen sei, sagte Korte.

Auch die SPD-Fraktion kritisierte den Gesundheitsminister: Spahn müsse mit den in Deutschland produzierenden pharmazeutischen Unternehmen klären, „welche Produktionsstätten bestehen und kurzfristig nutzbar gemacht werden können“, sagte der Parlamentarische Fraktionsgeschäftsführer Carsten Schneider der Deutschen Presse-Agentur.

In Brüssel wird die Vorgehensweise beim Impfen jedoch verteidigt: Der luxemburgische Außenminister Jean Asselborn sagte dem rbb-Inforadio, die EU-Kommission habe sehr viel in die Erforschung des Corona-Impfstoffs investiert. Die Kommission müsse zudem jedem in Europa ein Recht auf Impfung garantieren.

„Ich bin überzeugt, dass die Kommission das Richtige gemacht hat, dass jedes Land genug Impfstoff zur Verfügung hat“, sagte der Außenminister. „Wir sind ja in einer Zeit, wo immer mehr Impfstoffe auch genehmigt werden. Da habe ich nicht allzu große Bedenken.“

Mehr: Biontech will der EU mehr Impfstoffdosen liefern – Firmenchef „verwundert“ über Europas Strategie

Mit Agenturmaterial.