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"Leicht verrückt sein, das bereitet uns Freude": Warum und wie Lynk&Co-Chef Alain Visser in Hamburg seinen ersten Pop-up-Store einrichtet

Erster deutscher Pop-up-Store von Lynk & Co in der Hansestadt Hamburg. Foto: Lynk & Co
Erster deutscher Pop-up-Store von Lynk & Co in der Hansestadt Hamburg. Foto: Lynk & Co

Alain Visser folgt einer glasklaren Geschäftsidee: „Wir wollen vor allem die Mobilität der Menschen verbessern“, sagt der Chef von Lynk & Co, „und nicht in erster Linie ihnen Autos verkaufen.“ Bewusst anders zu sein als die Anderen – das zähle zum Markenkern der Tochter des chinesischen Geely-Konzerns. „Leicht verrückt sein und handeln, das bereitet uns enorme Freude“, fügt Visser lächelnd hinzu.

Die praktische Umsetzung dieses – buchstäblich – außergewöhnlichen Ansatzes lässt sich jetzt in Hamburg erleben. In direkter Nachbarschaft des riesigen Rathauses der Hansestadt hat Lynk & Co jüngst einen kleinen Pop-up-Store eingerichtet, seinen ersten auf deutschem Boden. Alter Wall 13 lautet die Adresse, die Idee hinter der Neueröffnung allerdings lässt sich trefflich mit „neuer Wirbel 2021“ beschreiben. Denn dieser Store ist – nun, ja – anders als die üblichen „Läden“.

An diesem Morgen trifft sich Visser mit Business Insider im Pop-up-Store. Hinter zwei großen Glastüren unter dem markanten Schriftzug ihres Labels haben die Lynk&Co-Teams einen Tresen für Snacks und Erfrischungsgetränke installiert. In der Mitte des Raumes parkt ein SUV des Typs 01, wie es Lynk&Co-Mitglieder für 500 Euro monatlich nutzen können. Über das Konzept des „modern Membership“ (Visser) und den viertürigen Kraftwagen haben wir für Euch schon mehrmals berichtet.

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In einer hell beleuchteten Ecke des Stores liegen etliche Produkte aus, die mit ihrer auf Nachhaltigkeit bedachten Konzeption zum Hybridfahrzeug 01 „perfekt passen“, wie Visser sagt. Zahnbürsten aus Bambus gehören ebenso dazu wie für die Hunde der Besucher gedachte Spielzeugfiguren, die statt aus Kunststoff aus kompostierbaren Textilfasern hergestellt wurden.

Auch Flaschen mit Handseife sind im Angebot. Sie mögen wie benutzt und längst leer wirken, sind aber nagelneu. Der Grund: Die Flaschen enthalten nur ein wenig Seifenpulver, das die Kundschaft am Einsatzort erst noch mit Wasser vermischen muss. „Solche Waren sind typische Geschenke zum Geburtstag und werden daher oft um die halbe Welt geschickt“, so Visser, „es ergibt ökologisch aber keinen Sinn, Wasser über Tausende Kilometer per Post zu transportieren.“

In einem der Schaufenster wiederum steht ein E-Bike der schwedischen In-Marke Vässla. Mit derlei trendigen Zweirädern, die problemlos in den Kofferraum des 01 passen, sollen die SUV-User etwa in für Pkw gesperrten Innenstadtbereichen auch die sogenannte letzte Meile möglichst bequem zurücklegen können.

Die schwarzen Stühle im Store stammen aus einem 3-D-Drucker. Und, noch weniger üblich für einen „Auto-Salon“: Die futuristisch gestylten Sitzgelegenheiten sind ebenso zu verkaufen wie die flauschigen Teppiche und das sonstige Mobiliar. „Wer mag“, betont Visser, „soll sich die Lynk-Atmosphäre eben auch nach Hause holen können.“

Wer diese Idee nun zu Ende spinnt, der wird jedoch bei Tesla wohl in nächster Zeit ebenso vergeblich nach Model-S-Esstischen fragen wie bei Mercedes-Benz nach Badezimmerfliesen mit eingebranntem Stern.

Als Ersatz für einen herkömmlichen Neuwagen-Schauraum ist der Lynk-Store nicht gedacht. Im Gegenteil: „Wir sind eine Art Anti-Autohändler“, sagt der Belgier in seinem auf charmante Weise leicht holprigen Deutsch. Er, der lange in Diensten stand von Ford, GM und Volvo, glaube ohnehin nicht mehr an eine rosige Zukunft für das Gros konventioneller Autohandelshäuser: „Die alten Zeiten sind unwiederbringlich vorbei.“

Vielmehr sei der Pop-Up-Store ein zeitgemäßes Marketingvehikel, um neue Interessenten zu locken – und die mit Lynk & Co bereits vertrauten Menschen und Mitglieder, Letztere im Durchschnitt gerade mal 35 Jahre alt, auf die bunte Neu-Peripherie des Labels, die stetig erweitert wird, einzustimmen.

Zumal Lynk & Co zusätzliche Mitarbeiter sucht, die sich ja auch unter den absehbar internationalen Besuchern finden könnten, gilt die Hafenstadt Hamburg doch als „Tor zur Welt“. Rund 300 Beschäftigte hat das Unternehmen aktuell, und bis Ende des Jahres sollen es schon 600 sein.

Auch als Arbeitgeber im Automotive-Sektor fällt Lynk & Co aus dem Rahmen: Rund 80 Prozent der Beschäftigten konnten zuvor keinerlei Berufserfahrung im Vierradgewerbe sammeln. Der Marketingchef hat nicht mal einen Führerschein. Und die Hälfte der Stammbelegschaft sind Frauen – noch immer keine Selbstverständlichkeit in der langjährigen Männerdomäne PS-Industrie.

In Amsterdam sucht Visser neue Leute, in Maastricht, Paris, Mailand, Barcelona. Und in Berlin, wo Mitte August der erste deutsche Club von Lynk & Co aufmachen soll. Pop-Up-Stores wie in Hamburg sind für München und Düsseldorf bereits in Planung.

Europaweit hatte Visser bis Ende 2021 auf 9.000 Mitglieder gehofft. Jetzt, zur Jahresmitte, sind es bereits 17.000, davon rund 2.000 in Deutschland. Der Wermutstropfen: Bislang stehen in Europa erst 400 Einheiten des 01 zur Verfügung, etwa ein Fünftel davon auf deutschen Straßen. „Wir haben beträchtlich unter dem industrieweiten Chip-Mangel zu leiden“, räumt Visser ein, „lange Lieferzeiten, die daraus leider resultieren, sind enttäuschend für alle Beteiligten.“

An seinen ehrgeizigen Expansionsplänen hält Visser dennoch fest. Er schmiedet sogar schon Pläne über ein zweites oder gar drittes Automodell, mit dem Lynk & Co den kompakten Hybrid-Geländewagen 01 perspektivisch flankieren könnte.

„Für welche Form der Karosserie auch immer wir uns entscheiden werden“, so Visser, „eines ist jetzt schon klar – unser nächstes Modell wird rein elektrisch angetrieben sein.“