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Leben mit der zweiten Welle: Infektionszahlen steigen in vielen europäischen Ländern

Vor allem in Spanien und Frankreich legt die Zahl der neuen Fälle deutlich zu. Spaniens Premier Sanchez spricht sich für regionale Notstände aus, wenn nötig.

An diesem Mittwoch und Donnerstag findet der große Sommerkongress des französischen Arbeitgeberverbands Medef unter freiem Himmel statt, auf der Pferderennbahn Longchamps. Erwartet werden Premierminister Jean Castex, aber auch Wirtschaftsminister Bruno Le Maire und Gesundheitsminister Olivier Véran. Es gibt viel zu besprechen, denn Frankreich steht ein heißer Herbst bevor.

Für Verbandschef Geoffroy Roux de Bézieux ist es ein „wichtiges Signal“, dass das Jahrestreffen überhaupt stattfinden kann, denn die Corona-Neuinfektionszahlen in Paris sind stark gestiegen. So stark, dass die deutsche Regierung wegen der Ansteckungsgefahren nun eine Reisewarnung für den Großraum Paris sowie weite Teile der französischen Mittelmeerküste ausgesprochen hat.

Die Zahl der Neuinfektionen mit Covid-19 übersteigt in diesen Regionen das Niveau von 50 Fällen für 100.000 Einwohner in sieben Tagen. Zwischen 2000 und 4900 neue Fälle wurden in Frankreich zuletzt täglich registriert.

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„Wir wissen, dass es in den nächsten Monaten schwierig wird“, sagt Medef-Chef Roux de Bézieux. Man werde sich auf Notfälle, Risiken und Homeoffice vorbereiten. „Wir müssen mit Covid leben, unsere Wirtschaft muss weiterlaufen.“

Nicht nur in Frankreich, auch in den Urlaubsländern Spanien, Kroatien und Rumänien sind die Infektionszahlen deutlich gestiegen. Am stärksten betroffen ist Spanien, bei dem die deutsche Regierung für das ganze Land mit Ausnahme der Kanarischen Inseln eine Reisewarnung verhängt hat.

Auch vor Reisen in die europäische Hauptstadt Brüssel hat die Bundesregierung ausdrücklich gewarnt. Am Dienstag übertraf Brüssel bei der Zahl der Neuinfektionen sogar die bisherige Krisenregion Antwerpen. Institutionen wie die EU-Kommission, der Europäische Rat oder das Europaparlament sind wie ausgestorben. Fast vollständig arbeiten die Beamten vom Homeoffice aus.

„Wir haben entschieden, im Herbst auf zahlreiche physische Treffen in Brüssel zu verzichten“, sagt auch Heiko Willems, Geschäftsführer des Bundesverbands der Deutschen Industrie (BDI) in Brüssel.

Ursprünglich war im November das Treffen der Hauptgeschäftsführer der BDI-Mitgliedsverbände in Brüssel geplant. „Für uns wird es schwieriger, informelle Kontakte zu knüpfen.“ In welchem Umfang die erste Sitzung des Europaparlaments im September in Straßburg stattfinden kann, ist noch unklar.

Die große Frage wird nun sein, ob das Ende der Sommerurlaubszeit und die ersten punktuellen Eindämmungsmaßnahmen die Infektionszahlen wieder sinken lassen – trotz des Schulbeginns.

In Österreich etwa ist die Zuversicht wieder gestiegen, dass das Land von einer zweiten Pandemiewelle verschont wird. Die Zahl der täglich gemeldeten Neuinfizierten war Mitte August vorübergehend auf über 300 gestiegen, nun bewegt sie sich wieder um 200.

Politiker und Epidemiologen führten die Zunahme im Hochsommer teilweise auf Reisende zurück, die sich im Urlaub angesteckt hatten, beispielsweise im nahen Kroatien. Mit dem Ende der Sommerferien ist wenigstens diese Infektionsgefahr weggefallen. Die Lage im österreichischen Tourismus ist allerdings dramatisch, und Tourismusvertreter, Hoteliers und Seilbahnbetreiber sorgen sich bereits um die Skisaison im Winter.

Auch in Belgien sinkt die Zahl der mit dem Coronavirus infizierten Menschen nun seit neun Tagen in Folge. Zuletzt hatte die belgische Regierung die Maßnahmen verschärft. Auf dem Brüsseler Flughafen Zaventem etwa wird die Temperatur von allen Passagieren gemessen. Bei über 38 Grad Körpertemperatur wird den Fluggästen die Einreise verweigert.

Kein flächendeckender Shutdown im Gespräch

Insgesamt steigen die Infektionszahlen in Europa, das Bild ist aber nicht einheitlich: In Italien und Großbritannien – im Frühjahr stark betroffen von der Pandemie – sind die Zahlen derzeit weitaus niedriger als in anderen Ländern. In Rumänien oder Kroatien hingegen, die im Frühjahr von der ersten Covid-Welle nicht so hart getroffen wurden, sind die Infektionszahlen jetzt auf Rekordhöhen.

Einen flächendeckenden Lockdown wie im Frühjahr wird es in Europa wohl nicht mehr geben, die Antworten werden punktueller sein. Der spanische Premierminister Pedro Sánchez etwa betonte die Reaktion auf regionaler Ebene. „Die Entwicklung ist nicht gut“, sagte Sánchez am Dienstag in Madrid. Die Zentralregierung werde die Regionen bei der Eindämmung der Infektionen unterstützen und ihnen erlauben, wenn nötig den Notzustand zu verhängen.

Auch die französische Regierung schließt einen generellen zweiten Shutdown aus. Deswegen sind die Wirtschaftsprognosen derzeit vergleichsweise gut. Im Juli verbesserte sich die Wirtschaftslage laut einer Studie der Banque de France.

In Branchen wie Lebensmittel und Pharmazie nähere sich die Wirtschaftsaktivität dem Niveau vor der Covid-19-Krise an, in anderen Bereichen wie der Metallindustrie, der Automobil- und Transportbranche bleibe die Situation schwierig. Im dritten Quartal sieht die französische Notenbank einen Anstieg der Wirtschaftsaktivitäten um 14 Prozent. Das Land werde aber nicht vor Mitte 2022 sein wirtschaftliches Niveau von vor der Coronakrise wiederfinden.

Jetzt will sich die Regierung in Paris erst einmal auf den Schulstart am kommenden Dienstag konzentrieren. Der Schulbeginn soll wie in Deutschland in ganzen Klassen stattfinden. In Schulen muss ab der sechsten Klasse ebenso wie in den Unternehmen ab 1. September eine Maske getragen werden. Überall im öffentlichen Verkehr und in geschlossenen Räumen besteht Maskenpflicht, in Paris auch draußen in viel bevölkerten Straßen.

Erst nach dem Schulstart will Wirtschaftsminister Le Maire den Corona-Hilfsplan von mehr als 100 Milliarden Euro vorstellen. Er wird von der Wirtschaft sehnsüchtig erwartet. Für den Herbst rechnet David Vallaperta von der gemäßigten Gewerkschaft CFDT mit 600.000 bis 900.000 Arbeitsplätzen, die die Unternehmen abbauen.

Als Übertragungsgelegenheiten gelten neben der Durchmischung an Touristenzielen auch Partys und wie im spanischen Aragon Erntehelfer-Quartiere, in denen kein ausreichender Abstand eingehalten werden kann. Anders als im Frühjahr sind in Spanien und Frankreich diesmal im Verhältnis mehr junge Menschen infiziert.

Der Europapolitiker und Arzt Philippe Juvin sieht die Situation in der zweiten Welle derzeit deshalb längst nicht so angespannt wie im März. „Es gibt mehr Fälle, die in die Notaufnahme kommen“, sagte er. „Es gibt einige schwierige Fälle, aber wir sind weit entfernt von der Situation im März.“

Gesundheitsminister Véran sagte, das Virus zirkuliere derzeit viermal mehr bei Menschen unter 40 Jahren als bei Menschen über 65 – und macht vor allem Partys dafür verantwortlich. Mit steigenden Infektionen könnten sich im Laufe der Zeit aber auch wieder mehr Ältere infizieren, die im Durchschnitt einen schwereren und gefährlicheren Verlauf der Krankheit erleben.