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Der Leasing-Anzug erobert das Büro

Mit dem Anzug von Rechtsanwalt Tom Hilliger ist es so wie mit einem Leasingwagen: Eigentlich gehört er ihm gar nicht. Sicherlich könnte sich der Chef der überregional tätigen Kanzlei Hilliger und Müller seinen eigenen Dreiteiler leisten. Aber er will es nicht. Stattdessen hat Hilliger seinen Anzug fürs Büro gemietet. „Das ist eine enormere Erleichterung“, sagt der Jurist. Er muss Hemd, Hose und Jackett weder waschen noch bügeln. All das erledigt ein Dienstleister für ihn. „Ich muss mich um gar nichts kümmern“, sagt Hilliger. „Das ist einfach großartig.“

Hilliger ist kein Einzelfall: Während die deutsche Textilindustrie seit Jahren gegen die Kaufunlust vieler Verbraucher kämpft, boomt das Geschäft mit geliehener Dienstbekleidung – sei es für Büro, Handel oder Industrie. Fast 3,39 Milliarden Euro haben die Mietwäscher im vergangenen Jahr umgesetzt, zeigt eine Unternehmensbefragung des Branchenverbands Wirtex, die dem Handelsblatt exklusiv vorliegt. Die Umsätze wachsen nach Verbandsangaben schon seit Jahren.

„Das Thema Berufsbekleidung wird immer wichtiger“, sagt Wirtex-Präsident Jürgen Gerdum. Er ist so etwas wie der oberste Lobbyist der Mietwäscher in Deutschland. Dass Kanzleien, Banken und Behörden für ihre Angestellten Anzüge und Kostüme mieten, ist derzeit allerdings noch die Ausnahme. Sie machen für die Mietwäscher nur einen Bruchteil des Umsatzes aus. Aber: „Dieses Feld wird zunehmend größer“, sagt Gerdum. „Es ist ein Treiber der positiven Umsatzentwicklung.“ Im Vergleich zum Vorjahr ist der Umsatz durch Berufskleidung um sechs Prozent gewachsen, zeigen die Verbandszahlen. Wirtex ist einer von zwei Branchenverbänden; seine Mitgliedsbetriebe repräsentieren rund 50 Prozent der Textildienstleister.

Die Kanzlei Hilliger und Müller im thüringischen Jena ist schon früh auf den Trend aufgesprungen: Seit acht Jahren sind alle Mitarbeiter mit geliehenem Diensttextil ausgestattet. Allein der Kanzleichef hat elf Hemden, zwei Hosen und ein Jackett fürs Büro angemietet. „Die dreckige Wäsche wird alle zwei Wochen abgeholt und fast unbemerkt wieder ins Regel gebracht“, sagt Hilliger.

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Denn die Mietwäscher verstehen sich als umfassende Logistikdienstleister: Die Firmen kaufen die Kleidung auf eigene Rechnung und vermieten sie. Sie waschen und bügeln sie auch – mit Rotwein-Fleck im Hemd oder ohne. Ist der Knopf lose, wird er wieder angenäht, ist das Jackett zu lang, wird es entsprechend geschneidert. Und wenn die Hose durchgesessen ist, liegt beim nächsten Mal sogar eine komplett neue in der Kanzlei.

Der umfassende Service hat allerdings seinen Preis. 24 Euro bezahlt Hilliger – und zwar jede Woche. Das sind fast 1300 Euro im Jahr. Dafür muss der Jurist seinen Anzug aber erst gar nicht kaufen und spart sich auch die Kosten für Reinigung und Austausch der Dienstkleidung. „Sicher“, sagt Hilliger, „nach einigen Jahren haben sich diese Ersparnisse amortisiert. Aber die Entlastung ist mir das Geld wirklich wert.“ Das einzige, was er etwas bemängelt: Die Auswahl an Farben und Mustern ist kleiner als im Fachhandel. „Sie reicht mir aber aus“, sagt er.

Die 69.000 Mitarbeiter der Branche arbeiten in eher größeren Firmen, die zwischen 15 und mehreren hundert Millionen Euro Umsatz pro Jahren machen. Viele von ihnen waren früher kleine Familienunternehmen, die über Jahrzehnte größer geworden sind. So auch das von Gerdum geleitete Wiesbadener Unternehmen Mewa, das sich hierzulande als Marktführer versteht.


„Blaumänner“ haben den größten Anteil am Umsatz

Geprägt wird das laufende Geschäftsjahr durch Übernahmen und Fusionen – der Trend zum Größerwerden verstärkt sich also. Die Nummer drei im europäischen Markt, der britische Konzern Rentokil Initial, und die Nummer vier, CWS-Boco, eine Tochtergesellschaft der Metro-Großaktionärsfamilie Haniel, bilden seit dem Sommer ein Joint-Venture. Und der europäische Marktführer, die Firma Elis aus Frankreich, will mit der britischen Berendsen-Gruppe den zweitgrößten Anbieter übernehmen. Bislang haben die Kartellbehörden den Kauf allerdings noch nicht genehmigt.

Während Rechtsanwalt Hilliger und seine Kollegen die Dienstkleidung vor allem aus Komfortgründen mieten, wollen Autohändler oder Fluggesellschaften damit sicherstellen, dass ihre Mitarbeiter ähnlich gekleidet auftreten. Automobilverkäufer von Daimler und die Piloten und Flugbegleiter von Air Berlin zählen beispielsweise zu den Kunden der Mietwäscher. „Viele Unternehmen achten zunehmend auf ein einheitliches Erscheinungsbild“, sagt Wirtex-Präsident Gerdum. Auch das sei ein Grund für das Wachstum der Branche.

Für Lebensmittelhändler wie Edeka und Rewe spielt beim Leasing der Kleidung das Thema Hygiene die wichtigere Rolle. Die Mietwäscher reinigen das Textil bei Temperaturen von etwa 70 Grad „mikrobiologisch einwandfrei“, erklärt Gerdum. Mit der Haushaltswaschmaschine wäre das undenkbar. Damit die Mitarbeiter in Lebensmittelbetrieben ihr Textil auch täglich mehrfach wechseln können, bekommen sie sogar bis zu 25 Teile gestellt, heißt es bei Wirtex. Und in der Industrie geht es vor allem um Sicherheitsaspekte. So müssen die Dienstleister garantieren, dass die Kleidung auch nach dem Reinigen noch die Normanforderungen erfüllt.

Auch wenn das Geschäft mit der geleasten Bürobekleidung wächst: Den mit weitem Abstand größten Teil am Umsatz im Bereich Berufsbekleidung machen weiterhin die traditionellen „Blaumänner“ und die Schutzkleidung von Industriearbeitern und Handwerkern aus – nämlich fast 70 Prozent. Doch auch dort sieht Gerdum noch Wachstumspotenzial. Von 17 Millionen „Blaumännern“ in Deutschland, rechnet er vor, bekämen erst knapp sieben Millionen die Mietkleidung von ihren Arbeitgebern gestellt. Das sind gerade einmal 40 Prozent. Dabei haben die Wäschevermieter nicht nur die großen Konzerne wie Daimler, Edeka oder Rewe im Blick. Auch kleinere Handwerksbetriebe ab drei Mitarbeitern seien schon interessante Kunden.

Insgesamt macht die Berufsbekleidung rund 45 Prozent des Branchenumsatzes aus. Ein Fünftel steuert das Geschäft mit Kliniken und Pflegeeinrichtungen bei. Und Hotels und Gaststätten sind die drittgrößten Nachfrager von Mietwäsche – mit einem Anteil von etwas mehr als 15 Prozent. Schließlich liefern die Wäschevermieter nicht nur Arbeitskleidung; sie reinigen Bettwäsche und Laken, waschen Fußmatten, Putztücher und Handtuchrollen.

Für diese Kundengruppen schätzt Gerdum die Wachstumsaussichten allerdings eher schlechter ein. „Vor allem bei Krankenhäusern und Pflegeeinrichtungen gibt es einen hohen Preisdruck“, sagt der Wirtex-Präsident. Die öffentlichen Einrichtungen seien häufig dazu verpflichtet, den günstigsten Anbieter zu wählen. Und viele große Kliniken haben ihre eigenen Wäschereien. Deshalb wird dort erst gar keine Mietwäsche benötigt.

KONTEXT

Tipps für einen aufgeräumten Schreibtisch

Quelle

Wer regelmäßig für Ordnung an seinem Arbeitsplatz sorgt, ist nachweislich produktiver. Deshalb ist es sinnvoll, die Arbeitsfläche so herzurichten, dass es erst gar nicht zum Chaos kommt. Der Arbeitsorganisationsexperte Jürgen Kurz von der Beratungsfirma Tempus hat im Fachmagazin Creditreform erklärt, wie sich die Unordnung auf den Schreibtischen nachhaltig bannen lässt.

Eingangskorb

Dringende Aufgaben sollten grundsätzlich sofort erledigt werden. Für alle anderen empfiehlt es sich, sie in einen Eingangskorb zu legen und sie der Wichtigkeit nach abzuarbeiten. Kurz rät, sich auch bei diesen Aufgaben eine zeitliche Frist zu setzen, zum Beispiel bis zum Abend.

Wiedervorlage

Darin wird alles gesammelt, was nicht sofort oder in absehbarer Zeit - zum Beispiel bis zum Abend - erledigt werden muss. Sinnvoll sind dafür laut dem Arbeitsorganisationsexperten Pultordner mit durchnummerierten Tagen. Denn darin können Arbeitnehmer Unterlagen zu aktuellen Projekten termingerecht abgelegen. Am besten auf dem Sideboard oder im Regal.

Öffentliche Ablage

Zusätzlich zur Ablage des einzelnen Arbeitnehmers sind gemeinsame Ablagen für die Belegschaft sinnvoll. Sie sollte an einem Ort aufgestellt werden, zu dem alle Kollegen, die gemeinsam an denselben Unterlagen arbeiten, Zugang haben.

Referenzmaterial bündeln

Hilfreich sind dafür laut Kurz Schnellhefter. Denn in die einzelnen Hüllen können Mitarbeiter wichtige Informationen wie Telefonlisten, Kostenstellen oder Checklisten einsortieren. Wichtig ist, dass die gebündelten Schnellhefter auch jederzeit für andere Mitarbeiter - beispielsweise eine Vertretung - sichtbar und zugänglich sind.

Büroutensilien ordnen

Egal ob Stifte, Locher oder Brieföffner - alle Arbeitsutensilien sollten ihren festen Platz haben. Entweder geordnet auf dem Schreibtisch oder in der Schublade.

Lesestapel woanders lagern

Kurz rät Arbeitnehmern davon ab, Zeitungen, Broschüren oder einzelne Artikel auf dem Schreibtisch zu lagern. Besser sei es, einen festen Platz dafür im Regal zu bestimmen. Und wenn der Lesestapel über 20 Zentimeter hoch gewachsen ist, gilt: die unteren Exemplare wegwerfen. Denn alles wird man ohnehin nicht lesen.