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Langsames Gift: Haupteffekt von Russland-Embargo steht noch aus

(Bloomberg) -- Fast drei Monate, nachdem Wladimir Putin seine Truppen in die Ukraine geschickt hat, ist Russland mit mehr Sanktionen belegt als jedes andere Land der Welt. Dank steigender Preise für seine Öl- und Gasexporte konnte der Kreml dennoch den Rubel stabilisieren und die Auswirkungen auf Verbraucher und Kriegsanstrengungen begrenzen.

Vorläufig.

Die Anzeichen für Probleme in der Wirtschaft reichen von geschlossenen Geschäften ausländischer Marken, die das Land verlassen haben, bis hin zu einem heftigen Einbruch bei Autoverkäufen, Hypothekenanträgen und Steuereinnahmen. Auch wenn sie es nicht öffentlich sagen, rechnen Beamte des Moskauer Finanzministeriums in diesem Jahr mit der größten wirtschaftlichen Kontraktion seit einer Generation, da die Sanktionen den Unternehmen wichtige Komponenten, Technologien und Kapital entziehen.

Noch reicht der Schock in Zeitlupe nicht, um Putin zu einem Kurswechsel in der Ukraine zu zwingen. Im Laufe des Jahres dürfte der wirtschaftliche Druck auf den Kreml jedoch deutlich zunehmen, zumal die Europäische Union inzwischen ein Importverbot für russisches Öl diskutiert.

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“Sanktionen allein würden Putins Krieg nicht stoppen, aber Sanktionen in Kombination mit militärischem Druck bringen ihn in eine schwierige Lage”, sagte Daniel Fried, ein ehemaliger hoher Beamter des US-Außenministeriums.

Bisher hat der stetige Zustrom von Waffen und Hilfsgütern für Kiew am meisten dazu beigetragen, dass die Ukraine die russischen Angriffe teilweise zurückschlagen konnte. Kreml-Beamte geben zu, dass sie nicht erwartet hatten, dass die USA und ihre Verbündeten der Ukraine so schnell und so umfassend helfen würden.

Die wirtschaftlichen Kosten indessen kümmern Putin nach ihrer Einschätzung nicht. Er sehe sich mit den USA und ihren Verbündeten in einem existenziellen Kampf um Russlands geopolitisches Überleben.

Die Wirtschaft sei für ihn nicht länger “eine Quelle der Legitimität”, sagte Sergei Guriev, ein in Paris ansässiger russischer Ökonom, der sich für schärfere Sanktionen einsetzt. “Um ihn zu zwingen, an die Wirtschaft zu denken, müsste man ein Öl- und Gasembargo verhängen.”

Leicht wird ein solches Vorhaben für Europa nicht angesichts der Abhängigkeit des Kontinents von russischen Kraftstoffen. Über Beschränkungen bei Öl wird dennoch rege diskutiert.

“Wir alle teilen das Ziel, die Einnahmen zu reduzieren, die Russland zur Verfügung stehen, um seine Wirtschaft zu unterstützen und Krieg zu führen”, sagte US-Finanzministerin Janet Yellen am Mittwoch im Vorfeld eines Treffens der G7-Finanzchefs. “Wir tun eine Menge, um ihnen den Zugang zu benötigten Gütern und Dienstleistungen zu erschweren.”

Bislang gelang es Russland, die anfänglichen Auswirkungen des Krieges zu begrenzen und eine Finanzkrise abzuwenden. Die Notenbank in Moskau hob die Leitzinsen an. Der Mittelabfluss ins Ausland wurde durch strenge Beschränkungen unterbunden.

Die Exportbeschränkungen des Westens seien indessen “wie ein langsam wirkendes Gift”, erklärte Tatiana Orlova, Volkswirtin bei Oxford Economics. “Im Laufe der Zeit werden diese Sanktionen in großem Maße Ausrüstung unbrauchbar machen, bei der es nicht möglich ist, Teile zu ersetzen.”

Russlands Importe lagen im März 45% unter dem Vorjahresniveau, wie Capital Economics unter Verweis auf Daten von Moskaus größten Handelspartnern angibt. Die Veröffentlichung detaillierter Zahlen zu Handelsströmen hat der Kreml eingestellt.

Auf längere Sicht könnte eine tiefere Wirtschaftskrise, die weitaus höhere Ausgaben für Arbeitslosigkeit und andere Leistungen erforderlich machen würde, die Ressourcen des Kremls belasten.“Die Russen werden die Verarmung erst dann zu spüren bekommen, wenn sie ihre Arbeitsplätze verlieren”, sagt Orlova.

Forderungen von Hardlinern nach einer umfassenden Verstaatlichung von Fabriken in ausländischem Besitz hat Moskau bislang zurückgewiesen - in der Hoffnung, ein Mindestmaß an Wettbewerb aufrechtzuerhalten und die legendäre Stagnation der Sowjetära zu vermeiden.

Die Pläne Europas zur Abkehr von russischen Energieträgern bedeuten, dass Moskau Milliarden für neue Infrastrukturen ausgeben muss, um diese Lieferungen umzuleiten - an Kunden in Asien. Ob dieser Druck ausreichen wird, um Putins Entschlossenheit zu brechen, bleibt fraglich.

“Wir haben Beispiele aus anderen Ländern wie dem Iran und Venezuela gesehen, in denen selbst eine längere Anwendung von extremen Sanktionen die Entscheidungsfindung nicht wesentlich geändert hat”, sagt Oksana Antonenko, Direktorin bei Control Risks in London. “Das wird im Westen sehr wohl verstanden.”

Überschrift des Artikels im Original:

Sanctions Slow Burn Gives Putin More Time to Be Defiant, for Now

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©2022 Bloomberg L.P.