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Langjähriger Fiat-Chrysler-Chef Sergio Marchionne gestorben

Der langjährige Chef des italienisch-amerikanischen Autokonzerns Fiat-Chrysler, Sergio Marchionne, ist gestorben. Das bestätigte Exor, die Holding-Gesellschaft der italienischen Familie Agnelli am Mittwochvormittag. Der Fiat-Chrysler-Konzern hatte am Wochenende Mike Manley zum neuen Chef ernannt, nachdem Marchionne schwer erkrankt war.

Der gerade 66 gewordene Marchionne, der als Teenager mit seinen Eltern aus Chieti nach Kanada ausgewandert war, war Ende Juni an der Schulter operiert worden. In einer Schweizer Klinik kämpfte er in den vergangenen Tagen um sein Leben. Diesen Kampf hat er nun verloren.

„Sergio hat uns beigebracht, auf eine neue Art zu denken, wir sind ihm ewig dankbar“, hatte John Elkann, der Agnelli-Erbe und Boss des Fiat-Clans, bereits am Wochenende erklärt. Kurz zuvor hatte das Unternehmen mitgeteilt, dass sich der Gesundheitszustand des Managers so sehr verschlechtert habe, dass er seine Arbeit nicht mehr wieder aufnehmen könne.

Es habe Komplikationen bei der Rekonvaleszenz gegeben, teilte FCA mit und rief am Samstag eine außerordentliche Sitzung des Verwaltungsrats in Turin ein, um einen Nachfolger zu bestimmen. „Wir haben schon vor Jahren begonnen, an einer Nachfolgeregelung zu arbeiten, um Kontinuität zu gewährleisten“, schrieb Elkann am Sonntag in einem Brief an die Belegschaft.

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Insgesamt 14 Jahre hatte Marchionne an der Spitze des Unternehmens gestanden, erst bei Fiat, dann nach der spektakulären Übernahme von Chrysler 2014 bei Fiat-Chrysler (FCA).

Autobauer vor dem Bankrott gerettet

Als er 2004 in Turin anfing, stand der italienische Autobauer vor dem Bankrott. „Wir haben uns in einem der dunkelsten Momente der Geschichte von Fiat kennen gelernt“, schreibt Elkann in seinem Brief, „und nur dank seiner Beharrlichkeit, seines Intellekts und seiner Führungskraft konnten wir das Unternehmen retten.“

Marchionne galt als Visionär, aber auch als harter Verhandlungspartner für Gewerkschaften und in der Formel 1. Mit markigen Sprüchen machte er sich weltweit einen Namen. Sein Tod wird von vielen Menschen in Italien als das Ende einer Ära gesehen. „Fiat war vor ihm streng hierarchisch und ist heute ein modernes Unternehmen“, sagt ein Ingenieur in Turin.

Marchionne, 25 Jahre älter als Elkann, sei für ihn „Mentor, Kollege und ein enger Freund“ gewesen. „Er hat einen unglaublichen Turnaround bei Chrysler hingelegt, wir werden ihm ewig dankbar sein, weil er das geschafft hat, was unmöglich schien.“

Als zupackend wird er von Mitarbeitern beschrieben. „Er ist streng und er delegiert, aber nur an die, denen er vertraut“, sagt ein FCA-Manager, „und er wird nicht in Zweifel gestellt.“

Marchionne setzte auf den Relaunch der Marke Alfa Romeo und auf die Luxussparte, Kritiker bemängeln aber, dass die Produktpalette des siebtgrößten Autobauers veraltet sei. Auch bei Kooperationen ging die Strategie von Marchionne nicht immer auf: Eine Übernahme von Opel gelang Marchionne 2009 nach einer Nachtsitzung mit Kanzlerin Merkel nicht, auch Sondierungsgespräche mit Volkswagen führten zu keinem Ergebnis.

In Erinnerung bleibt er aber mit einem großen Erfolg: Bei der Präsentation des neuen Strategieplans im Juni im piemontesischen Balocco konnte Marchionne verkünden, dass der Schuldenabbau geglückt sei. „Er hat den Wert der Aktie, seit er 2004 kam, mehr als verdoppelt, obwohl die Finanzkrise dazwischen kam“, lobt ein FCA-Manager Marchionnes Fähigkeiten. Seit der Fusion mit Chrysler im Herbst 2014 stieg der Wert der Aktie um fast 350 Prozent - und damit so stark wie bei keinem anderen Unternehmen der Branche.

Seinen Führungsjob bei FCA wollte Sergio Marchionne im April 2019 mit dem Ablauf seines Mandats als Verwaltungsratsvorsitzender aufgeben, das war lange geplant. Aber nicht den Job bei Ferrari, der ihm am Herzen lag. Da wollte er bleiben. Bei jedem Rennen stand er an der Piste und war häufig in der Ferrari-Zentrale in Maranello. „Mein größtes Ziel ist es, Ferrari in der Formel 1 ganz oben zu sehen“, sagte der Fan der roten Rennwagen, „ich hasse es, hinter Mercedes zu liegen.“

An der Spitze von Fiat steht nach seinem Tod der Chef der US-Geländewagen-Tochter Jeep, Mike Manley. Neuer Ferrari-Chef wurde Louis Camilleri, der zuvor unter anderem leitende Positionen beim Tabakmulti Philip Morris innehatte.

In Italien wird die Nachricht vom Tod Marchionnes besonders betrauert. Sein unternehmerisches Geschick sicherte am Ende das Überleben der krisengeschüttelten italienischen Marke Fiat.