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Lambertz-Eigentümer: „Wir produzieren mehr Bio-Gebäck als Printen“

Der Inhaber der Gebäckherstellers will im Ausland expandieren. Doch der Brexit und die bevorstehenden US-Strafzölle bereiten Lambertz Sorgen.

Der Lambertz-Eigentümer fürchtet die Folgen von Brexit und US-Strafzöllen. Foto: dpa
Der Lambertz-Eigentümer fürchtet die Folgen von Brexit und US-Strafzöllen. Foto: dpa

Just als zwischen Brüssel und London am Donnerstag eine Einigung im Brexit-Streit erzielt wurde, verkündete Hermann Bühlbecker in Düsseldorf die Zahlen seiner Lambertz-Gruppe. Wie auch immer der Deal letztlich aussehen wird – auch die Geschäfte des deutschen Süßgebäckherstellers sind vom Brexit betroffen.

Vor dem Stichtag hätten große Handelsketten bereits Gebäck auf Vorrat geordert, denn britische Zölle werden in Zukunft auch die Printen und Kekse von Lambertz verteuern. „Ich befürchte Umsatzeinbußen von zehn bis 20 Prozent“, sagte Bühlbecker. Auch die USA wollen im Streit um Airbus-Subventionen ab Freitag Strafzölle auf ausgewählte Produkte erheben. Das trifft auch Süßgebäck aus Deutschland, das mit einer Importsteuer von 25 Prozent belegt wird.

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Lambertz exportierte zuletzt Gebäck für 28 Millionen Euro in die USA. „Die Extrakosten müssen wir wohl zunächst selbst schultern“, sagte der Alleininhaber des Unternehmens. Später müssten die US-Verbraucher höhere Preise zahlen. „Das sind ganz gezielte Nadelstiche“, urteilte er über Trumps Handelspolitik.

Der Weltmarktführer für Herbst- und Weihnachtsgebäck liefert in 60 Länder, der Exportanteil liegt bei 24 Prozent. „Das ist noch bescheiden im Vergleich zu den großen Wettbewerbern“, räumte der Unternehmer ein.

2018 wurde laut Marktforscher Nielsen in deutschen Supermärkten und Discountern Süßgebäck für 1,88 Milliarden Euro verkauft – ein Rückgang von 1,8 Prozent. Weil der deutsche Markt schrumpft, kann Lambertz eigentlich nur noch im Ausland wachsen.

Durch die weltweite Expansion der deutschen Discountketten hofft Bühlbecker, neue Kunden in den USA, Australien und anderswo zu erreichen. Seit 20 Jahren betreibt Lambertz auch Werke in Polen. „Das ist für uns wie ein Schlaraffenland“, meint Bühlbecker, „denn Polen essen das ganze Jahr über Lebkuchen.“ Von dort beliefert er ganz Osteuropa.

Längst macht Printenbäcker Lambertz mehr Geschäft mit Ganzjahresgebäck wie Kuchen und Gebäckmischungen als mit Weihnachtsware. Lebkuchen, Zimtsterne, Stollen & Co. steuern noch 40 Prozent zum Umsatz bei. In der Saison fahren tagtäglich 150 voll beladene Laster von den acht Werken zu den Händlern.

Allein 600 Millionen Dominosteine produziert Lambertz in der Saison. Jeder Deutsche verzehrt im Jahr etwa ein Kilo Weihnachtsgebäck, hat der Bundesverband der deutschen Süßwarenindustrie (BSI) ermittelt.

Die Geschäfte von Lambertz laufen stabil – trotz der heißen Sommer, die weniger Appetit auf Kekse machen. Durch die Umstellung auf Nettopreise lag der Umsatz im Geschäftsjahr 2018/19 bei 626 Millionen Euro, ein Plus von einer Million Euro zum Vorjahr. Über Gewinne schweigt das Familienunternehmen traditionell. 2019 sei „hervorragend angelaufen“, so Bühlbecker, der sich über das regnerische „Lebkuchenwetter“ sichtlich freute.

Größter Bio-Bäcker Deutschlands

„Es gibt keine Laden in Deutschland, der nicht unsere Produkte führt – seien es unsere Traditionsmarken oder Eigenmarken des Handels“, sagte Bühlbecker stolz. Handelsmarken machen fast die Hälfte des deutschen Süßgebäckmarkts aus. Auch wenn vor allem Discounter wieder verstärkt Markenkekse in die Regale aufnehmen, wie Michaela Ebsen von Nielsen beobachtet. Auch Discounter Aldi führt seit kurzem auch Lambertz-Marken.

Was die wenigsten wissen: Lambertz ist heute auch der größte Bio-Bäcker Deutschlands. „Wir produzieren mehr Bio-Gebäck als Printen“, sagte Bühlbecker. Haferkekse und vor allem auch Vitalkekse in Bio-Qualität sind immer beliebter.

Mehr als 20 Unternehmen gehören zur Lambertz-Gruppe mit ihren 4000 Mitarbeitern. Dazu zählen die Marken Kinkartz, Weiss und Haeberlein-Metzger. Seit 2018 hält Lambertz 100 Prozent an Dr. Quendt, Marktführer für Dresdner Stollen. Die Gruppe produziert auch Mozartkugeln oder Erdnüsse in Schokolade.

Schokolade ist eine Hauptzutat von Lambertz-Gebäck – schon lange kommt sie aus nachhaltigem Anbau. Der Kakaomarkt sei derzeit jedoch hochspekulativ, warnte Bühlbecker. Er rechnet mit Mindestpreisen: „Wir richten uns auf höhere Kosten ein.“ Auch die Preise für Mehl, Nüsse oder Rosinen ziehen derzeit an. „Es ist noch unklar, inwiefern wir die Kosten durch höhere Preise weitergeben können.“

Bühlbecker ist nicht nur Honorarkonsul des wichtigsten Kakaoanbaulandes Elfenbeinküste. Der Lambertz-Inhaber sponsert unter anderem auch das Chio-Reitturnier in Aachen und den Tennissport. Als oberster Markenbotschafter seiner Firma mischt sich der 69-Jährige immer noch gerne unter Stars und Sternchen. Die Strategie war eigentlich aus der Not geboren.

Denn der promovierte Betriebswirt, der sein Studium als Tennistrainer finanzierte, hatte kein Geld für Werbung. Ende der 1970er-Jahre war er in die darbende Firma seines Onkels eingetreten. Bald darauf wurde er Geschäftsführer. Die Aachener Traditionsbäckerei von 1688 stellte damals nur Printen her und war durch einen Brand in Mitleidenschaft gezogen.

Doch der brillante Netzwerker verstand es, sich und sein Gebäck zusammen mit Promis aus der ganzen Welt auf dem roten Teppich zu inszenieren. Es gibt wohl nur wenige VIPs, von denen es kein Foto mit dem „Printenkönig aus Aachen“ gibt. Hermann Bühlbecker kennt sie alle.

„In 30 Jahren haben wir keinerlei Werbung für Verbraucher gemacht. Stattdessen haben wir Geschichten erzählt – wie Lambertz als Hoflieferant vor über 300 Jahren begann, was wir ja heute noch sind“, sagte Bühlbecker und zeigte stolz Fotos mit dem spanischen König. „Lambertz kann sich zu Recht mit Red Bull als Erfinder des Content Marketings bezeichnen.“