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Kein EZB-Konsens für Halbprozent-Schritt: Lagarde ohne Hast

(Bloomberg) -- Christine Lagarde betonte am Dienstag, dass sich die Europäische Zentralbank (EZB) nicht dazu drängen lassen werde, ihre Geldpolitik überstürzt zu straffen, während ihr Landsmann im Rat zustimmend darauf hinwies, dass es unter den Währungshütern keinen Konsens für eine starke Zinserhöhung um einen halben Prozentpunkt gebe.

Einen Tag, nachdem die EZB-Präsidentin mit ihrem Plan für zwei Zinserhöhungen um je einen Viertelpunkt die Falken im Entscheidungsgremium der Bank verärgerte, bekräftigten sie und der französische Gouverneur Francois Villeroy de Galhau im Gespräch mit Francine Lacqua von Bloomberg TV, dass die Schritte der Notenbank graduell erfolgen müssten. Der österreichische EZB-Rat Robert Holzmann konterte mit einem klaren Aufruf für einen Halbprozent-Schritt.

“Ich glaube nicht, dass wir uns im Moment in einer Situation steigender Nachfrage befinden”, sagte Lagarde am Rande des Weltwirtschaftsforums in Davos. “Es handelt sich definitiv um Inflation, die durch die Angebotsseite angeheizt wird. In dieser Situation müssen wir uns natürlich in die richtige Richtung bewegen, aber wir dürfen nichts überstürzen und nicht in Panik geraten.”

In einem Blogbeitrag hatte Lagarde am Montag ihren Zeitplan für die nächsten drei Entscheidungen der Zentralbank dargelegt, mit denen sie aus den Negativzinsen aussteigen und sich dem internationalen Trend anschließen will, der bereits auf dem Inflations-Kriegspfad ist. Villeroys Äußerungen machten klar, dass Teile des Rats Lagarde unterstützen.

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“Eine Anhebung um 50 Basispunkte ist derzeit nicht Teil des Konsenses”, sagte der Gouverneur. “Es geht um eine Normalisierung unserer Geldpolitik, nicht um eine Verschärfung”, und “die Zinserhöhungen werden schrittweise erfolgen”, sagte er.

Holzmann sprach sich daraufhin am Dienstag in einem Interview dafür aus, mit einem halben Punkt zu beginnen: “Alles andere würde Gefahr laufen, als schwach wahrgenommen zu werden.” Klaas Knot aus den Niederlanden ist bis dato das einzige weitere Ratsmitglied, das diese Möglichkeit öffentlich geäußert hat.

Lagardes Zeitplan sieht vor, dass die EZB die Anleihekäufe im Juni beendet und den Einlagensatz einmal im Juli und einmal im September von minus 0,5% auf Null anhebt. Das hat informierten Kreisen zufolge die Falken im Rat verärgert, die sich die Option offenhalten wollten, eine Anhebung um 50 Basispunkte vorzunehmen.

“Wenn man aus dem negativen Bereich heraus ist, kann man bei Null sein, man kann leicht über Null sein,” sagte Lagarde, ohne sich konkret zu einer Anhebung um 50 Basispunkte zu äußern. “Das werden wir auf der Grundlage unserer Projektionen, auf der Grundlage unserer Forward Guidance bestimmen.”

Der Euro schwankte im Laufe des Tages hin und her. Er baute seine Gewinne gegenüber dem Dollar nach den Ausführungen von Holzmann aus, nachdem er sie nach der Bemerkung von Villeroy zunächst abgegeben hatte. Lagardes Interview hatte die Gemeinschaftswährung auf ein Monatshoch von 1,0736 Dollar getrieben.

Lagarde und Villeroy gehen davon aus, dass die Zinssätze weiter steigen und das als neutral angesehene Niveau erreichen werden, das zwischen 1% und 2% verortet wird. Villeroy schätzt, diese Spanne “irgendwann im nächsten Jahr” zu erreichen, was eine ganze Reihe von Zinserhöhungen innerhalb der nächsten 18 Monate impliziert. Händler rechnen mit vier Zinserhöhungen der EZB um 25 Basispunkte bis Ende 2022.

Schmaler Grat

Die Ratsmitglieder bewegen sich auf einem schmalen Grat, da der Einmarsch Russlands in der Ukraine die Preise in die Höhe schnellen ließ und das Vertrauen der Unternehmen und Haushalte erschütterte. Neue Covid-Beschränkungen in China belasten die Lieferketten zusätzlich.

Die EZB-Präsidentin spielte jedoch das Risiko eines wirtschaftlichen Abschwungs herunter und sagte, das sei derzeit nicht das “Basisszenario” der Währungshüter. Die Arbeitslosigkeit sei auf einem Tiefststand, der Sommertourismus werde stark, und die Haushalte hätten reichlich Erspartes: “Im Moment sehen wir keine Rezession im Euroraum.”

Wenn die EZB beginnt, die Zinssätze anzuheben, wird sie darauf achten, eine “ungerechtfertigte” Ausweitung der Spreads im Euroraum zu vermeiden, sagte Villeroy und verwies auf die Intervention mit dem PEPP-Programm zum Ankauf von Vermögenswerten im Jahr 2020.

“Wir haben den Willen zu handeln und die Fähigkeit zu handeln, wenn nötig”, sagte Villeroy. “Niemand sollte erwarten, dass die EZB im Falle einer Fragmentierung abwesend ist”.

Überschrift des Artikels im Original:

Lagarde Says Recession Is Not ECB Baseline for the Euro Area

(Neu: Holzmann-Kommentare)

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