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Lachen als Losung

Die „Plattform für Tabarnia“ fordert die Unabhängigkeit von Katalonien. Was als Satire auf die Separatisten begann, entwickelt sich zur kraftvollen Gegen-Bewegung. Die hat nun ihren eigenen Präsidenten gekürt.

Wenn nichts mehr geht, bleibt nur noch der Humor. In der an Absurditäten reichen Region Katalonien bedient den seit einigen Wochen die Satire um die fiktive Region Tabarnia. Der Name ist zusammengesetzt aus „Ta“, für die katalanische Stadt Tarragona und „Bar“ für Barcelona. Beide Städte sind reich, bevölkerungsstark - und gegen die Trennung Kataloniens von Spanien.

Tabarnia fordert deshalb die Abspaltung von der Abspaltung. Nach ihrem Tabarnexit – also der Trennung von Katalonien - will sie eine eigenständige Region innerhalb Spaniens sein. Die Argumente ihrer Vorkämpfer sind ein Spiegelbild der separatistischen Slogans. „Katalonien raubt uns aus“, behauptet Tabarnia etwa als Parallele zum nationalistischen Claim „Spanien raubt uns aus“. In Tabarnia leben fast 80 Prozent der Einwohner Kataloniens und liefern naturgemäß ein Großteil der Wirtschaftsleistung. Ziel der Satire ist, den Separatisten den Spiegel vorzuhalten und sie so zu schwächen.

Die Aktion gewinnt seit den Wahlen in Katalonien immer mehr Dynamik: In der vergangenen Woche ließ sich der katalanische Theaterregisseur Albert Boadella per Videokonferenz zum Präsidenten von Tabarnia wählen. Das ist eine Anspielung auf den ehemaligen katalanischen Präsidenten Carles Puigdemont, der nach der illegalen Ausrufung der katalanischen Republik nach Brüssel geflüchtet ist und nun von dort aus erneut als Präsident vereidigt werden will.

Über Boadellas Auftritt berichteten alle großen spanischen Medien. In den skurrilen Zeiten der vermeintlichen nationalistischen Revolution ist Tabarnia zum Ventil für die Gegner der Separatisten geworden. Sie wurden oft als die schweigende Mehrheit bezeichnet, die sich kaum öffentlich äußert.

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Die Ideengeber gründeten schon im Jahr 2012 die Bürgerbewegung „Barcelona is not Catalonia“, auch das eine Anspielung auf den Leitspruch der Separatisten „Catalonia is not Spain“. In ihrem Gründungsmanifest machten sie sich für eine gerechtere Verteilung des Wohlstandes in Barcelona stark. Doch die Bewegung blieb weitgehend unbeachtet.

Als die Separatisten aber bei der Wahl am 21. Dezember erneut die Mehrheit im Parlament gewannen, nutzte sie die fiktive Region Tabarnia, um die regionale Verteilung der separatistischen Stimmen zu illustrieren. Die kommen vor allem aus ländlichen Gebieten, während sie in den großen Städten deutlich weniger stark sind. Das spanische Wahlrecht aber bevorzugt ländliche Regionen. Die Folge: Für einen Sitz im Parlament sind aus Barcelona knapp 49.000 Stimmen nötig, während in der katalanischen Provinz Lleida 21.000 Stimmen reichen.

Im Fahrtwind der Wahl wurde Tabarnia in den sozialen Medien zum weltweit verbreiteten Thema mit 648.000 Tweets, Google registrierte 1,5 Millionen Suchen nach dem Wort. Auf der Petitions-Plattform change.org haben 266.000 Menschen die Forderung nach einer eigenständigen Region Tabarnia unterschrieben.

Nach diesem Schwung an Zuspruch hat sich „Barcelona ist not Catalonia“ im Januar in „Plattform für Tabarnia“ umbenannt und will sich bald auch eine eigene Flagge geben - so wie die Estelada, die die Separatisten bei allen Demonstrationen schwenken.

Was als Scherz begann, entwickelt sich zur kraftvollen Bewegung. „Tabarnia hat eine therapeutische Wirkung“, sagt Carlos Rivadulla, Vizepräsident des katalanischen Unternehmerverbands Empresaris de Catalunya, der sich den Kampf gegen die Unabhängigkeit zum Ziel gesetzt hat. „Es eine Satire, aber gleichzeitig auch eine Bedrohung für die Separatisten.“