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„Du sollst nicht lügen“

Es gibt kaum ein Finanzprodukt, das im vergangenen Jahrzehnt nicht von Banken manipuliert worden ist. Doch als vor drei Jahren ruchbar wurde, dass Banken auch Wechselkurse manipuliert hatten, überraschte diese Erkenntnis selbst Bankenaufseher. Als die Affäre um manipulierte Zinssätze hochgekommen sei, habe die Finanzaufsicht Bafin sofort geprüft, welche Indizes noch alle manipulationsanfällig seien, erzählte Deutschlands oberster Bankenaufseher, Raimund Röseler, damals dem Handelsblatt. „Aber da wären wir nie auf den Devisenmarkt gekommen.“

Der Währungsmarkt war aus seiner Sicht erst einmal unverdächtig, weil er so hochliquide ist. Tatsächlich zählt der Devisenmarkt zu den größten und umsatzstärksten Finanzmärkten überhaupt: 2016 wurden im Durchschnitt jeden Tag Währungen im Wert von fünf Billionen US-Dollar gehandelt.

Aufgeschreckt von den Manipulationen gründeten die internationalen Notenbanken und Bankenaufseher, die im Basler Bankenausschuss vertreten sind, im Sommer 2015 eine Arbeitsgruppe, die einen Verhaltenskodex für den Devisenhandel erarbeiten sollte.

Mit dabei waren unter anderem die Europäische Zentralbank, die Notenbanken der Schweiz, Großbritanniens sowie die New Yorker Fed. Das Regelwerk, das am Donnerstag präsentiert wurde, soll Währungstricksereien und Kursmanipulationen am bis dato unregulierten Devisenmarkt künftig unterbinden. „Zwei wichtige Punkte möchte ich hervorheben: Erstens, es ist ein einziger Kodex für die gesamte Branche und zweitens, es ist ein globaler Kodex“, betonte der Leiter der Arbeitsgruppe, Guy Debelle, Vize-Gouverneur der australischen Notenbank.

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Das ist nicht selbstverständlich: Es gibt keine zentrale Behörde, die den Devisenhandel kontrolliert, und es gibt auch wenig Regeln, die Cowboy-Manieren dort effektiv unterbinden. Das Regelwerk stellt eine Ergänzung und Vereinheitlichung bereits bestehender Vorgaben für Banken dar, ist aber rechtlich nicht verbindlich.

Es habe eine Reihe bestehender Regelwerke in einigen Märkten gegeben, erläuterte Debelle. „Aber es ist offensichtlich, dass sie in der Vergangenheit willentlich oder anderweitig ignoriert wurden.“

Die Arbeitsgruppe der Notenbanker hatte bei dem Kodex mit Vertretern der Finanzindustrie zusammengearbeitet. Deren Vertreter, der Chef des Devisenabwicklungssystems CLS David Puth, räumte ein, die weltweite Finanzkrise sowie „mehrere, sehr spezifische Vorfälle“ im Währungsmarkt hätten zu einem „öffentlichen Vertrauensverlust in Marktteilnehmer beigetragen und zu deren Fähigkeit, immer den besten Interessen ihrer Kunden zu dienen“.

Für die „spezifischen Vorfälle“, die Puth ansprach, haben internationale Großbanken wie Citigroup, JP Morgan, Barclays, Royal Bank of Scotland bislang Strafen in mehrfacher Milliardenhöhe gezahlt. Sie wurden verurteilt, weil sie zum Beispiel ihr Wissen über Kauf- und Verkaufspläne von Kunden ausnutzten, um für sich Vorteile zu erzielen. Frontrunning heißt das im Branchenjargon. Oder sie verrieten Händler anderer Institute Details über ihre Devisenaufträge.

So ein Verhalten verbietet der neue Kodex. Einige der 55 Prinzipien, aus denen er besteht, werfen allerdings die Frage auf, was am Währungsmarkt zuvor so alles üblich war: „Marktteilnehmer sollen keine falschen Informationen kommunizieren“, heißt es etwa in Prinzip 21.

Außerdem sollten Händler bitte „keine Gerüchte in die Welt setzen oder verbreiten, mit der Absicht den Markt zu bewegen oder andere Marktteilnehmer zu täuschen“. Grundsätzlich geklärt wird auch der Umgang mit vertraulichen Informationen: So sollen alle am Devisenhandel Beteiligten vertrauliche Informationen, etwa die ihrer Kunden, als solche identifizieren.

Das gilt zum Beispiel für die Marktpositionen anderer Marktteilnehmer. Und diese vertraulichen Informationen sollen nicht „an irgendeine interne oder externe Partei unter irgendwelchen Umständen mitgeteilt werden, in denen es wahrscheinlich ist, dass so eine Partei die Informationen missbrauchen wird“, so Prinzip 21.

Auch das Antäuschen einer bestimmten Transaktion, die ein Händler nur platziert, um einen günstigen Kurs für eine völlig andere Transaktion zu erzielen, ist verboten. Garniert ist der Kodex mit praktischen Beispielen, die zeigen sollen, wie die Prinzipien in der Praxis gelebt werden sollen.

Nicht erlaubt ist es etwa, einem Kunden eine Gebühr zu berechnen, ohne ihn darüber zu informieren. Ausführlich geklärt wird auch, welche internen Kontrollen Banken aufziehen sollen, um missbräuchliche Praktiken im Devisenhandel zu entdecken und zu unterbinden.

Die Notenbanken, die im Basler Bankenausschuss vertreten sind, wollen sich dem Kodex auch selbst unterwerfen. „Die Zentralbanken werden von ihren regelmäßigen Devisen-Handelspartnern erwarten, dass auch sie den Prinzipien des Kodex folgen“, heißt es in einer weiteren Veröffentlichung.

Außerdem soll die Devisen-Arbeitsgruppe am Ball bleiben und prüfen, wie er befolgt wird. „Alle von uns erkennen die Notwendigkeit, das öffentliche Vertrauen in den Devisenhandel wieder herzustellen, an“, betonte Australiens Vize-Gouverneur Guy Debelle.