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Sie läuft und läuft und läuft: Deshalb ist die Serie "Die Rosenheim-Cops" so ein Dauerbrenner

 

Wie wird eine Serie zum Dauerbrenner und zur Marke? Die unkaputtbaren "Rosenheim-Cops" im ZDF haben es geschafft. Jetzt steht mal wieder ein Staffelstart mit gleich 22 neuen Folgen an.

Es gabat wieder a Leich - und am Tatort wird fleißig ermittelt (von links): Polizeihauptmeister Mohr (Max Müller), Pathologin Atay (Sevda Polat), Kommissar Hansen (Igor Jeftić), Kommissar Kaya (Baran Hêvî) werden den Täter auch diesmal dingfest machen. Keine Frage. (Bild: ZDF/Linda Gschwentner)
Es gabat wieder a Leich - und am Tatort wird fleißig ermittelt (von links): Polizeihauptmeister Mohr (Max Müller), Pathologin Atay (Sevda Polat), Kommissar Hansen (Igor Jeftić), Kommissar Kaya (Baran Hêvî) werden den Täter auch diesmal dingfest machen. Keine Frage. (Bild: ZDF/Linda Gschwentner)

"Bitte bleiben's ganz ruhig, fassen's nichts an. Wir kommen!" - Die Dame, die sich da mit dem stoischen Charme der Bürokraft eines Heizungs- und Sanitärbetriebs meldet, heißt Miriam Stockl. Es geht hier jedoch mitnichten um einen Rohrbruch, sondern um Leben und Tod: Frau Stockl sitzt am Telefon der fiktiven Rosenheimer Mordkommission, einem Mikrokosmos, in dem solche Mordmeldungen tatsächlich in etwa so außergewöhnlich zu sein scheinen wie eine leckende Heizung.

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Dass die meisten Folgen der Serie "Die Rosenheim-Cops" so oder so ähnlich beginnen, gehört genauso zum Basiswissen der vier bis fünf Millionen treuen Fans des ZDF-Vorabendkrimis wie das, was meist als Nächstes folgt: "Stocki", die wichtigste Kriminalsekretärin der Welt, die den Kollegen im Rosenheimer Revier beileibe nicht nur "frisch aufgebrühten" Kaffee und Kekse aus der Dose reicht, sondern absurderweise auch Notrufe entgegennimmt, legt auf, schnaubt gestresst und greift dann erneut zum Hörer, um dem gerade noch gemütlich im Freien (!) am Tisch mit Alpenpanorama (!) frühstückenden Kommissar Stadler zu informieren: "Es gabat a Leich!"

Als Gast auf dem Hofer-Hof ist dieser Emittler noch relativ neu: Marie Hofer (Karin Thaler) ist begeistert, dass Kommissar Kaya (Baran Hêvî) bereits Frühstück gemacht hat. (Bild: ZDF/Linda Gschwentner)
Als Gast auf dem Hofer-Hof ist dieser Emittler noch relativ neu: Marie Hofer (Karin Thaler) ist begeistert, dass Kommissar Kaya (Baran Hêvî) bereits Frühstück gemacht hat. (Bild: ZDF/Linda Gschwentner)

Die berühmten vier Worte, sie sind die Initialzündung einer jeden Episode. Aber was heißt hier Krimi! Jeder echte Kommissar hält sich den Bauch vor Lachen. Der Witz beginnt schon in der Früh: Ein neuer Fall kommt immer gerade recht zum morgendlichen Dienstbeginn rein, und "Herr Stadler", ein Ermittler mit der Ausstrahlung eines oberbayerischen Großgastronomen, zeigt sich davon nur dezent beeindruckt. Er beißt noch mal in seine Brezn und brummt dann etwas Unaufgeregtes der Marke "Na guat, dann pack' mer's halt." vor sich hin und fährt dann los - sofern sein Wagen anspringt. Bierruhe - dein Name ist Stadler!

Man kann nicht gerade sagen, dass das Ganze jetzt Fahrt aufnehmen würde. Im Gegenteil. Denn was für den von Dieter Fischer kongenial verkörperten Cop Stadler gilt, kann man getrost über die ganze Serie sagen: Die Hektik ist hier nicht dahoam. Der Fall wird sowieso gelöst - im Stil eines bürokratischen Aktes, ohne emotionales Gewese, mehr oder weniger nebenbei.

Kein TV-Krimi wie andere

Das Ganze ist, wollte man objektiv über den "Fernsehkrimi" urteilen, zum Haareraufen. Jedoch passt dieser Maßstab hier nicht, denn die Lakonie ist bereits ein Geheimnis des Erfolgs dieses Serie gewordenen Bauerntheaters. Redundante Storys, wie aufgesagt wirkende Dialoge? - Wen kümmert es! Die TV-Kommissare aus dem ländlichen Chiemgau tuckern damit seit zwei Jahrzehnten so zuverlässig wie ein Deutz-Trekker durchs Vorabendprogramm.

Obwohl oder gerade weil sich ein TV-Krimi kaum weiter von der Wirklichkeit des Polizeialltags entfernen kann, fühlt man sich in dieser absonderlichen Parallelwelt als Zuschauer gut aufgehoben - wahrscheinlich würden die meisten Fans am liebsten direkt in diesen Wohlfühl-Serienkosmos einziehen, wenn sie könnten. Um dann pflichtschuldig nichts tuend einer Tätigkeit nachzugehen, wie sie auf dem Revier die beneidenswert beschäftigungslosen Empfangsdamen Lange (Sarah Thonig) und Grasegger (Ursula Maria Burkhart) ausführen. Ein bisschen Nägel feilen, im Tee rühren, den Flurfunk vorantreiben ... - Ja, das hätte was.

Es muss ja nun nicht gleich der Part des umtriebigen Polizeihauptmeisters Michi Mohr (Max Müller) sein, dem Einzigen weit und breit, der auf diesem Provinzrevier etwas wegackert. Und jene Frau Stockl (herzerfrischend gespielt von Marisa Burger) ist ohnehin ein Unikat. Eines, mit dem vermutlich jede zweite Zuseherin sofort tauschen würde. Wer in den 80er-Jahren beruflich sozialisiert wurde, weiß das jedenfalls noch zu schätzen: eine Sekretärin vom Schlage "heimliche Chefin", aber immer ein offenes Ohr für alles und jeden - so hübsch, aber scheinbar ohne Privat- und Liebesleben und loyal bis zum Gehtnichtmehr. Ja, wo gibt's denn so was noch?

Das Schöne ist: So viel Liebe zum Format wird vom Publikum honoriert - da mögen die Kritiker noch so despektierlich die Nase rümpfen. Gigantische Marktanteile von regelmäßig um die 25 Prozent geben den Machern der Serie, die gerade in der Pandemiezeit für manchen Quotenrekord gut war, recht. Dass das Format nach zahlreichen Verjüngungskuren, Umbesetzungen und Vertretungslösungen und ganz besonders nach einem so brutalen Rückschlag wie den Tod des Urgesteins Joseph Hannesschläger ( 2. Juni 1962 - 20. Januar 2020) erfolgreich weiterlief, spricht Bände.

Zwei Neue am Revier in Rosenheim: Die vertretenden Kommissare Laura Schmidt (Marija Kovčo) und Thomas Schmidt (Moritz von Zeddelmann, Mitte) versichern Polizeidirektor Achtziger (Alexander Duda), dass sie mit vollem Elan die Ermittlungen aufnehmen. Die Konstellation greift ab dem 18. Oktober. (Bild: ZDF/Linda Gschwentner)
Zwei Neue am Revier in Rosenheim: Die vertretenden Kommissare Laura Schmidt (Marija Kovčo) und Thomas Schmidt (Moritz von Zeddelmann, Mitte) versichern Polizeidirektor Achtziger (Alexander Duda), dass sie mit vollem Elan die Ermittlungen aufnehmen. Die Konstellation greift ab dem 18. Oktober. (Bild: ZDF/Linda Gschwentner)

Die unter echten Fans seit Jahren heiß diskutierte Frage lautet dennoch: Wie viel Austausch, wie viele neue Gesichter verträgt so ein Format, das sicherlich auch von seiner nostalgischen Aura lebt, noch? Dass sich manche kritische Gemüter in den Online-Foren zuraunen, dass ihnen die älteren Wiederholungen besser gefallen als die neuen Folgen, sollte den Machern durchaus zu denken geben. Immer schön achtgeben, möchte man den Verantwortlichen in Mainz raten.

Auch in der 22. Staffel sind Aushilfsermittler mit von der Partie. Ab dem 18. Oktober muss Revierchef Gert Achtziger (Alexander Duda) mal wieder selbst ran - mit Unterstützung von extern. Für vier Folgen gehen ihm die Kommissare Laura Schmidt (aus Frankfurt) und Thomas Schmidt (aus Nürnberg) zur Hand, gespielt werden die beiden von der aus Starnberg stammenden Marija Kovčo und dem Niedersachsen Moritz von Zeddelmann.

Wird schon schief gehen, denn im Grunde scheint die Sache auch weiterhin geritzt. Viel zu beliebt sind die geradezu ikonenhaften Figuren der ersten Stunde, die erstklassigen Besetzungen in der zweiten Reihe, als dass am Status der "unkaputtbaren" Serie etwas zu ändern wäre: Miriam Stockl , Michael Mohr, Marie Hofer (Karin Thaler) oder der Polizeichef Achtziger und sowieso Christian K. Schaeffer als "Times Square"-Kneipier Jo Caspar gehören zum Liebenswerten, was in Deutschlands Fernseh-Revieren sein Unwesen treibt.

Ein Hoch auf die gepflegte Nebenrolle

Zum Selbstverständnis von Vorabendserien wie "Die Rosenheim-Cops" oder auch des ARD-Pendants "Hubert und Staller" (seit 2011 im Programm) gehört es nun einmal, dass man genau das nicht sein will: ein TV-Krimi wie andere. Das Erfolgsrezept dieser Regiokrimis hat weniger mit Spannung zu tun als vielmehr mit einem Gefühl von Vertrautheit und einer gewissen Nahbarkeit der Hauptcharaktere - vom heimeligen Flair und der in ganz Deutschland geschätzten Kulisse des oberbayerischen Voralpenlandes einmal abgesehen. Es menschelt, und das Publikum kennt und mag seine Pappenheimer und Sympathieträger. Figuren à la Miriam "Es gabat a Leich" Stockl sind für viele fast so etwas wie alte Bekannte - man sieht sich ja regelmäßig: immer dienstags, 19.25 Uhr. Es ist die feste Verabredung zum Mord mit Aussicht.

Auch wenn "Wohlfühl-Krimi" paradox klingt: So eine Marke aufzubauen und am Leben zu erhalten, ist fraglos eine Kunst für sich. Und es ist eine mühsame, hochsensible Angelegenheit, den Kredit, den man sich beim Publikum erworben hat, nicht irgendwann wieder zu verspielen. Vor allen Dingen braucht es viel Liebe: zu den Figuren, aber auch zur Region, in der die Geschichten angesiedelt sind, und den Menschen, die dort leben.

"Die Rosenheim-Cops" haben gerade in dieser Hinsicht Vorbildcharakter und die Verankerung im Umfeld genauso ernst genommen, wie einst etwa auch "Der Bulle von Tölz" (1995-2009) mit Otti Fischer. Zahlreiche lokale Auszeichnungen gab es schon, und die Stadttour "Auf den Spuren der Rosenheim-Cops" erfreut sich großer Beliebtheit ("Hubert und Staller" haben es im Fünfseen-Land sogar schon zu einer eigenen Rad-Rundtour gebracht).

Polizist Michael Mohr (Max Müller) ermittelt seit 2001 in der beliebten ZDF-Serie
Polizist Michael Mohr (Max Müller) ermittelt seit 2001 in der beliebten ZDF-Serie "Die Rosenheim-Cops". Jetzt steht der 400. Fall an. (Bild: ZDF / Christian A. Rieger - klick)

Die Produktion der Bavaria Fiction läuft zwar unter "Krimi", aber der Schauspieler Max Müller, der seit 2001 als beflissener Beamter Michi Mohr bei den "Cops" mitmischt, meint schon ganz treffend: "Der Krimi ist im Grunde wurscht. Ein Mord muss seriös erzählt werden, aber es geht bei uns doch viel mehr um das Zwischenmenschliche - immer mit einem Augenzwinkern." Als weitere Erfolgsfaktoren macht Müller "die schöne Landschaft, die bayerische Lebensart, wunderbare Schauspieler und Regisseure, die dieses Stück Vorabendunterhaltung sehr ernstnehmen", aus. Und: "Wir müssen auch über den Begriff 'Heimat' reden: Wir geben allen, die das wollen, etwas Verlässliches, ein Stück Zuhause, ein wenig Identität."

Joseph Hannesschläger, für alle Zeiten der "Rosenheim-Cop" schlechthin, sah in einem seiner letzten Interviews ein "ähnliches Muster wie bei der volkstümlichen Schlagermusik, die ja sehr erfolgreich ist": Viele Leute, sagte der bayerische Schauspieler, "wollen sich in ihrer Freizeit gerne mit Dingen beschäftigen, die sie kennen, die keine bösen Überraschungen in sich bergen, bei denen alles seinen gewohnten Gang geht: einfach etwas Verlässliches mit einem gewissen Wohlfühlfaktor".

Schöne Aussichten gibt es ab 28. September immer dienstags, 19.25 Uhr, im Zweiten: Kommissar Stadler (Dieter Fischer) hat sich bei Marie (Karin Thaler) beim Frühstück im schönsten Idyll des Hofer-Anwesens. (Bild: ZDF / Christian A. Rieger)
Schöne Aussichten gibt es ab 28. September immer dienstags, 19.25 Uhr, im Zweiten: Kommissar Stadler (Dieter Fischer) hat sich bei Marie (Karin Thaler) beim Frühstück im schönsten Idyll des Hofer-Anwesens. (Bild: ZDF / Christian A. Rieger)

"Die 'Rosenheim-Cops' sind ein modernes Märchen", befindet Marisa Burger. Auch das ist wahr. Und natürlich ist auch diesmal, in der neuen Staffel unter anderem Marie Hofer die gute Fee - nicht nur, wenn sie Hauptkommissar Stadler oder einem anderen Gast wieder im feschen Dirndl auf der Panoramaterrasse des idyllischen Hofer-Anwesens Kassler mit Sauerkraut und selbstgemachtem Kartoffelpüree nebst Weißbier kredenzt: Bei den "Cops" im Chiemgau ist die Welt noch in Ordnung - mittlerweile weit über 500 Leichen können daran rein gar nichts ändern.

"Räuber Frantz kehrt zurück"

Geradezu märchenhaft ist schon der Titel der ersten neuen Folge: "Räuber Frantz kehrt zurück", heißt es am 4. Oktober zum Staffelstart. Die Story? Eigentlich egal. Aber sie geht so: Der Autor Johannes Weyrich wird von seiner Haushälterin Anna Linzer ermordet in seiner Villa aufgefunden. Die Kommissare Hansen (Igor Jeftić) und Kaya (Baran Hêvî) nehmen die Ermittlungen auf. Es stellt sich heraus, dass Weyrich der Halbbruder des berühmten, bereits verstorbenen Autors Otto Harlander ist, der vor Jahren die beliebte "Räuber Frantz"-Buchserie geschrieben hatte ...

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