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In Hessen laufen die Abitur-Prüfungen schon, anderswo sollen sie ganz ausfallen

Das Schuljahr soll auf jeden Fall zählen. Doch die Frage der Prüfungen handhabt jedes Land anders. Bayern hat sie weit nach hinten verschoben.

In Rheinland-Pfalz sind die schriftlichen Prüfungen seit Ende Januar vorbei. Foto: dpa
In Rheinland-Pfalz sind die schriftlichen Prüfungen seit Ende Januar vorbei. Foto: dpa

Die 23. 500 Abiturienten in Hessen haben die schriftlichen Prüfungen schon fast hinter sich: Sie starteten planmäßig am Donnerstag vergangener Woche mit Englisch – und enden am 2. April mit Biologie. In den Prüfungssälen sitzen die Schüler weit voneinander entfernt, auf dem Schulhof müssen sie den üblichen anderthalb-Meter-Corona-Abstand halten.

Nachdem die Kanzlerin und die Ministerpräsidenten am Sonntag die Ausgangsbeschränkung beschlossen hatten, wandte sich Kultusminister Alexander Lorz (CDU) per Videobotschaft an die Abiturienten: Er sei „stolz auf sie, dass sie unter diesen besonderen Umständen die Reifeprüfung ablegen, und das, obwohl sie es auf absehbare Zeit nicht mal gebührend feiern werden können“.

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Wer sich im Coronastress der Prüfung nicht gewachsen fühlt, darf ohne weitere Begründung auf den Nachschreibtermin ausweichen. „Wir hätten es uns leicht machen können, und das gesamte Abitur verschieben können“, sagte Lorz. „Aber wir wollten denen, die sich vorbereitet haben, die Chance geben, die Prüfung jetzt auch abzulegen.“ Das Sc

Das ist die eine Variante, die pragmatische. In Schleswig-Holstein hingegen sollen alle Abschlussprüfungen komplett ausfallen. Bildungsministerin Karin Prien will stattdessen Abschlusszeugnisse auf Basis bisheriger Noten vergeben. Das Kabinett entscheidet darüber an diesem Mittwoch. Das sei „in der derzeitigen Situation und der besonderen Herausforderung nicht nur für unser Schulsystem, sondern auch jeden Einzelnen von uns, geboten“.

Die dritte Variante ist die Verschiebung: Den Anfang machte hier Mecklenburg-Vorpommern, es folgten Bayern, das auch schon bei den Schulschließungen ganz vorn mit dabei war, und Thüringen. Die Unterschiede zwischen den Ländern im Umgang mit dem Abitur sind weit größer als bei den Ausgangsbeschränkungen im Kampf gegen das Coronavirus.

Im Freistaat hätten die Prüfungen ohnehin erst am 30. April begonnen, nun sind sie sogar auf den 20. Mai terminiert. Am Donnerstag gab Kultusminister Michael Piazolo (Freie Wähler) zudem bekannt, auch Abschlussprüfungen von Mittel-, Real- und Wirtschaftsschulen um 14 Tage zu verschieben. „Wir wollen genügend Zeit für die Vorbereitung auf die Prüfungen geben“, begründete er die Entscheidung.

Keine einheitlichen Regelungen

Den Präsidenten des Deutschen Lehrerverbandes, Heinz-Peter Meidinger, erbost das Durcheinander: „Es ist ärgerlich, dass es bislang kaum Absprachen zwischen den Ländern gibt“, sagte er der „Passauer Neuen Presse“. Denn „die Abiturienten wollen vor allem Verlässlichkeit. Verschiebungen können im Einzelfall sinnvoll sein. Aber die Länder sollten sich besser abstimmen.“

Auch wenn die Schulen weiter geschlossen sein sollten, müssten Bedingungen geschaffen werden, damit die Prüfungen geordnet und bei Beachtung größtmöglichen Infektionsschutzes stattfinden könnten. „Das muss jetzt oberste Priorität haben, damit unsere Abschlussschüler nicht ein Jahr komplett verlieren“, warnt Meidinger.

Er hatte schon in der vergangenen Woche darauf hingewiesen, dass es keine flächendeckenden Coronaferien gibt, weil in der Mehrzahl der Länder die Lehrer nach wie vor dienstverpflichtet seien. „Sie müssen also Wege finden, wie sie mit ihren Schülern kommunizieren. Und die Schüler sind verpflichtet, an dieser Kommunikation teilzunehmen“, sagte er im Handelsblatt-Interview.

Die Vorsitzende des Philologenverbandes hat unterdessen wegen der möglichen Folgen der Coronakrise auch ein Abitur ganz ohne Abschlussprüfungen nicht ausgeschlossen. Grundsätzlich sehe sie das Abitur zwar nicht in Gefahr, sagte Susanne Lin-Klitzing dem Redaktionsnetzwerk Deutschland. „Je nachdem, wie sich die Coronasituation entwickelt, können die Prüfungen ja auch einfach etwas später durchgeführt werden“, sagte die Vorsitzende der Interessenvertretung der Gymnasiallehrer.

Sollte das nicht möglich sein, gebe es Alternativen. Zwei Drittel der Abiturnote seien ja bereits durch die Leistungen in den Kursen erbracht. Das letzte Drittel der Note solle eine Prüfungssituation abbilden. „Dafür brauchen wir die Abiturprüfungen aber nicht zwingend. Wir könnten diese Note nämlich auch aus vorherigen Klausurleistungen in den Prüfungsfächern berechnen“, sagte Lin-Klitzing.

Gesichertes Schuljahr

Schreckensversionen über eine Annullierung des gesamten Schuljahres hat die Präsidentin der Kultusministerkonferenz Stefanie Hubig bereits beiseitegewischt. „Das Schuljahr 2019/2020 wird auf jeden Fall gewertet“, sagte die SPD-Politikerin.

Auch das Abitur sei gesichert: „Für den Fall, dass Abschlussprüfungen gar nicht durchgeführt werden können, wird es eine entsprechende Regelung geben, bei der die gegenseitige Anerkennung auch gesichert ist.“ Darauf hatten sich die Kultusminister geeinigt. Die Schüler sollen durch die Coronakrise keine Nachteile haben.

In Hubigs Heimat Rheinland-Pfalz sind die schriftlichen Prüfungen schon seit Ende Januar vorbei. Das Land hatte sich im Streit um G8 und G9 für einen Mittelweg entschieden – seither dauert das Gymnasium dort achteinhalb Jahre. Derzeit laufen daher schon die mündlichen Prüfungen. Auch die sind mit Sicherheitsabstand möglich, entschied Hubig.

ARCHIV - 13.05.2011, Bayern, Straubing: Abiturienten schreiben in Bayern eine Abiturprüfung. (zu dpa: Philologenverband: Zur Not Abitur ohne Abschlussprüfungen möglich) Foto: Armin Weigel/dpa +++ dpa-Bildfunk +++ Foto: dpa
ARCHIV - 13.05.2011, Bayern, Straubing: Abiturienten schreiben in Bayern eine Abiturprüfung. (zu dpa: Philologenverband: Zur Not Abitur ohne Abschlussprüfungen möglich) Foto: Armin Weigel/dpa +++ dpa-Bildfunk +++ Foto: dpa