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Kurzer Spaß – der Mini Cooper SE im Handelsblatt-Autotest

Wem der i3 zu futuristisch ist, dem bietet die BMW-Schwester Mini mit dem Cooper SE eine Alternative an. Im Test erweist sich der elektrische Brite als schön, aber kurzatmig.

Der erste elektrische Mini ist stark und wendig. Foto: dpa
Der erste elektrische Mini ist stark und wendig. Foto: dpa

Geteiltes Leid ist halbes Leid. Kurz vor München, bei meinem dritten Ladestopp, treffe ich einen anderen Mini-Fahrer, der seinen Cooper SE gerade in die Ladestation stöpselt. 440 Kilometer ist er nun schon mit seinem Auto unterwegs. „Eine Quälerei“, sagt er. Gut, dass ich damit nicht allein bin. So schön und schnell der Mini Cooper SE auch ist, mein Langstrecken-Experiment bereue ich schon kurz nach der Abfahrt aus Stuttgart.

Mit fast leerem Akku steuere ich die erste Schnellladestation an. Die Batterien sind leider noch kalt – die Ladung zieht sich wie die Brexit-Verhandlungen. Am nächsten Ladestopp in Ulm tanke ich wieder so viel wie nötig, um nicht zu lange an der verschneiten Autobahnraststätte warten zu müssen. Bis München reicht das immer noch nicht. Wo der Ur-Mini noch die Rallyeszene aufmischte, ist dieser erste vollelektrische Mini eben kein Langstreckenläufer, sondern ein Sprinter.

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Dabei hatte es BMW zuletzt geschafft, den Kult um die britischen Kleinwagen wiederzubeleben. Der Mini hat weltweit viele Fans – doch ich gebe es zu: Bislang gehörte ich nicht dazu. Das liegt auch an meiner Begeisterung für Elektroautos. Denn einen rein elektrischen Mini gab es lange nicht. Dabei wirkt der kleine Brite eigentlich prädestiniert für den Elektroantrieb. Gekauft wird er vor allem als Zweitwagen. Und die Kundschaft schaut traditionell weniger auf den Preis als aufs Design.

Doch BMW hat sich für den ersten rein elektrischen Mini ganz schön lange Zeit gelassen. Selbst beim letzten Facelift im Jahr 2018 gab es den Kleinwagen nur als Verbrenner. Und auch die sehnsüchtig erwartete Elektrovariante nutzt Technologie, die schon im Einsatz war, als der britische Premierminister noch David Cameron hieß und Deutschland noch Weltmeister war. Angetrieben wird das Modell schließlich vom gleichen Motor, den BMW im i3 verbaut hat.

Doch anders als der futuristische Zwilling gibt sich der elektrische Mini alle Mühe, die Traditionalisten nicht zu verschrecken. Von außen ist der Cooper SE bis auf das E-Kennzeichnen und die Stecker-Piktogramme auf den ersten Blick nicht als Elektrofahrzeug erkennbar. Er geht als ganz normaler Mini Cooper durch, die man in München ständig und überall sieht.

Lichtshow im Innenraum

Trotzdem sind den Designern ein paar Hingucker gelungen. Die „White Silver Metallic“-Lackierung sieht in der Realität eher mausgrau bis beige aus, wirkt aber als perfekter Kontrast zu den knallgelben Applikationen, die Passanten den elektrischen Antrieb signalisieren sollen. Die übergroßen Kulleraugen bilden das typische Mini-Gesicht, die trotz der kleinen Abmessungen bullig wirkende Front und der stilisierte Union Jack in den Rücklichtern sorgen für einen optisch gelungenen Auftritt.

Auch im Innenraum werden sich erfahrene Mini-Fahrer zu Hause fühlen: Das Mitteldisplay mit dem übergroßen Ring drumherum (dessen Farbe oder Lichtspiele man nach Herzenslust konfigurieren kann), die einem Flugzeug-Cockpit nachempfunden Schalter und die quietschbunte Ambiente-Beleuchtung sind zwar überflüssig, aber schön anzuschauen.

Innen wie außen ist der Wagen sehr verspielt, was mitunter zulasten der Funktionalität geht. Beim Betätigen des Startknopfs startet eine Lichtshow wie beim nächtlichen London Eye: Alle LEDs blinken munter, und dazu ertönen Soundeffekte, die an ein startendes Raumschiff erinnern. Zunächst fremdele ich damit, im Laufe des Tests freunde ich mich aber mehr und mehr mit dieser „typischen Mini“-Art an. Mein Umfeld tut sich mit dem kleinen Flitzer weniger schwer als ich. Im Gegenteil: Die knuffige Art kommt insbesondere bei meinen Mitfahrerinnen ziemlich gut an.

Doch optimal für ein Elektroauto sind all die Spielereien leider nicht. Die Akkuanzeige mit acht Balken ist genauso dem Verbrenner entnommen wie der umfunktionierte analoge Drehzahlmesser – der bei einem E-Fahrzeug ohne Gänge einigermaßen überflüssig ist.

Man merkt dem Mini an, dass er nicht als Elektroauto konzipiert wurde. Zum Starten oder nach dem Aussteigen fordert er mich auf, die „Zündung“ ein- beziehungsweise auszuschalten, und eine Info, mit wie viel kW (Kilowatt) Ladeleistung er gerade geladen wird, vermisse ich ebenso wie eine detaillierte Verbrauchsanzeige im Cockpit. Bei einem Auto mit einer vergleichsweise geringen realen Reichweite von 100 bis 160 Kilometern wäre das ein wichtiges Detail.

Kaum Kofferraum, aber viel PS

Der Mini wird seinem Namen auch beim Platzangebot gerecht: Wie im Verbrenner geht es im Innenraum recht – nun ja – gemütlich zu. Vorn sitzt es sich gut, doch die Sicht durch die Frontscheibe ist durch das runde Design des Mini extrem eingeschränkt. An der einen oder anderen Ampel ist etwas Akrobatik erforderlich, um alles im Blick zu behalten. Auch die kleinen runden Außenspiegel sind gewöhnungsbedürftig, ich hatte durchgängig das Gefühl, dass im Blickfeld ein entscheidendes Stück Straße fehlt.

Die Rückbank eignet sich bestenfalls für Kinder. Erwachsene können da zwar sitzen, aber nicht sehr bequem. Oft dürfte ein Sitz aber ohnehin umgeklappt werden, da der Kofferraum mit 278 Litern nur etwas größer als bei einem Smart (260 Liter) ist. Anders als bei vielen anderen Elektroautos gibt es auch keinen vorderen Kofferraum („Frunk“), der das Problem etwas abmildern könnte. Im „Lifestyle-Fahrzeug“ finden so gerade einmal ein paar Shoppingtüten Platz, was bei meinen eigentlich Mini-begeisterten Mitfahrerinnen für große Enttäuschung sorgt.

Das Fahren überrascht positiv – hier fühlt er sich ganz und gar nicht mehr nach Verbrenner an. 180 Elektro-PS sorgen in einem so kleinen Auto für einen ordentlichen Antritt, Tempo 100 ist nach sieben Sekunden erreicht, und bis zu den elektronisch abgeriegelten 150 Stundenkilometer Höchstgeschwindigkeit zieht er immer noch gut.

Ein besonderes Schmankerl für mich als eingefleischten Elektrofahrer: das sogenannte „One-Pedal-Drive“, also das Steuern des Fahrzeugs fast nur über das Strompedal. Es ist möglich, nur durch das Anheben des rechten Fußes bis zum Stillstand herunterzubremsen, ganz ohne die mechanische Bremse betätigen zu müssen. Das spart nicht nur lästige Reparaturen, sondern ist nach kurzer Eingewöhnung auch viel angenehmer, als die ganze Zeit mit dem rechten Fuß hin- und herspringen zu müssen.

Einen großen Nachteil hat der Mini aber beim Fahren: Der aus dem BMW i3 bekannte Motor ist aus guten Gründen ursprünglich im Heck verbaut worden, musste beim Cooper aber wegen Platzproblemen nach vorn. Ein fester Druck aufs Gaspedal führt deshalb fast zwangsläufig zu durchdrehenden Vorderrädern, die bringen die 270 Nm Drehmoment einfach nicht auf die Straße.

Die von den BMW-Ingenieuren hochgepriesene „aktornahe Radschlupfbegrenzung“ regelt zwar das Durchdrehen bei Ampelstarts auf der Geraden sauber weg, hat aber in Kurven keine Chance. Dem Wagen ist die Lenkradstellung völlig egal – beim Herausbeschleunigen aus der Kurve will er zuverlässig geradeaus und sucht intimen Kontakt zur Leitplanke. Während der Ur-Mini elegant durch die Kurven der Rallye Monte Carlo schlängelte, fährt dieser erste Elektro-Mini gerade in Kurven sehr nervös.

Ich weiß, die Forderung ist beim Mini ein Frevel, dennoch: Vielleicht ist der Beginn des Elektrozeitalters der richtige Anlass, sich vom Frontantrieb zu verabschieden, damit die Möglichkeiten des elektrischen Antriebs wirklich voll genutzt werden können.

Gute Verbrauchswerte, aber hoher Preis

Bei den Verbrauchswerten schneidet der kleine Brite dagegen gut ab. Hier zeigt sich, dass die BMW-Elektromotoren bereits 2013 weit entwickelt waren. In der Stadt liegt mein Verbrauch bei 17,5 kWh/100 km, bei annähernd konstanten 120 Stundenkilometern steigt er nur moderat auf 19 kWh/100 km.

Nur rasen sollte man lieber nicht: Bei einem Schnitt von 140 Stundenkilometern explodiert der Verbrauch auf 26,5 kWh, und wer an jeder Ampel einen Schnellstart hinlegt, kratzt sogar an der 30 kWh-Marke. Doch insgesamt sind die Verbrauchswerte – auch im Vergleich mit anderen Elektrokleinwagen wie dem Volkswagen e-up oder dem Renault Twingo – in Ordnung.

Das große Problem des Mini bleibt – wie eingangs beschrieben – seine Reichweite: Mit 28,9 kWh Nettokapazität landen wir mit den beschriebenen Verbrauchswerten in einem Korridor von 96 bis 165 Kilometer Realreichweite. Wohlgemerkt bei Temperaturen knapp über dem Gefrierpunkt und zeitweise leichtem Regen – unter besseren Bedingungen könnten 180 oder mit viel Selbstbeherrschung 200 Kilometer machbar sein. Die Werksangabe von 234 Kilometern ist hingegen völlige Utopie.

Der kleine Akku ist natürlich den Verbrennerwurzeln geschuldet – das macht die im schlechtesten Fall nur 100 Kilometer Realreichweite aber nicht besser, schon gar nicht bei einem Testwagenpreis von 37.000 Euro (exkl. Förderung).

Bei kalten Temperaturen wird dem Mini seine schwache Akkuheizung zum Verhängnis. Im Winter dauert die Ladung leider so lange, dass man schon mal eine Thermoskanne Tee dabeihaben sollte. Manchmal lädt der Mini im Test nur mit mageren 20 bis 30 kW, theoretisch würde der Akku bis zu 50 kW verkraften. Die Ladezeit verlängert sich so auf über eine Stunde, wirkliches Schnellladen ist das nicht mehr.

Sind die Akkuzellen allerdings erst mal auf Temperatur, geht das Aufladen erfreulich schnell vonstatten, unter optimalen Bedingungen sind die 80 Prozent bereits nach knappen 30 Minuten wieder erreicht. An Wechselstrom lädt er mit bis zu 11 kW, hier ist der kleine Akku in gut drei Stunden wieder randvoll.

Während der Ladepausen habe ich ausgiebig Zeit, das Multimediasystem zu testen. Trotz des Alters arbeitet das von BMW übernommene „iDrive“ immer noch wunderbar: Alle üblichen Funktionen (Navi, Bluetooth) funktionieren wie gewohnt, und der Dreh-Drück-Regler überzeugt mich, er lässt sich annähernd blind bedienen.

Das Head-up-Display hingegen überzeugt nicht, denn es projiziert die Informationen nicht in die Frontscheibe, sondern in ein Stück Plastik vor dem Lenkrad, das leider nicht richtig im Blickfeld des Fahrers positioniert ist. Auch das Cockpit-Display enttäuscht, denn trotz farbigem LCD-Screen lässt sich fast nichts konfigurieren, da wird viel Potenzial verschenkt.

Bei meinen längeren Fahrten habe ich eines schmerzlich vermisst: einen Spurhalteassistent oder zumindest einen Abstandsregeltempomat. Gerade bei Autos, die aus Reichweitengründen besser langsamer gefahren werden, ist es eine enorme Entlastung, wenn der Wagen selbst den Abstand zum Vordermann hält und man den Tempomat nicht ständig um 2 bis 3 km/h hoch- oder runterjustieren muss. Besonders unverständlich ist das Fehlen dieses Features, wenn man bedenkt, dass alle nötige Technik bereits an Bord ist – eine Auffahrwarnung und Fußgängererkennung hat er nämlich.

Man muss ihn einfach lieb haben

Nach zwei Wochen Alltagstest habe ich den kleinen Flitzer trotz aller Schwachstellen ins Herz geschlossen. Denn in der Stadt macht der kleine Stromer deutlich mehr Spaß, als ich erwartet hatte. Selbst die kleinen Spielereien bereiten mir Freude. Der Cooper SE ist wie eine Katze: zu wenig zu gebrauchen, aber zu verspielt und zu süß, um ihn nicht zu mögen.

Der Preis von 28.000 Euro inklusive Förderung ist zwar happig, aber der Preis war für Mini-Fans immer nebensächlich. Wer den Cooper SE kauft, der bezahlt den Lifestyle und die Blicke der Passanten mit. Als typischer Zweitwagen für die betuchte Kundschaft wird auch der reine Stromer seine Kunden finden.

Anstrengend wird er eigentlich nur, wenn er die Stadtgrenzen verlässt. Und bei der nächsten Modellgeneration gönnt BMW dem kleinen Briten dann hoffentlich einen größeren Akku, der sich schneller laden lässt. Dann wären nicht nur Verarbeitungsqualität und Kaufpreis, sondern auch die Technologie auf Premiumniveau.

Technische Daten

Kleinwagen
• Länge: 3,85 Meter
• Breite: 1,73 Meter
• Höhe: 1,43 Meter
• Radstand: 2,50 Meter
• Leergewicht: 1350 kg
• Kofferraumvolumen: 211 bis 731 Liter
• Motor: elektrisch
• Leistung: 135 kW/184 PS
• Drehmoment: 270 Nm
• Beschleunigung 0 auf 100 km/h: 7 Sekunden
• Höchstgeschwindigkeit: 150 km/h
• Verbrauch (WLTP): 14,8 bis 16,8 kWh/100km
• Verbrauch (realistisch): 17,5 bis 26,5 kWh/100 km
• Reichweite (WLTP / realistisch): 230 km / bis zu 160 km
• Batteriekapazität (brutto / netto): 32,6 kWh / 28,9 kWh
• Ladeleistung (AC / DC): 11 kW / 50 kW
• Ladezeit (AC / DC): 3 Stunden / 30 Minuten

Die Ladung dauert leider etwas länger. Foto: dpa
Die Ladung dauert leider etwas länger. Foto: dpa
Das Design ist typisch Mini. Foto: dpa
Das Design ist typisch Mini. Foto: dpa
Die technische Basis unterscheidet sich nicht von den Verbrenner-Modellen. Foto: dpa
Die technische Basis unterscheidet sich nicht von den Verbrenner-Modellen. Foto: dpa
Im Innenraum wurde leider mehr Wert auf Design als auf Funktionalität gelegt. Foto: dpa
Im Innenraum wurde leider mehr Wert auf Design als auf Funktionalität gelegt. Foto: dpa
Im Dunkeln startet der Mini eine Lichtshow. Foto: dpa
Im Dunkeln startet der Mini eine Lichtshow. Foto: dpa
Das Head-up-Display ist einigermaßen überflüssig. Foto: dpa
Das Head-up-Display ist einigermaßen überflüssig. Foto: dpa
Leider passt in den kleinen Kofferraum wenig Gepäck. Foto: dpa
Leider passt in den kleinen Kofferraum wenig Gepäck. Foto: dpa
Von hinten fallen vor allem die ausgefallenen LED-Rückleuchten auf. Foto: dpa
Von hinten fallen vor allem die ausgefallenen LED-Rückleuchten auf. Foto: dpa
14 Tage war unser Tester Robin Engelhardt mit dem Mini Cooper SE unterwegs. Foto: dpa
14 Tage war unser Tester Robin Engelhardt mit dem Mini Cooper SE unterwegs. Foto: dpa
 Foto: dpa
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