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Als ein Kult-Trainer den Platzwart festbinden ließ

Als ein Kult-Trainer den Platzwart festbinden ließ

Er ist zweifellos einer der verrücktesten Bundesliga-Trainer der Geschichte - doch am 8. April 1986 überstieg die sportliche Situation auch seine Aufnahmefähigkeit.

Nach einer 1:2-Heimniederlage seines 1. FC Saarbrücken gegen Bayer Uerdingen vor nur knapp 9.000 Zuschauern im Ludwigsparkstadion war Uwe Klimaschefski endgültig bedient. Bei der anschließenden Pressekonferenz sprach er dann die legendären wie ernüchternden Worte, die kurz darauf auch seine Entlassung begleiten sollten: "Bitte einen achtfachen Cognac!"

Sein damaliger Spieler Franco Foda sagte später einmal über seinen außergewöhnlichen Übungsleiter in diesen trüben Tagen im Saarland: "Wer unter Klimaschefski ein Jahr durchhält, der ist einen großen Schritt weiter im Leben gekommen und braucht sich vor nichts mehr zu fürchten."

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Beliebt und gefürchtet

Wie man sieht, war der Trainer Klimaschefski bei seinen Spielern gleichermaßen gefürchtet wie beliebt. Seine stets gerade, offene Art gefiel aber verständlicherweise nicht allen Profis. Jemanden, den er direkt anging, musste schon einmal kräftig schlucken: "Was will der? Geld? Der soll froh sein, wenn er auf unserem Platz den Sauerstoff kostenlos einatmen darf."

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Niederlagen nahm der gebürtige Bremerhavener persönlich. Nach einer verlorenen Partie bei einem Hallenturnier raunzte er einmal seine Spieler an: "Jetzt zieht euch warm an! Jetzt reiß’ ich euch den Arsch auf! Bis zur Naht!" So manches Mal saß er nach einer Niederlage im Presseraum, schaute kurz die Journalisten an und eilte dann hinfort: "Weitere Fragen kann ich nicht beantworten. Ich muss jetzt zu meinen Spielern. Die sind so blind, dass sie den Weg von der Kabine zum Bus nicht finden."

Als ein Journalist einmal wissen wollte, wann der Trainer denn die nächsten Spieler verkaufen würde, antwortete Klimaschefski: "Wenn die Schrottpreise wieder steigen!"

Vor der Saison hatten die Saarbrücker den Rekordmann Dieter Müller - seine sechs Tore vom 17. August 1977 beim 7:2-Sieg im Bundesligaspiel gegen Werder Bremen sind bis heute unerreicht - aus der Schweiz in die Bundesliga zurückgeholt, doch Klimaschefski zweifelte, ob das so eine gute Idee gewesen war: "Von seinem Grasshopper-Trip hat er eine Menge Schweizer Speck mitgebracht."

Als Klimaschewski den Platzwart fesseln ließ

Was für ein verrückter Hund dieser Uwe Klimaschefski tatsächlich war, zeigt eine Geschichte aus seiner Zeit in Homburg.

Damals verwehrte an einem Rosenmontag der Platzwart, den alle nur "Underberg" nannten, weil er so gerne die kleinen Schnapsfläschchen gleichnamiger Marke konsumierte, dem Trainer und seinem Team die Übungseinheit auf dem Rasenplatz. "Underberg" muss man wissen, war gleichzeitig auch der Besitzer der Vereinsgaststätte direkt vor Ort.

Der Platzwart ordnete ohne viele Worte an, dass die Mannschaft auf den Hartplatz ausweichen solle, der laut Klimaschefski, "tatsächlich so hart" war, dass man dort "ohne große Probleme einen Jumbo" hätte landen können. Doch als der Trainer bemerkte, dass "Underberg" bereits "voll wie ein Eimer" war, schickte er seine Jungs dennoch auf den Rasen.

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Das passte dem guten Mann allerdings überhaupt nicht. Unaufhörlich störte er das Training mit eindeutigen Zwischenrufe: "Klimaaa, du Idiot! Runter vom Rasen!" Irgendwann wurde Klimaschefski dann die Sache zu blöd und er wies einen jungen Spieler an, aus der Kabine Sprungseile zu holen. Dann versammelte er die Mannschaft am Mittelkreis und sagte: "Ihr geht jetzt runter, nehmt ihn gefangen und fesselt ihn mit den Seilen."

Der wehrlose Platzwart wurde an einen Torpfosten gebunden und mit Bällen, die man an der Strafraumgrenze positioniert hatte, beschossen. Klimaschefski erinnert sich: "Der hat einige Bälle vor den Sack bekommen, aber einknicken ging ja nicht, dafür hatten ihn die Jungs zu gut festgebunden."

Der ganze schaurige Spuk endete nach knapp fünfzehn Minuten. Dann stürmte die erzürnte Ehefrau des Platzwarts mit einem Brotmesser aus der Vereinsgaststätte auf den Rasen und schnitt ihren völlig verwirrten Mann vom Pfosten los. Was für eine Geschichte!

VfB-Spieler schreibt Geschichte

Ach, ja: Die Bayern wurden am Ende der Spielzeit 1985/86 wieder deutscher Meister. Und das lag vor allem am Bremer Unglücksraben Michael Kutzop, der einen Elfmeter am 33. Spieltag eine Minute vor Schluss gegen den FC Bayern München nur gegen den Pfosten setzte. Die Partie endete 0:0. Am Ende entschied das bessere Torverhältnis die Saison für die Bayern.

Eine Kuriosität noch zum Schluss: Am 8. Februar 1986 schaffte der Stuttgarter Michael Nushöhr einen ganz besonderen Bundesligarekord. Beim 7:0 gegen Hannover 96 verwandelte er als Erster überhaupt drei Elfmeter in einem Spiel. Nushöhr hinterher ganz aufgewühlt: "Beim dritten wusste ich nicht mehr, wohin ich schießen sollte." Na, dann!

Ben Redelings wurde 1975 im Flutlichtschatten des Bochumer Ruhrstadions geboren und ist Experte für die unterhaltsamen Momente des Fußballs. Sein aktuelles Werk "Das neue Buch der Fußballsprüche" verkauft sich sprichwörtlich wie das gut gekühlte Stadionbier. Als SPORT1-Kolumnist schreibt Ben regelmäßig über die "Legenden des Fußballs" und "Best of Bundesliga".