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Hinter den Kulissen tobt der Kampf um die Real-Standorte

Das Kartellamt will die Übernahmepläne von Kaufland und Edeka vertieft prüfen. Kleine Händler haben trotzdem Sorge, dass der Wettbewerb in Gefahr ist.

Kleine Händler fürchten, bei der Vergabe von Standorten benachteiligt zu werden. Foto: dpa
Kleine Händler fürchten, bei der Vergabe von Standorten benachteiligt zu werden. Foto: dpa

Die Mitteilung des Bundeskartellamts war im Grunde Formsache: Dass die Behörde den Antrag von Edeka auf Übernahme von 72 Real-Standorten vertieft prüfen will und deshalb dafür einen Zeitraum bis 21. Dezember ansetzt, war angesichts der heiklen Wettbewerbssituation in der Branche erwartet worden. Auch die Frist für den vorher schon eingereichten Antrag von Kaufland wurde nun bis zum 9. November verlängert.

Viel spannender ist die Liste der Beigeladenen im Kaufland-Verfahren, die das Amt zeitgleich veröffentlichte. Unter denen befinden sich neben Rewe die kleineren Konkurrenten tegut, Globus und Kaes. Sie haben ein zentrales Interesse, Akteneinsicht im Verfahren zu bekommen. Denn sie buhlen um die gleichen begehrten Real-Standorte wie die Schwergewichte Kaufland und Edeka. Und sie haben berechtigte Sorge, leer auszugehen.

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Das dürfte eine Entwicklung weiter verschärfen, die den Lebensmitteleinzelhandel seit Jahren prägt: Die Konsolidierung nimmt immer weiter zu, die Marktführer Edeka, Rewe, Schwarz (Kaufland, Lidl) und Aldi dominieren den Markt. „Die Konzentration im Lebensmitteleinzelhandel ist hierzulande bereits so weit fortgeschritten, dass kleine Wettbewerber wie Globus und Kaes sowieso schon abgehängt sind“, sagt Gerrit Heinemann, Handelsexperte von der Hochschule Niederrhein. „Die fünf größten Anbieter kommen inklusive Metro auf über 75 Prozent Marktanteil.“

Deshalb ist es keineswegs unerheblich, wer den Zuschlag für die Großflächenmärkte von Real bekommt. Der russische Investor SCP Group hatte den Filialisten mit 276 Standorten von der Metro gekauft und will den größten Teil davon an Wettbewerber weiterverkaufen. Rund 50 will SCP unter dem Namen Real zwei Jahre weiterbetreiben, etwa 30 sollen geschlossen werden.

Schon bevor der Kaufvertrag unterschrieben war, hatte sich SCP mit Kaufland und Edeka über die Weitergabe ganzer Pakete von Märkten geeinigt. Kaufland, das mit 664 Filialen ohnehin bereits Marktführer bei den Großflächen ist, will sogar 101 Standorte übernehmen.

Die kleineren Wettbewerber sehen sich dabei nicht ausreichend berücksichtigt, sie haben das Gefühl, dass ihnen nur die „Resterampe“ der schwächeren Standorte angeboten wird, wie es aus einem Unternehmen heißt.

Position von Rewe gefährdet

„Wir machen uns große Sorgen um die Wettbewerbssituation in der Branche“, hatte Globus-Chef Thomas Bruch im Interview mit dem Handelsblatt im April gesagt. „Sollten wir nicht auch zum Zuge kommen, ist das für uns mit eindeutigen Nachteilen im Vergleich mit den großen Konkurrenten verbunden“, klagte er. Die Aufteilung von Real sei für die Unternehmen der Branche eine historische Chance, neue Standorte zu eröffnen, die so wohl nicht noch einmal kommen werde, betonte er.

Globus hat Interesse an 16 Standorten bekundet. Auf Nachfrage wollte Globus sich jetzt aber nicht mehr äußern, wie der Stand der Verhandlungen mit SCP ist und ob diese Standorte auch Bestandteil der Pakete von Edeka oder Kaufland sind.

Rewe hat sich bisher noch nicht öffentlich geäußert, ob und in welchem Umfang der Händler Real-Standorte übernehmen möchte. Die „Lebensmittelzeitung“ hatte jedoch berichtet, dass Rewe an 18 Märkten Interesse angemeldet habe.

Handelsexperte Heinemann macht sich deshalb mehr Gedanken um die Wettbewerbsposition von Rewe als um kleine Anbieter wie tegut, Kaes oder Globus, die sich in ihrer Nische spezialisiert haben. „Die Schwarz-Gruppe dürfte mit den zusätzlichen Real-Standorten Rewe als die bisher unangefochtene Nummer zwei überholen“, gibt er zu bedenken. „Da frage ich mich eher, wo die Reaktion von Rewe bleibt.“

Er erinnert daran, dass Rewe bei der Übernahmeschlacht um die Kaiser’s-Tengelmann-Supermärkte 2016 „bis aufs Messer gekämpft“ habe. „Diese Reaktion bleibt jetzt offensichtlich aus, was in einem oligopolistischen Markt eher untypisch ist“, bemerkt Heinemann. Erst eine Ministererlaubnis hatte damals möglich gemacht, dass Edeka gegen den Willen des Kartellamts den Großteil der Märkte übernehmen durfte und Rewe immerhin einen kleinen Teil abbekam.

Auch jetzt haben wieder einige Händler Sorge, dass es zu einer Ministererlaubnis kommen könnte. Denn es ist offensichtlich, dass das Kartellamt auch diese Übernahmen eher kritisch sieht und zumindest deutliche Korrekturen an den Plänen von Kaufland und Edeka verlangen dürfte. Und dann wäre es nicht verwunderlich, wenn die beiden Marktschwergewichte ihre Kontakte in die Politik nutzen würden, um eine erneute Ausnahme zu erreichen.