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Kuka putzt sich für die Chinesen raus

Vor Midea-Übernahme - Kuka putzt sich für die Chinesen raus

Vor der Übernahme durch die Chinesen hat sich der Roboterbauer Kuka noch einmal herausgeputzt. Am Donnerstag eröffneten die Augsburger ihr neues Entwicklungs- und Technologiezentrum. Mit dabei waren unter anderem EU-Kommissar Günther Oettinger und Bayerns Wirtschaftsministerin Ilse Aigner.

Die Besucher der Festveranstaltung wurden auf der Leinwand auch auf Chinesisch begrüßt. Doch Vertreter des künftigen Eigentümers Midea waren an diesem Tag nicht zu sehen. Kein Wunder, denn es läuft zwar alles nach Plan. Zugriff auf gut 70 Prozent der Aktien hat sich der Hausgerätekonzern bereits gesichert. Doch läuft die Annahmefrist noch bis Freitag um Mitternacht. Es folgt dann auch noch eine zweiwöchige Nachfrist, erst dann wird man wissen, wie groß die Beteiligung der Chinesen künftig sein wird.

Das neue Zentrum ist symbolträchtig. Schließlich gab es Befürchtungen, dass die Chinesen Technologien abziehen könnten aus Deutschland. Gerade EU-Digitalkommissar Oettinger hatte sich skeptisch gezeigt. „Wir sind offen, aber nicht dumm“, sagte er vor einigen Wochen und verwies auf Fördergelder, die Kuka bekommen hat. Man müsse aufpassen, dass EU-Gelder nicht genutzt würden, um Technologien aus Europa abzuziehen.

Die Bedenken versucht Midea zu zerstreuen, in dem es bis Ende 2023 Garantien für Mitarbeiter und Standorte anbot, also auch für Augsburg. Den Neubau des Technologiezentrums ließ sich Kuka rund 60 Millionen Euro kosten. Künftig sollen hier 850 Mitarbeiter arbeiten.

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Das neue Gebäude sei die beste Investition in die Standortsicherheit, sagte Oettinger nun. Wenn es mit Leben erfüllt werden, würden Wissen und Knowhow auch über 2023 hinaus in Deutschland bleiben. Die EU-Kommission werde ihren Beitrag dazu leisten, indem sie Kuka als Premium-Partner in ihren Robotik-Projekten behandle.


„Wir bleiben deutsch“

Kuka-Chef Till Reuter präsentierte sich beim Festakt gut gelaunt. Auch an ihm war Kritik laut geworden, er habe zu früh mit den Chinesen sympathisiert. Doch er holte bei den Verhandlungen die ungewöhnlich langen Garantien heraus, und von den Aktionären gab es angesichts des hohen Gebots von 115 Euro je Aktie – Kuka wird somit mit 4,5 Milliarden Euro bewertet – ohnehin nur wenig Beschwerden.

Seine Rede hielt Reuter ohne Krawatte, im Forschungszentrum soll der Start-up-Geist wehen. Das neue, lichte Gebäude sollten Offenheit und Kommunikation ermöglichen, sagte Reuter. „Gemeinsam neues umsetzen“ sei das Ziel. Natürlich gab er auch an diesem Tag ein Bekenntnis ab: „Wir bleiben deutsch.“ Die Wurzeln von Kuka seien bayerisch und deutsch. Von dieser Basis aus habe man sich zu einer globalen Firma entwickelt. „Wir müssen unsere Pole Position in der Industrie 4.0 weiter ausbauen.“

Oettinger mahnte, Europa müsse bei der Digitalisierung gegenüber den USA aufholen und den Vorsprung in der Robotik ausbauen. Dabei seien aber noch viele Fragen zu klären. „Der Roboter ist noch in einem Käfig gefangen.“ Notwendig sei ein digitales, bürgerliches europäisches Gesetzbuch.

Auch Bayerns Wirtschaftsministerin Ilse Aigner räumte mit Blick auf die Digitalisierung ein: „Vielleicht haben die USA die erste Halbzeit gewonnen.“ Aber Deutschland habe auch seine Stärken. Allerdings müsse die Infrastruktur massiv weiter ausgebaut werden. Das sah Oettinger ähnlich und sprach sich für klare Prioritäten aus: „Lieber Schlaglöcher als Funklöcher akzeptieren.“

KONTEXT

Diese deutschen Firmen gehören jetzt Chinesen

Auf Einkaufstour

Unternehmen aus China sind in Deutschland auf Einkaufstour. So hat der chinesische Haushaltsgerätehersteller Midea ein Übernahmeangebot für den Roboterbauer Kuka vorgelegt. Einige Beispiele für chinesische Übernahmen und Beteiligungen:

Putzmeister

Der Betonpumpen-Weltmarktführer Sany Heavy Industry übernimmt im Januar 2012 das schwäbische Unternehmen für gut 320 Millionen Euro.

Kiekert

Der Pekinger Automobilzulieferer Lingyun übernimmt 2012 den Weltmarktführer für Pkw-Schließsysteme aus Heiligenhaus (NRW).

Schwing

Die Xuzhou Construction Machinery Group (XCMG) wird im April 2012 Mehrheitseigener des westfälischen Betonpumpenherstellers. Der Verkaufspreis des Herner Unternehmens soll bei rund 300 Millionen Euro liegen.

Kion

2012 steigt der chinesische Nutzfahrzeugproduzent Weichai Power beim Gabelstaplerhersteller Kion ein. Die Chinesen kaufen zunächst für 467 Millionen Euro 25 Prozent an Kion und steigern 2015 ihren Anteil auf 38,25 Prozent. Außerdem erhält der Investor für 271 Millionen Euro eine Mehrheitsbeteiligung von 70 Prozent an der Hydrauliksparte Kions.

Solibro

Das insolvente Solarunternehmen Q-Cells vereinbart im Juni 2012 den Verkauf seiner Tochterfirma mit Sitz in Bitterfeld-Wolfen an die Pekinger Hanergy Holding Group.

Sunways

Der Konstanzer Photovoltaik-Konzern ging 2012 zum Schnäppchenpreis an den chinesischen Solarriesen LDK Solar. Doch 2013 und 2014 reichte Sunways jeweils einen Insolvenzantrag ein. Teile des Unternehmens wurden in der Folge an den chinesischen Solarkonzerns Shunfeng verkauft.

Tailored Blanks

Der Industriegüterkonzern Thyssen-Krupp schließt 2013 den Verkauf seiner Tochter an den chinesischen Stahlkonzern Wuhan Iron and Steel (Wisco) ab. Zum Preis machen beide Seiten keine Angaben.

Koki Technik Transmission Systems

Das chinesische Unternehmen Avic Electromechanical Systems (Avicem) - eine Tochter der staatlichen Unternehmensgruppe Aviation Industry Corporation of China (Avic) - übernimmt 2014 den sächsischen Autozulieferer. Ein Kaufpreis wird nicht genannt.

Hilite

Avic übernimmt 2014 für 473 Millionen Euro den deutschen Autozulieferer.

Krauss-Maffei

Im Januar 2016 verkauft Onex den Münchener Spezialmaschinenbauer Krauss-Maffei an ein Konsortium um die staatliche National Chemical Corporation (Chemchina). Der größte Chemiekonzern des Landes zahlt 925 Millionen Euro für den traditionsreichen Hersteller von Spritzgießmaschinen für die Kunststoff- und Gummi-Verarbeitung.

EEW

Die chinesische Holding Beijing Enterprises kauft im Februar 2016 den Abfallkonzern EEW Energy from Waste aus Helmstedt für 1,438 Milliarden Euro. Verkäufer ist der schwedische Investor EQT. EEW hat nach eigenen Angaben 1050 Mitarbeiter. Die 18 Anlagen der Gruppe können jährlich rund 4,7 Millionen Tonnen Abfall zu Energie machen und umweltschonend beseitigen. Die Fabriken erzeugen Prozessdampf für Industriebetriebe, Fernwärme für Wohngebiete und Strom für umgerechnet rund 700.000 Haushalte.

Manz

Die Shanghai Electric Group steigt im Frühjahr mit Anteilen von etwa 20 Prozent bei dem angeschlagenen Maschinenbauer ein.

KONTEXT

Chancen und Risiken des deutschen Maschinenbaus

Rückgrat der deutschen Wirtschaft

Mit mehr als einer Million Beschäftigten gilt der Maschinen- und Anlagenbau als größter industrieller Arbeitgeber in Deutschland. Doch die Zeit rasanter Zuwächse scheint für die mittelständisch geprägte Schlüsselindustrie erst einmal vorbei. Die Branche sieht sich einem Mix aus Chancen und Problemen gegenüber.

Quelle: dpa

Bremseffekt China

Die Schwäche wichtiger Märkte wie China bremst die extrem exportorientierten Maschinen- und Anlagenhersteller erheblich, denn das Riesenreich ist ein gewaltiger Absatzmarkt für Maschinen "Made in Germany". Doch die Zeiten zweistelliger Wachstumsraten der zweitgrößten Volkswirtschaft der Welt sind vorbei. So rechnet der Branchenverband VDMA mit einen Ausfuhr-Rückgang um 6 Prozent auf gut 16 Milliarden Euro im Jahr 2015.

Bremseffekt Russland

Die seit 2014 wirksamen Sanktionen gegen Putins Reich haben in den Bilanzen der deutschen Maschinenbauer deutliche Spuren hinterlassen. 2015 sollte der Maschinen-Export dorthin nach Schätzungen nur noch rund 5 Milliarden Euro betragen, fast 3 Milliarden Euro weniger als zwei Jahre zuvor. In der Tabelle der Exportmärkte fiel Russland von Rang 4 auf Platz 10 zurück.

Entlastung und Risiko Ölpreis (1)

Der Absturz des Ölpreises senkt die Energiekosten bei der Produktion. Zugleich setzt er die Ölindustrie als Kunden der Maschinenbauer unter Druck. Die Folge: Investitionen werden verschoben. Komplizierte und daher teure Förderprojekte werden auf Eis gelegt.

Entlastung und Risiko Ölpreis (2)

Das Wartungsgeschäft entwickle sich dagegen robust, sagte Siemens-Chef Joe Kaeser jüngst. Weil der Verbrauch steige, müsse mehr Öl durch Pipelines gepumpt werden, wovon Siemens mit Ersatzteilen für Pumpen und Kompressoren profitieren könne. Siemens hatte 2014 den US-Kompressorenhersteller Dresser-Rand gekauft.

Rückenwind Euro

Durch den Kurs-Rückgang der Gemeinschaftswährung werden deutsche Produkte auf dem Weltmarkt tendenziell billiger. Das kann die Nachfrage ankurbeln. Insbesondere auf dem US-Markt sind deutsche Maschinen dadurch preislich im Moment sehr konkurrenzfähig. Auch im Euro-Binnenmarkt lief es zuletzt wegen des Nachholbedarfs besser.

Hoffnung Iran

Das Land hat nach dem Ende der Sanktionen großen Nachholbedarf, es fehlt überall an modernen Maschinen, Anlagen und Komponenten. Daher hofft die Branche auf steigende Nachfrage aus dem traditionell eng mit der deutschen Wirtschaft verknüpften Land. Wichtig ist dabei aus Sicht der Maschinenbauer ein sicheres Finanzwesen - ohne das Risiko, für am Ende doch nicht erlaubte Geschäfte belangt zu werden, etwa von US-Behörden. Der niedrige Ölpreis limitiert zudem die Finanzen der Islamischen Republik, wo auch Konkurrenten wie Frankreich, Italien und China unterwegs sind.

Hoffnung TTIP (1)

In den Verhandlungen zwischen den USA und der Europäischen Union ist dem Maschinenbau ein eigenes Kapitel vorbehalten. Der VDMA verspricht sich einen deutlich verbesserten Zugang zum US-Markt. Die Zölle für Einfuhren seien zwar prozentual eher niedrig, belaufen sich laut Verbandsschätzung für den Maschinenbau aber trotzdem auf hunderte Millionen Euro im Jahr.

Hoffnung TTIP (2)

Noch wichtiger wäre den Unternehmen der Wegfall anderer Handelshemmnisse, wenn es zum Beispiel um unterschiedliche Normen für Stecker, Kabel oder Gewinde geht. Derzeit verteuere die Umrüstung und notwendige Zertifizierung in den USA die deutschen Produkte um 5 bis 20 Prozent.

Hoffnung Afrika

Der afrikanische Kontinent gilt trotz aller Probleme als wachsender Exportmarkt mit Zukunft. Vor allem Länder südlich der Sahara streben nach VDMA-Einschätzung danach, Technologie für den eigenen wirtschaftlichen Fortschritt und die Etablierung einer verarbeitenden Industrie einzukaufen. Man wolle die eigenen Bodenschätze und Agrarprodukte im Land selbst verarbeiten. Allerdings ist bei den dafür notwendigen Maschinen die Konkurrenz groß: Vor allem die Chinesen haben sich große Marktanteile gesichert, aber auch Italien und die USA lagen zuletzt vor den deutschen Anbietern.