Kremlkritiker Nawalny: Wladimir Putin steht hinter der Vergiftung
Der russische Kremlkritiker Alexej Nawalny macht den russischen Präsidenten Putin für seine Vergiftung verantwortlich. Trotzdem wolle er nach Russland zurück.
Der Kreml-Kritiker Alexej Nawalny verdächtigt den russischen Präsidenten Wladimir Putin als Drahtzieher seiner Vergiftung. „Ich behaupte, dass hinter der Tat Putin steht, und andere Versionen des Tathergangs habe ich nicht“, zitierte das Magazin „Spiegel“ Nawalny in einem am Donnerstag zunächst in Auszügen veröffentlichten Interview. Der Oppositionspolitiker kündigte demnach an, dennoch in seine Heimat zurückzukehren. „Meine Aufgabe ist jetzt, der Typ zu bleiben, der keine Angst hat. Und ich habe keine Angst!“
Nawalny war im August auf einem Flug zusammengebrochen. Zuerst wurde er im sibirischen Omsk und dann in der Charite in Berlin behandelt. Die Bundesregierung erklärte nach Tests, Nawalny sei mit einem Nervengift aus der Nowitschok-Gruppe vergiftet worden. Die Regierung in Moskau weist jede Verantwortung zurück. Nawalny erklärte gegenüber dem „Spiegel“ zur Wirkung des Gifts, dass man keine Schmerzen spüre, aber man wisse, dass man sterbe.
Der Politiker durchläuft nach seiner Entlassung aus der Berliner Klinik Charité inzwischen eine Reha-Maßnahme, um wieder zu Kräften zu kommen. Nawalny, der nach „Spiegel“-Darstellung „rund um die Uhr“ von Personenschützern begleitet wird, hatte sich in den vergangenen Tagen auch immer wieder in den sozialen Netzwerken zu Wort gemeldet.
In seinem ersten Interview nach dem Anschlag bedankte sich Nawalny bei allen Deutschen: „Ich bin Deutschland nie eng verbunden gewesen. Ich kenne hier niemanden.“ Jetzt sei Deutschland für ihn aber ein besonderes Land geworden. Deutsche Politiker und Bundeskanzlerin Angela Merkel hätten sein Leben gerettet, die Ärzte in der Charite dann ein zweites Mal. Merkel hatte Nawalny vergangene Woche am Krankenbett besucht. „Mich hat beeindruckt, wie genau sie Russland kennt und meinen Fall.“
Der Fall hat die Spannungen in den deutsch-russischen Beziehungen noch einmal deutlich verschärft. Die Bundeskanzlerin forderte Russland zur Aufklärung des Verbrechens auf. Moskau aber verlangt Beweise für eine Vergiftung und lehnt bis dahin Ermittlungen in dem Kriminalfall ab.
Nawalny war am 20. August während eines Inlandsflugs in Russland zusammengebrochen und später zur Behandlung nach Deutschland gebracht worden. Wochenlang lag er dort im künstlichen Koma. Nach dem Befund eines Bundeswehr-Speziallabors wurde er mit dem Kampfstoff der Nowitschok-Gruppe vergiftet. Das sollen auch Labors in Frankreich und Schweden bestätigt haben.
Mit Spannung werden aktuell die Untersuchungsergebnisse der Organisation für das Verbot von Chemiewaffen (OPCW) erwartet. Danach drohen Russland neue Sanktionen.