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Abschied von Medizin und Ölgeschäft – GE soll noch radikaler schrumpfen

Für den großen Wurf hat sich John Flannery ausgerechnet den Tag ausgesucht, an dem General Electric (GE) den US-Börsenindex Dow Jones verlassen muss. Der Vorstandsvorsitzende des US-Traditionskonzerns will sich von alten Lasten befreien und kündigt den Ausstieg aus gleich zwei großen Branchen an: Gesundheit sowie Öl und Gas.

Flannery will den angeschlagenen Konzern ganz auf das Geschäft mit Luftfahrt und Energie konzentrieren. Deshalb wird der angeschlagene Siemens-Rivale seine Medizintechnik-Tochter mit einem Umsatz von über 19 Milliarden Dollar abspalten.

Außerdem soll in den kommenden zwei bis drei Jahren der 62,5-prozentige Anteil an dem Öl- und Gasunternehmen Baker Hughes in „einem geordneten Verfahren“ abgestoßen werden. Der Öl- und Gasbereich von GE erzielte 2017 einen Umsatz von 17 Milliarden Dollar.

Die Ankündigung kommt nur einen Tag nachdem das Unternehmen den Verkauf der österreichischen Gasmotoren-Tochter Jenbacher für mehr als drei Milliarden Dollar bekanntgegeben hat. General Electric steckt derzeit in einer der schwersten Krisen seit der Gründung vor 126 Jahren.

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Das Management hat in der Vergangenheit massiv zugekauft. Doch zuletzt hatte es die vielen verschiedenen Sparten nicht mehr im Griff. Der langjährige Vorstandsvorsitzende Jeffrey Immelt musste im vergangenen August überraschend gehen. Flannery versucht nun, das Unternehmen auf neue, schmalere Beine zu stellen.

„Der heutige Tag markiert einen wichtigen Meilenstein in der Geschichte von GE“, sagte Flannery. Die Sparten Luftfahrt und Energie erklärte er zu den Zukunftssparten des Unternehmens, in denen er aggressiv wachsen will.

Mit der Abspaltung der anderen Bereiche dagegen will er die Konzernstruktur verschlanken und die Schulden reduzieren. „Wir werden unser Geschäft und unsere Bilanz weiter verbessern, wenn wir GE einfacher und stärker machen“, erklärte der Konzernchef.

Radikaler als geplant

Mit der jüngsten Ankündigung geht Flannery deutlich weiter als das, was er den Investoren bisher versprochen hatte. Der Unternehmenschef wollte Geschäftsbereiche im Wert von insgesamt 20 Milliarden Dollar verkaufen.

Im Mai hat Flannery bereits die seit 1907 zu GE gehörende Zugsparte für rund elf Milliarden Dollar an den Konkurrenten Wabtec verkauft. Im September ging „GE Industrial Solution“ für Elektrobauteile und Stromaggregate für 2,6 Milliarden Dollar an den Schweizer Elektrotechnikkonzern ABB. Am Montag folgte der Verkauf von Jenbacher.

Seit Flannery im August den langjährigen CEO Jeffrey Immelt abgelöst hatte, tauchten immer mehr Probleme auf: geschönte Bilanzen, verschwenderische Ausgaben, strategische Fehlentscheidungen. Vor allem in der Energiesparte läuft es nicht mehr rund.

Dort hatte Immelt 2015 große Teile des Energiegeschäfts des französischen Alstom-Konzerns für 12,4 Milliarden Euro übernommen. Doch kurz nach dem Kauf brach die Nachfrage weltweit ein. Große Gasturbinen sind derzeit nicht mehr gefragt.

Mit den jüngsten Schritten will GE die Schulden bis 2020 um 25 Milliarden senken. Die Kosten sollen in diesem Zeitraum um 500 Millionen sinken. Dafür will GE auch die Zentrale in Boston anders aufstellen. Sie soll kleiner werden und sich „in erster Linie auf die Strategie, die Ressourcenverteilung, Talente und Governance konzentrieren“, wie das Unternehmen mitteilte.

GE imitiert Siemens

Mit der Abspaltung der Medizintechnik und der Zugsparte imitiert GE den deutschen Konkurrenten Siemens: Die Münchener haben im Mai die Tochter Healthineers an die Börse gebracht und sind nun dabei, die Zugsparte Siemens Mobility mit dem französischen Konkurrenten Alstom zusammenzulegen.

Der Unterschied liegt darin, dass Siemens an Healthineers die Mehrheit behält. GE dagegen trennt sich ganz von der profitablen Sparte. 80 Prozent der Anteile an GE Healthcare sollen an die Aktionäre gehen. Die übrigen 20 Prozent will GE verkaufen.

Flannery reagiert mit seiner Strategie auch auf den Druck von Investoren. Die waren zuletzt überhaupt nicht zufrieden: Der Aktienkurs hat in den vergangenen zwölf Monaten die Hälfte seines Werts verloren. Auch die Dividende wurde zwischenzeitlich halbiert.

Der jüngste Plan kam an der Börse gut an. Analyst Stephen Tusa von der Großbank JP Morgan nannte den Schritt „mutig“. Der Aktienkurs legte zum Börsenstart in New York mehr als sieben Prozent zu. Damit ist der Tag, an dem das letzte verbleibende Gründungsmitglied den Dow-Jones-Index verlassen musste, zumindest ein wenig versüßt worden.