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Trump, China und das türkische Referendum


Unverhofft kommt oft. Vor einer Woche sahen die Devisenmarktbeobachter den Euro noch auf einem absteigenden Ast. Noch am Mittwochmorgen schrieb die Helaba, sie sehe „keine Impulse“, die den Euro stärken würden. Doch am Donnerstag musste sich die Devisenanalystin der Landesbank keine Gedanken mehr um die Performance der europäischen Einheitswährung machen. Zwischenzeitlich hatte US-Präsident Donald Trump den Dollar schwach und damit andere Währung stark geredet. In einem Interview mit dem „Wall Street Journal“ sagte er: „Ich glaube, dass unser Dollar zu stark wird.“ Der Euro gewann fast einen vollen Cent auf 1,066 Dollar. Auch der Yen legte gegenüber dem Dollar zu, was die Aktienkurse der exportabhängigen japanischen Unternehmen drückte. Der Deutsche Aktienindex (Dax) schloss am Gründonnerstag mit 12.109 Punkten um 0,4 Prozent im Minus.
Das Beispiel lehrt: Trump macht Kurse.


Und er wird dies weiter tun, etwa indem er sich öffentlich Gedanken macht über die Besetzung wichtiger Positionen, wie die der Leitung der Notenbank Fed. Trump hatte sich bisher als Gegner einer zweiten Amtszeit von Janet Yellen profiliert, ruderte aber jetzt zurück. Yellens Amtszeit endet im Februar 2018. Sie steht für eine allmähliche Abkehr von der lockeren Geldpolitik und befürwortet weitere Zinsanhebungen. Steigende Zinsen stärken den Dollar. Das will Trump jetzt nicht mehr, denn nun fürchtet er um die Exporte der US-Unternehmen. Denn deren internationale Wettbewerbsfähigkeit wird geringer, wenn der Dollar-Kurs steigt.

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In den USA stellt Trump die Abkehr der Notenbank Fed von der lockeren Geldpolitik in Frage. In Europa scheint dies vorläufig keine Frage zu sein, nachdem die Jahresteuerung in Deutschland von 2,2 Prozent im Februar auf 1,6 Prozent im März zurückgegangen ist. Der Rückgang war erwartet worden und nimmt der Forderungen an die Europäische Zentralbank (EZB) nach steigenden Zinsen die Grundlage. Ohnehin hatte EZB-Präsident Mario Draghi solche Forderungen schon im Vorfeld abgeblockt.


Wenn die deutschen Börse am Dienstag der kommenden Woche nach vier handelsfreien Tagen wieder eröffnet haben, hat Trump womöglich wieder ein Interview gegeben oder etwas getwittert, was die Kurse bewegt. Auf jeden Fall werden die Märkte hierzulande auf das Ergebnis des Referendums in der Türkei reagieren. Dort entscheiden die Menschen am Ostersonntag darüber, ob sie Recep Tayyip Erdogan noch mehr Macht zubilligen wollen.

Die DZ Bank verweist darauf, dass Erdogan es verhindert hat, dass die Wahlen in einer wirtschaftlichen Krisensituation stattfinden. Die türkische Wirtschaft sei im Endquartal 2016 um 3,5 Prozent gegenüber dem Vorjahresquartal klar gewachsen. „Der Wachstumsschub geht maßgeblich auf kurzfristige Ankurbelungsmaßnahmen von Präsident Erdogan zurück“, analysiert das Institut. Dennoch spaltet die Wahl das Land. Jüngste Umfragen sagen voraus, dass Erdogan seinen Machtanspruch durchsetzen wird, wenn auch nur mit einem knappen Ergebnis. Aber: Vor der Entscheidung über den Austritt Großbritanniens aus der Europäischen Union lagen die Gegner dieses Brexits in Umfragen auch vorn. Es kam anders.


Politische Unsicherheit zieht Rendite der Bundesanleihen runter

Im Wochenverlauf folgen diverse Konjunktur-Frühindikatoren. In den USA werden am Dienstag die Baubeginne für Wohnungen und die Zahlen zur Industrieproduktion im März veröffentlicht. Einen Tag später folgt das sogenannte „Beige Book“. Darin geben die zwölf regionale Zentralbanken der USA Auskunft zur konjunkturellen Entwicklung in ihrer Region. In Brüssel werden die endgültigen Verbraucherpreise für März in der Euro-Zone publiziert.

Am Donnerstag folgen die Daten zum Verbrauchervertrauen in der Euro-Zone. Anhand einer Umfrage wird gemessen, wie die Konsumenten die Situation der Wirtschaft einschätzen. Die Idee dahinter: Eine positive Einschätzung spricht dafür, dass bereitwillig Geld für Konsum ausgegeben wird, eine negative Einschätzung für zurückhaltendes Einkaufen. Außerdem werden die Erzeugerpreise für März in Deutschland veröffentlicht.

Der Reigen der Frühindikatoren endet am Freitag mit den Einkaufsmanagerindizes in Deutschland, Frankreich und Europa. „Die Einkaufsmanagerindizes im Euroraum dürften im April ihre zuletzt erreichten hohen Niveaus weitgehend gehalten haben“, meint Commerzbank-Experte Ralph Solveen. Außerdem beginnt am Freitag die Frühjahrstagung des Internationalen Währungsfonds (IWF).

Erste Einblicke ins neue Geschäftsjahr gewähren ab Dienstag insbesondere US- und französische Unternehmen. Der Zahlenreigen beginnt mit den Quartalsveröffentlichen von Goldman Sachs, Bank of America, IBM, Johnson & Johnson sowie Danone. Am Mittwoch folgen Ebay und Morgan Stanley, am Donnerstag Michelin, Verizon, Unilver, ABB, und Nestle. Am Freitag beendet Gerneral Electric die Runde der Quartalsveröffentlichungen.

Zwangsläufig werden sich die Börsianer in der kommenden Woche zudem nicht nur mit harten Zahlen, sondern auch mit mehr oder weniger aussagekräftigen Umfrageergebnissen beschäftigen müssen. Am Sonntag, 23. April, findet der erste Gang der Präsidentschaftswahl in Frankreich statt. Im Mittelpunkt des Interesses steht das Abschneiden der Rechtspopulistin Maine Le Pen, einer Gegnerin des vereinten Europas. Le Pen hat laut aktuellen Umfragen zumindest gute Chancen in die Stichwahl am 7. Mai zu kommen.

Wenn es politisch unruhiger wird, steigt die Nachfrage nach erstklassigen Staatsanleihen wie Bundesanleihen. Dass die Renditen der Zehnjährigen wieder unter 0,3 Prozent gesunken sind, schreiben Commerzbank-Analysten den Drohungen Nordkoreas mit Militärschlägen zu. Wegen des gleichzeitig ungewissen Ausgangs der Wahlen in Frankreich und der wieder gestiegenen Terrorgefahr „dürften sich zehnjährige Renditen nun unter 0,2 Prozent etablieren“, beschreibt die Bank die Konsequenz aus der hohen Nachfrage.

Anleger, die sich mehr von Zahlen als von politischen Richtungsentscheidungen leiten lassen, werden in der folgenden Woche gut bedient. Am Ostermontag verkündet China die Zahlen zum Wirtschaftswachstum im ersten Quartal (Bruttoinlandsprodukt - BIP). Die Commerzbank schätzt das BIP-Wachstum auf erneut 6,8 Prozent. Bis jetzt deutet alles auf eine gut laufende Konjunktur hin. In der Vergangenheit haben die Börsen in Europa, den USA und Japan empfindlich auf nachlassendes Wachstum im bevölkerungsreichsten Staat der Erde reagiert.

KONTEXT

Welche politischen Stolperfallen Anlegern 2017 drohen

Aktien

Von Reuters befragte Analysten sehen den Dax im Schnitt bis Ende 2017 bei rund 11.470 Punkten. Das wäre in etwa auf dem Niveau vom Jahresende 2016 "Die Dividendenrendite ist im Vergleich zu den Anleihe-Renditen weiterhin so hoch wie seit Jahrzehnten nicht. Das Gewinnwachstum der Unternehmen ist in Ordnung", sagt Lars Thörs, Aktien-Chef der Fondsgesellschaft Danske Capital. Gertrud Traud, Chef-Volkswirtin der Helaba, verweist auf einen weiteren Aspekt: "Angesichts weiterhin extrem günstiger Finanzierungsbedingungen dürften Unternehmen auf das bislang nur verhalten eingesetzte Instrument der Aktienrückkaufe zurückgreifen."

Über weite Strecken kam der Dax 2016 kaum vom Fleck. Das Plus von knapp sieben Prozent seit Jahresbeginn geht zum größten Teil auf die Kursentwicklung im Dezember. Anfang des Monats übersprang der Dax die 11.000er Marke.

Als großen Risikofaktor für die Aktienmärkte sehen Börsianer die Wahlen in Deutschland, Frankreich den Niederlanden und möglicherweise auch in Italien. "Die Welle der populistischen Ergebnisse ist für Europa 2017 eine große Bedrohung", sagt Craig Erlam, Marktanalyst des Brokerhauses Oanda. Ein zunehmender Nationalismus könnte der Anfang vom Ende der Euro-Zone sein.

Anleihen

An den Rentenmärkten werde es 2017 kaum etwas zu verdienen geben, ist sich Lars Edler, Co-Chefanleger des Bankhauses Sal. Oppenheim sicher. "Bei zehnjährigen Bundesanleihen gehen wir von einer negativen Gesamtrendite von etwa einem Prozent aus." Wenig besser dürfte es Anlegern mit US-Staatsanleihen ergehen: Hier sei eine Nullrendite zu erwarten. Die Ökonomen der Rabobank geben sich ähnlich skeptisch: "Wir sind nicht davon überzeugt, dass Donald Trumps Politik der Wirtschaft nachhaltigen Schub verleiht." Mögliche politische Spannungen könnten zudem die Attraktivität deutscher und US-Bonds als relativ sichere Anlagen erhöhen und damit die Renditen drücken.

Wegen der politischen und wirtschaftlichen Turbulenzen liegt die Rendite der zehnjährigen Bundesanleihen derzeit mit rund 0,3 Prozent etwa halb so hoch wie zu Jahresbeginn. Ihre US-Pendants rentieren mit knapp 2,3 Prozent zwar höher als Anfang 2016. Jenseits des Atlantik erwarten Börsianer aber auch eine Serie von Zinserhöhungen durch die Notenbank Fed. Staatsanleihen sind seit Jahren für Investoren ein schlechtes Geschäft, da die großen Notenbanken diese Papiere in großem Stil aufkaufen. Damit sollen die Finanzierungskosten für Staaten niedrig gehalten und die Konjunktur angekurbelt werden.

Devisen

Wegen der unterschiedlichen Geldpolitik dies- und jenseits des Atlantik ist der Euro den Analysten der Vermögensverwaltungstochter der Deutschen Bank zufolge 2017 auf dem Weg zur Parität. Aktuell notiert die Gemeinschaftswährung bei Kursen um die 1,04 Dollar - rund vier US-Cent weniger als Anfang Januar. Die Experten der Rabobank sagen dagegen ein Ende des Dollar -Höhenfluges voraus. Der konjunktur- und damit inflations- und zinstreibende Effekt höherer Infrastruktur-Investitionen in den USA werde voraussichtlich durch eine restriktivere Handelspolitik zunichte gemacht.

Die Talfahrt des chinesischen Yuan wird dem Commerzbank-Analysten Peter Kinsella zufolge weitergehen. "Der Yuan gilt zwar als künstlich billig, doch ist er die mit Abstand teuerste Schwellenländer-Währung." Um Börsenturbulenzen zu vermeiden, werde China seine Valuta aber nur behutsam abwerten. Kinsella sieht den Dollar Ende kommenden Jahres bei 7,15 Yuan. In den vergangenen Monaten kletterte er um rund sechs Prozent auf etwa 6,90 Yuan. Anfang 2016 hatte eine rasche Abwertung der chinesischen Währung ein weltweites Börsenbeben ausgelöst.

Erdöl

Im Januar treten die niedrigeren Förderquoten für die Opec-Staaten in Kraft. Viel hängt davon ab, ob sich die Mitglieder des Export-Kartells sowie Russland an die Vereinbarung halten. Viele Analysten rechnen für das erste Halbjahr mit Preisen um 55 Dollar je Fass (159 Liter). Danach werden die Preise der US-Bank Goldman Sachs zufolge aber fallen. Denn geringere Exporte der Opec und Russlands ließen Raum für Konkurrenten wie die US-Schieferölindustrie.

Dank der geplanten Kürzung der Fördermengen durch die großen Exportländer verteuerte sich die Ölsorte Brent aus der Nordsee binnen Jahresfrist um etwa die Hälfte auf 56 Dollar je Barrel (159 Liter).

Andere Rohstoffe

Auf Kursverluste müssten sich Anleger an den Metallbörsen einstellen, sagt Commerzbank-Analyst Eugen Weinberg. Zwar steige durch die geplanten Infrastruktur-Investitionen in den USA und China die Nachfrage, gleichzeitig wachse aber auch das Angebot. Außerdem sei die Rally nach der US-Präsidentschaftswahl überzogen gewesen. Weinberg sieht den Kupfer -Preis bis Ende 2017 bei rund 5600 Dollar je Tonne. Seit September ist der Preis für das wichtige Industriemetall um ein Fünftel auf rund 5538 Dollar gestiegen.

Die Nachfrage nach der "Anti-Krisen-Währung" Gold wird Analysten zufolge wegen der politischen Unwägbarkeiten anhalten. Die Experten der Commerzbank rechnen damit, dass der Preis für eine Feinunze Gold bis Ende 2017 auf rund 1300 Dollar von derzeit etwa 1150 steigt. 2016 verteuerte sich das Edelmetall um rund zehn Prozent.