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Kommt noch eine Jahresendrally an den Börsen – oder ist sie schon vorbei?

Die Aktienmärkte haben bereits einen beachtlichen Endspurt hingelegt. Doch viele Analysten halten Aktien trotz möglicher Rückschläge für die beste Wahl.

Analysten rechnen mit einem gut ausgehenden Börsenjahr. Foto: dpa
Analysten rechnen mit einem gut ausgehenden Börsenjahr. Foto: dpa

Vor einem Jahr ist die Börsenwelt aus den Fugen geraten. Nachdem 2018 – gemessen am deutschen Leitindex Dax – sehr vielversprechend begonnen hatte, nahm das Debakel ab der Jahresmitte seinen Lauf. Bis Weihnachten kannte der Index nahezu ausschließlich eine Richtung - nach unten.

Rezessionsängste und die Furcht vor steigenden Notenbankzinsen in den USA führten an den Aktienbörsen zu hohen Verlusten. Das vierte Quartal bleibt in unguter Erinnerung.

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Im zu Ende gehenden Jahr zeigt sich dagegen ein ganz anderes Bild. Die Europäische Zentralbank (EZB) und die US-Notenbank (Fed) signalisieren dauerhaft niedrige Zinsen und viel Liquidität – ideale Bedingungen für die Unternehmenspapiere. Sollten bis zum Jahresende die geopolitischen Spannungen nicht stark zunehmen, sind die Chancen auf weitere Kursgewinne und eine Jahresendrally gegeben.

Die wichtigste Frage lautet in diesem Jahr nicht, ob es den Endspurt an der Börse gibt, sondern wie viel davon schon vorbei ist nach den jüngsten Kurssteigerungen. Offenbar gehen die Anleger zunehmend von einem gutem Ausgang der Verhandlungen zwischen Washington und Peking aus, vor allem von einem Verzicht der USA auf Strafzölle gegenüber China.

„Die Entwicklung der letzten Wochen ist durchaus als erster Teil einer möglichen Jahresendrally zu sehen. Getrieben ist sie von der Hoffnung auf eine Wachstumsbeschleunigung im Jahr 2020, einer Deeskalation des Handelskriegs, weiterhin bestehenden Zinsfantasien und der Alternativlosigkeit zur Aktienanlage“, meint Stefan Keitel, Leiter des Wertpapiergeschäfts der Deka-Gruppe. Viele Anleger hätten die Hausse in diesem Jahr verpasst – und wollten vielleicht noch aufspringen.

Das Kurspotenzial der restlichen Wochen im laufenden Jahr dürfte laut Keitel bei bis zu fünf Prozent liegen. Einen Schlussspurt von mehr als zehn Prozent sieht dagegen kaum ein Analyst, dafür sind die Kurse in diesem Jahr schon zu gut gelaufen. „Die Aktienmärkte Europas, Japans und der Schwellenländer, die relativ zyklisch ausgerichtet sind, halte ich für attraktiver als den US-Markt“, sagt der Deka-Stratege.

Angesichts des positiven Umfelds sind neue Höchststände in greifbarer Nähe. „Wir gehen davon aus, dass verschiedene Märkte bis zum Jahresende noch neue Rekordhochs erreichen dürften. Viele Anleger haben bislang die Stärke der Aufwärtsbewegung unterschätzt und sind auf dem falschen Fuß erwischt worden, denn das Marktumfeld hat sich überraschend schnell entspannt“, sagt Christoph Niesel, Fondsmanager bei Union Investment.

Überdurchschnittliche Entwicklung

Da es Anzeichen einer konjunkturellen Bodenbildung gebe, dürften an den Aktienmärkten zyklische Werte in den nächsten Wochen und Monaten besser abschneiden. „Wir gehen in den kommenden Wochen und Monaten von einer überdurchschnittlichen Entwicklung von Aktien aus dem Finanzsektor, der Automobilbranche sowie dem Chemie- und Grundstoffsektor aus“, prognostiziert der Experte des genossenschaftlichen Fondshauses.

„Sicherlich befinden wir uns in einer späten Phase des gegenwärtigen Zyklus. Üblicherweise laufen dann Schwergewichte unverändert gut. Deshalb sehe ich beispielsweise bei den Technologiewerten Apple und Facebook oder in Deutschland bei SAP noch Spielraum nach oben“, erklärt Thomas Grüner, Mitgründer von Grüner-Fisher Investments. Auf der anderen Seite kommt es gegen Ende des Jahres manchmal auch zu Gewinnmitnahmen, die die Kurse wieder drücken..

Vorsichtig äußert sich die Deutsche-Bank-Tochter DWS. Zwar sieht man auch dort das Argument, dass sich viele Profi-Investoren nicht vorwerfen lassen wollen, sie seien unterinvestiert gewesen im bisher starken Aktienjahr 2019.

Deshalb könnten sie vor dem Jahresultimo noch mal zugreifen. „Doch man darf nicht vergessen, dass die Bewertungen schon wieder recht anspruchsvoll sind und weiterhin genügend Risikoherde existieren, die die Märkte noch vor Jahresende zu einer Korrektur zwingen könnten. Anders gesagt: Der Markt ist nur einen negativen Trump’schen Handels-Tweet von einer Korrektur entfernt“, warnt DWS-Fondsmanager Thomas Bucher.

Letztlich gebe es im Handelsstreit noch keine konstruktive Lösung. Zwar biete die im Laufe des Jahres gereifte Gewissheit, dass die Zentralbanken extrem großzügig bleiben, den Märkten Unterstützung Aber verhindern könne die lockere Geldpolitik eine Schwächephase nicht.

Fallende Gewinne, steigende Kurse

Auch bei der Investmentboutique QC Partners herrscht eine gewisse Skepsis. Eine fundamentale Rechtfertigung für das aktuelle Kursniveau sehe er nicht, sagt Thomas Altmann, Leiter des Portfoliomanagements bei QC. Die Gewinne der Dax-30-Unternehmen seien seit ihrem Hoch Mitte letzten Jahres um etwa ein Viertel zurückgegangen. Durch die Kombination aus fallenden Gewinnen und steigenden Kursen sei der Dax Mitte November mit einem Kurs-Gewinn-Verhältnis von 24 jetzt so teuer bewertet wie noch nie seit der Finanzkrise.

Wer übers Jahresultimo hinausdenkt, erkennt als Megathema für 2020 die US-Präsidentschaftswahl. Sie wird wahrscheinlich genauso viele Kursverwerfungen produzieren wie der schwelende Handelsstreit. „Im nächsten Jahr wird es zunächst Unsicherheit wegen der US-Präsidentschaftswahlen geben. Aber je näher man dem Wahltermin kommt, desto klarer wird das Bild. Ich rechne nicht mit einem länger anhaltenden Rückgang im Jahr 2020“, gibt sich Börsenexperte Grüner optimistisch.

Fest steht, dass man auf absehbare Zeit an Aktien nicht vorbeikommen wird – hauptsächlich wegen der Niedrigzinspolitik der Notenbanken Im Research der LBBW kommt ein Prognosemodell für die kommenden fünf Jahre auf eine Dax-Performance von mehr als sieben Prozent jährlich. Das Modell macht aber keine Aussage darüber, wie sich diese Performance auf den Gesamtzeitraum verteilt. Auch nicht darüber, ob der Dax zunächst weiter steigt oder zwischendurch deutlich fällt.

Die LBBW selbst schließt nicht aus, dass das Modell die Zukunft zu rosig einschätzt. „Aber selbst dann, wenn wir auf die avisierte Performance einen deutlichen Abschlag in Höhe von zwei bis drei Prozentpunkten vornähmen, schlügen Aktien die Anleihen auf Sicht weiterhin“, heißt es dort. Fazit: Selbst wenn die Jahresendrally nicht kommt, kann es sich auf mittelfristige Sicht lohnen, jetzt noch in den Aktienmarkt einzusteigen.