Werbung
Deutsche Märkte geschlossen
  • DAX

    18.492,49
    +15,40 (+0,08%)
     
  • Euro Stoxx 50

    5.083,42
    +1,68 (+0,03%)
     
  • Dow Jones 30

    39.807,37
    +47,29 (+0,12%)
     
  • Gold

    2.254,80
    +16,40 (+0,73%)
     
  • EUR/USD

    1,0800
    +0,0007 (+0,06%)
     
  • Bitcoin EUR

    64.935,39
    -332,26 (-0,51%)
     
  • CMC Crypto 200

    885,54
    0,00 (0,00%)
     
  • Öl (Brent)

    83,11
    -0,06 (-0,07%)
     
  • MDAX

    27.043,04
    -48,91 (-0,18%)
     
  • TecDAX

    3.454,38
    -2,98 (-0,09%)
     
  • SDAX

    14.294,62
    -115,51 (-0,80%)
     
  • Nikkei 225

    40.369,44
    +201,37 (+0,50%)
     
  • FTSE 100

    7.952,62
    +20,64 (+0,26%)
     
  • CAC 40

    8.205,81
    +1,00 (+0,01%)
     
  • Nasdaq Compositive

    16.379,46
    -20,06 (-0,12%)
     

Kommentar: Wir missachten die zweite Covid-Welle herbei

Wir missachten die zweite Covid-Welle herbei. (Symbolbild: Getty)
Wir missachten die zweite Covid-Welle herbei. (Symbolbild: Getty)

Und es war Sommer: War da was? Nachlässigkeit herrscht. So riskieren wir den ganzen Coronamist noch einmal.

Ein Kommentar von Jan Rübel

„Wann kehrt die Freiheit zurück?“, titelt die Wochenzeitung Die Zeit, und da kann sich jeder herrlich angesprochen fühlen. Die Club-Betreiberin, die ihrer Arbeit nicht nachgehen kann? Der Mann mit Vorerkrankungen, der sich vor einer Corona-Ansteckung fürchtet? Oder der Fredo, für den es angeblich eine Zumutung ist, im Supermarkt nur maskiert sein Klopapier aus dem Regal nehmen zu dürfen?

Ja, ganz ist die Freiheit noch nicht zurück. Aber es ist erstaunlich, wie viele Leute in Deutschland so tun, als habe es das Virus nie gegeben.

WERBUNG

Damit meine ich nicht nur junge Partyleute, die sowieso ihr Fett von den Älteren wegkriegen. Die Coronazweitwellensorglosigkeit geht durch alle Schichten und Generationen. Es ist auch nicht so, dass Manche einfach nicht mehr können, denn die Freiheit war nie ganz weg – der Titel bei der Zeit ist auch wehleidiges Mittelklassengeschnatter, weil hinreichend missverständlich.

Unseren Alten und den so genannten Clubmitgliedern in Risikogruppen wurde viel abverlangt. Dem großen Rest: nicht all zu viel.

Daher nervt mich der Leichtsinn, der gerade um sich greift. Denn Corona ist nicht weg. Man kann fast alles unternehmen, nur braucht es halt ein wenig Disziplin. Und nicht einmal die wird hinreichend gezeigt.

Irrsinn auf Rädern

Die Zeichen sind längst da: In Berlin-Mitte stecken sich schwuppsdiwupps 15 Leute bei einem Restaurantbesuch an; das MUSS nicht mit Leichtsinn zu tun gehabt haben, zeigt aber, wie schnell es gehen kann. Barcelona ist auf dem Weg in eine freiwillige Quarantäne, weil Social Distancing doch nicht so geklappt hat. Und auf Mallorca ärgert man sich über die Deutschen, die unbedingt auf ihre Kuschelpartys nicht verzichten wollten.

Ein ähnliches Bild unterwegs: Ich bin in den letzten Wochen viel mit der Bahn unterwegs gewesen, mehrmals durch Deutschland durch. Um es mit den Worten des Replikanten aus „Blade Runner“ zu sagen: „Ich habe Dinge gesehen, die ihr Menschen niemals glauben würdet.“

Lesen Sie auch: Kalifornien überholt New York mit meisten Corona-Infektionsfällen

Klar, eine Maske nervt. Irgendwann juckt es immer. Aber irgendwann geht das Jucken auch von allein weg. Und dennoch gab es keine Fahrt übers Universum der Bahngleise, bei der es mit diesem besten Schutz gegen eine Verbreitung des Virus rundweg klappte. Denn einen Deppen, der sich für einen Schlaumeier hält, gibt es immer.

Da waren die Typen, die ihre Masken nur hochschoben, wenn der Schaffner nahte. Und dann die Naseweisen, welche die Maske nur überm Mund hatten, nicht aber über der Nase – als wollten sie uns anderen ihre besonders hübschen Riechorgane nicht vorenthalten. Und dann gab es die Cowboys, die eine Maske am Gürtel hängen ließen und nur darauf warteten, dass man sie ansprach.

Von den Covidioten spreche ich gar nicht erst, von den „Skeptikern“, die immer noch Aufrufe formulieren, dass „wir“ „aufwachen“ sollen und „hinschauen“ sollen – dabei hat der Coronaverlauf ihnen nur zwei Möglichkeiten hinterlassen: Sie müssen zugeben, dass sie entweder gelogen oder sich geirrt haben.

Die Rechnung wird irgendwann präsentiert

Auch die Bahn macht vieles falsch. Kinder müssen beim ersten Nieser die Kita verlassen, in Schulen gelten Bedingungen wie im OP-Saal, aber in der Bahn darf man sich auf die Pelle rücken und die engere Bekanntschaft machen mit den Cowboys, den Naseweisen und den Schlaumeiern. Warum wird nicht schlicht jeder zweite Sitz gesperrt? Es wäre so einfach.

Lesen Sie auch: Familie nach Mallorca-Urlaub positiv auf Corona getestet

Italien macht es vor. Dort sind die Züge genau nach diesem Muster organisiert, und man hält sich daran. Überhaupt tragen die Leute mehr Masken in der Öffentlichkeit, und sie machen nicht wirklich den Eindruck, dass ihr Alltagsleben besonderen Einschränkungen unterworfen wäre.

Im Fall der Masken geht es nämlich nicht um Freiheit. Es geht um den Allerwertesten, den manche mit ihrem Gesicht verwechseln. Es geht um Egoismus.

Nur geht der auf Kosten all jener, die bei Covid-19 schlimm dran wären, für die es nicht eine leichte Grippe wäre. Mehr Achtsamkeit ist wieder angesagt. Sonst heißt es bald: Winter is coming.

Im Video: Trumps Corona-Kehrtwende: Warum der US-Präsident jetzt Maske trägt