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Kommentar: Drei Fälle – wie die Machtfrage gegen Frauen gestellt wird

Frauen am
Frauen am "Women's March" in Washington U.S. - der Kampf für Frauenrechte dauert an. (Bild: REUTERS/Shannon Stapleton) (Shannon Stapleton / reuters)

Drei aktuelle Meldungen stehen nebeneinander wie unverbunden. Und doch dokumentieren sie, wie wenig Menschenrechte noch zählen: Es geht um den Beckenrand, ums Beten und ums Baggern.

Ein Kommentar von Jan Rübel

Sage keiner, viele müssten nicht noch immer gegen die Wand rennen. Dass Frauenrechte Menschenrechte sind und kein Privilegiertenkram aus einer Wohlstandsblase, sieht man jeden Tag. Nein? Wie wäre es mit einem Blick in die aktuelle Nachrichtenlage: Allein heute stehen drei Meldungen weit oben, die scheinbar nichts miteinander zu tun haben, und dennoch Ziegel in dieser Wand sind – die eine trägt mehr, die andere weniger Bausteine bei.

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Zum ersten ist da ein Bundestrainer deutscher Schwimmerinnen, der sich schwerer sexueller Belästigungsvorwürfe zu stellen hat. Zweitens ist da ein Kardinal in Köln, der ein Gutachten zum sexuellen Missbrauch von Kindern durch Priester nicht veröffentlichte und ein zweites in Auftrag gab. Und drittens sollen Beachvolleyballerinnen nach Qatar zu einem Turnier reisen, damit sie dem Regime zum Angeben verhelfen und nebenbei komische Kleiderordnungen einhalten – weswegen zwei deutsche Frauen nicht mitmachen wollen.

Die Dimensionsunterschiede zwischen diesen drei Meldungen sind riesig. Aber sie untermauern einen Fakt: Männer stellen überall die Machtfragen, weil sie denken, dass sie es tun können. Dass sie damit durchkommen. Letztlich geht es darum, wer oben ist und wer unten. In keinem Fall geht es um Lust oder Lustunterdrückung, sondern um den Chiffre Sex als Mittel der Gewalt, um Hierarchien zu bewahren. Oder genauer: Um krasse Menschenrechtsverletzungen zu decken.

Beharrliche Traditionen

Die Vorwürfe gegen den Schwimm-Bundestrainer gibt es seit Jahren, zurückgetreten ist er erst jetzt am Wochenende. Natürlich gilt die Unschuldsvermutung, aber die Hinweise sind schwerwiegend. Stimmen die Vorwürfe, hat der Trainer seine Macht ausgenutzt. Er, da oben. Und die Frauen, unten im Becken. Der Kölner Kardinal mag derweil Gründe gehabt haben, ein zweites Gutachten in Auftrag zu geben, weil er angeblich „eine bestimme qualitative und quantitative Faktenlage“ benötige. Aber das erste Gutachten nicht zu veröffentlichen, fügt sich schlicht ein in das jahrhundertelange Vertuschungsmanöver sexueller Verbrechen in der Kirche. Priester haben Macht, da oben in der Kanzel. Und einige haben sie ausgenutzt, gegen Jungen und Mädchen, die da unten auf den Bänken.

Bei den Beachvolleyballerinnen schließlich geht es nicht um Verbrechen und schlimme Traumatisierungen, aber von ihnen verlangt ein totalitäres Regime die Einhaltung einer Kleiderordnung bei einem „World“-Turnier – sie sollen so etwas wie züchtiger auftreten. Entweder will Qatar mit Sport-Events glänzen, um das bei Menschenrechten armselige Image aufzupolieren (auch Männersportler helfen kräftig mit, siehe der FC Bayern München), dann muss das Land sich aber auch einfügen in die globalen Gepflogenheiten dieses Sports, und den spielen die Beachvolleyballerinnen eben aus praktischen Gründen im Sport-Bikini; Qatar liegt übrigens nicht gerade am Südpol. Aber den Frauen kann man es vorschreiben, denken die Funktionäre, während Männer sich solchen Fragen natürlich nicht zu stellen haben.

Mit der Zeit

Es sind nur drei Meldungen an einem Tag. Zwei von ihnen kommen aus der glitzernden Welt des Prominentensports und sind nur Deckel für viel mehr, welches darunter brodelt. Und die dritte kommt aus dem Universum des Glaubens, in dem Täter eine herausragende Stellung innehaben und auch für die Allgemeinheit bekannter sind als andere.

Es stimmt, diese Wand wird brüchiger. Steine bröckeln heraus. Aber allein diese drei voneinander losgelösten Meldungen an einem Tag zeigen, dass es noch einer Menge Anläufe braucht.

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