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Kommentar: Donald Trump will sich mit wenigen Worten an die Macht putschen

Legt Hand an: Präsident Donald Trump und die US-Fahne. (Bild: REUTERS/Brian Snyder)
Legt Hand an: Präsident Donald Trump und die US-Fahne. (Bild: REUTERS/Brian Snyder)

Der Herr im Weißen Haus hält eine verfrühte Siegesrede und demonstriert damit seine Abscheu gegenüber Demokratie: Das ist der Moment zum Fremdschämen des Jahres.

Ein Kommentar von Jan Rübel

Eigentlich ist es für Donald Trump gut gelaufen. Die Wahlen verlaufen für ihn viel besser als vorher in den Umfragen angenommen – mal wieder. Seine Republikaner erhalten nicht wenige Stimmen auch von Latinos, von Afroamerikanern, von Arbeitern; die Demokratische Partei, die sich einen Erdbebensieg erhoffte, liegt schwach da. „Big win“ twittert Trump und kündigt einen ersten Auftritt in der Wahlnacht an. In Deutschland ist es noch früher Mittwochmorgen.

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Dann kam, sah und redete er. Im Nachhinein kann man ihm nur hinterherrufen: Hättest du nur geschwiegen.

Denn Trump erklärt sich zum Sieger. Und dies zu einem Zeitpunkt, an dem das Rennen um das Weiße Haus vollkommen offen ist. Jeder, der seine Sinne zusammen hat, weiß: Alles kann passieren, es steht Fifty-Fifty.

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Das weiß auch Trump. Aber er setzt nun seinen Plan um, den er sich vorher ausgedacht haben wird – das Nutzen eines Moments, um sich die Macht in Amerika durch Worte herbei zu putschen.

Geisterstunde mit Trump

Denn er weiß: Längst abgegebene Stimmen müssen noch in den kommenden Stunden ausgezählt werden. Er aber fordert den Stopp dieses Auszählens – eine Begründung liefert er nicht, es gibt auch keine; die Gesetze der Bundesstaaten geben dafür Zeit bis mitunter zum 8. Dezember.

LIVE: Die Hochrechnungen aus den Bundesstaaten

Trump aber redet nun vom triumphalen Sieg, seine Stimme wird direkt leise, sie hört sich drohend an. Seine Augen verengen sich, und langsam redet er: Als wollte er eine Nation hypnotisieren.

Es ist ein Auftritt, der in die Geschichtsbücher eingehen wird.

Der amtierende Präsident folgt schlicht dem Kalkül, dass viele der noch auszuzählenden Stimmen Briefwahlvoten sind und aus bevölkerungsreichen, urbanen Regionen der Bundesstaaten kommen – und er weiß, dass demokratische Anhänger häufiger per Brief abstimmen als republikanische. Er weiß auch, dass die Städte eher demokratisch wählen. Er weiß: Je länger das Zählen dauert, desto schlechter kann es für ihn laufen.

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Daher kündigt Trump an, den Obersten Gerichtshof anzurufen und seinen Wahlsieg durchzusetzen, er deutet an, dass nun, in der Wahlnacht, und da wird er offen ironisch, ein paar Wahlurnen plötzlich dazukommen können; er äußert den Verdacht auf Wahlbetrug, ohne nur den Hauch eines Hinweises dafür zu haben.

Es fällt wie Schuppen von den Haaren

Spätestens in diesem Moment wird klar, warum Trump in den vielen Wochen zuvor gegen das Abstimmen per Briefwahl geätzt hat. Warum er immer wieder davon redete, diese Wahlen würden „schmutzig“ werden. Warum er den Chef der Postbehörde mit einem Günstling kurzfristig neu besetzte. Denn er antizipierte, was in der Wahlnacht passieren würde. Und versucht nun seine Chance zu ergreifen.

Trump will seiner eigenen Bevölkerung weismachen, dass bereits gezählte Stimmen zählen, und andere nicht. Er will damit durchsetzen, dass Stimmen für ihn zählen und die gegen ihn nicht. Es ist ein Putschversuch. Er will die Gelegenheit nutzen, die er nicht haben sollte.

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Neben ihm steht Mike Pence, und man sieht ihm die Schmerzen an, ein Rest Anstand ist beim Vizepräsidenten zu vermuten. Daher spricht Pence, der von Trump aufgefordert wird, auch ein paar Worte zu sagen, davon, dass die Republikaner „auf gutem Wege“ seien die Wahl zu gewinnen. Er klingt ganz anders als sein Chef. Aber seine Bosse sucht man sich aus.

Trump demonstriert mit diesen wenigen Worten, dass man ihm am besten nicht einmal die Verantwortung für eine Kfz-Werkstatt überließe.

Im Video: Trump beansprucht Wahlsieg - trotz laufender Auszählung