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Kommentar: Die AfD hat Ohrenschmerzen

Der Parteitag war weniger chaotisch und mehr innerdemokratisch als vielfach berichtet. Nur der schrille Dauersound geht manchen AfD-Aktiven auf die Ohren. Geballt an einem Wochenende wird es: schmerzhaft.

AfD-Bundessprecher Jörg Meuthen bei seiner Wut-Rede auf dem Parteitag in Kalkar am vergangenen Wochenende (Bild: REUTERS/Wolfgang Rattay)
AfD-Bundessprecher Jörg Meuthen bei seiner Wut-Rede auf dem Parteitag in Kalkar am vergangenen Wochenende (Bild: REUTERS/Wolfgang Rattay)

Ein Kommentar von Jan Rübel

Dass die AfD sich angeblich zerlegt, nur weil sie ein paar Stunden lang erbitterten Streit auf ihrem Parteitag erlebt, ist dann doch ein wenig weit hergeholt. Die Berichterstattung über die Zusammenkunft der Rechtspopulisten bekommt hier und da schrille Noten – dabei ist der Ton, den die AfD seit Jahren selbst bemüht, nichts anderes als schrill. Wenn nun ein halbes Tausend im Hyperventilieren gut Geübte in einem Saal zusammenkommen, was ist anderes zu erwarten, als dass es auf die Ohren gibt?

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Natürlich ist der Wut-Rede von Bundessprecher Jörg Meuthen nicht viel hinzuzufügen, an “Politkasperlen” und ewiggestrigen Bismarck-Fans gibt es einige in der Partei. Interessanter ist die Frage nach dem Motiv: Meuthen ballte verbal die Faust, um die eigene Schwäche zu übertünchen. Denn abseits der lauten Debatte, als es ruhig und recht diszipliniert vonstatten ging, zementierte der Parteitag die Stellung der AfD als rechte Partei.

Der Leitantrag zu einem Rentenkonzept wurde reibungslos verabschiedet. Zwar bleibt es ein Armutszeugnis für die Partei, jahrelang ohne eine Position zur Sozialpolitik ausgekommen zu sein. Aber nun immerhin hat sie eine – und diese spiegelt die komplette Niederlage der wirtschaftsliberalen Kräfte rund um Meuthen wider. Daher sein Getöne.

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Durchmarschiert

Jene, die man früher “Flügel“ nannte, haben sich hiermit durchgesetzt. Parteidenken ist Flügeldenken. Und damit dies nicht allzu krass auffällt, wurden so genannte “Gemäßigte“ in den Bundesvorstand gewählt, in dem Meuthen nun eine solide Mehrheit hinter sich weiß. Wie aber sieht es aus in Kreis- und Ortverbänden? Meuthens Tuchfühlung mit der Basis war nie gut, in diesen Tagen indes existiert sie nahezu nicht mehr.

Der Parteitag von Kalkar zeigt, dass der Faustische Pakt nun seine gänzliche Wirkung zeitigt. Die Partei entschied sich einst für puren Rechtspopulismus, dem es egal ist, wie stark völkisch er angereichert ist. Denn gerade die “Gemäßigten“ haben besonders schrillen Sound drauf. Wenn es Meuthen beliebte, konnte er gar nicht genug Leute in “Anatolien“ „entsorgen“ wollen. Das war okay. Oder seine Alliierte Joana Cotar, auch eine “Gemäßigte“, die nun in den Bundesvorstand einzog, hielt auf dem Parteitag eine Rede wie ein Bewerbungsschreiben an den rechten Flügel, immerhin wollte sie “Deutschland retten“ und so weiter. Wer sich ihre Tweets anschaut, kriegt akuten Augenschmerz, da wird kräftig ausgeteilt; ein Björn Höcke in seinen Hobbyführerträumen mag zwar mit dem Land Schlimmeres vorhaben, aber wenigstens haut er dazu nicht derart in die Tasten wie die “Gemäßigten”.

Tweets by JoanaCotar

Worum es wirklich geht

Bisher habe ich auch nicht verstanden, in was sich diese Leute in der AfD “mäßigen“. Im Rechts-Sein? Scheint mir ein komisches Wort zu sein.

Vielleicht kommen wir mit den Kategorien von Mitte, Mitte-Rechts, Gemäßigt, Radikal und Rechts oder Rechtsrechts nicht weiter. Wie wäre es, wenn konkrete Parameter angewandt würden? Also: Was ist menschenfeindlich, was ist rassistisch? Was spaltet die Gesellschaft? Was ist sexistisch? Was ist undemokratisch? Wie angstvoll sind die Kader? Dies sind die Lackmustests für eine Partei. Die Teststreifen aus dem Parteitagslabor in Kalkar ergeben da weiterhin in all diesen Fragen starke Ausschläge nach oben. Und daher wird die AfD ihren schrillen Sound nicht aufgeben, nur sich nach diesem Wochenende ein wenig die Ohren zuhalten. Ab Dienstag geht es wieder weiter mit dem Dröhnen des Faustischen Pakts.

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VIDEO: Meuthen-Rede Angriff auf rechtes Lager der AfD