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Kommentar: Der böse Geist des Friedrich Merz

German conservative Christian Democratic Union (CDU) party's politician Friedrich Merz arrives for the start of the party's annual congress on November 22, 2019 in Leipzig, eastern Germany. - Angela Merkel's Christian Democrats (CDU) open their two-day party conference amid mutinous grumblings over the leadership of party chairman Annegret Kramp-Karrenbauer. (Photo by Odd Andersen / AFP) (Photo by ODD ANDERSEN/AFP via Getty Images)
Friedrich Merz betritt den Saal des CDU-Parteitags in Leipzig (Bild: Getty Images)

Auf dem CDU-Parteitag wird der Ex-Fraktionschef eine Chance nutzen, die er nicht hat. Das wird die Zusammenkunft chaotisieren. Und zeigt, wie kaputt die Partei tatsächlich ist.

Ein Kommentar von Jan Rübel

Wie bitter es um die CDU steht, zeigt die Rolle von Friedrich Merz. Es gibt ja nicht wenige in der Partei, die mit Profil und Führung unzufrieden sind, um es höflich auszudrücken. Dass aber Merz die meisten Hoffnungen zur Behebung dieses Ungemachs anzieht wie ein Magnet, ist wirklich ein Zeugnis von Traurigkeit.

Denn klar ist, dass der Mann, der vor einer gefühlten Eiszeit mal Fraktionschef war, einer von gestern mit Ideen von vorgestern ist. Merz kann die Herzen von Investmentbankern gewinnen, aber nicht die von Arbeitern und Angestellten; von denen gibt es ein wenig mehr. Allerdings zeigt er sich von Selbstbewusstsein durchdrungen. Und daher wird er auch heute den bösen Geist der CDU geben, wenn die Christdemokraten zu ihrem Parteitag in Leipzig zusammenkommen.

Für Bambule ist gerade nicht die Stimmung

Offiziell ist Happy Hour ausgerufen. Jeder darf mal reden, unter der Bedingung: Lieb sollen die Alphatiere der Union miteinander umgehen. Zwar herrscht in der CDU nicht gerade Begeisterung über die neue Parteivorsitzende Annegret Kramp-Karrenbauer, und der Gedanke an einen Wahlkampf mit ihr als Kanzlerkandidatin nimmt alptraumhafte Züge an. Dennoch gibt es in der Partei ebenso stark einen Unwillen gegenüber weiteren Diadochenkämpfen. Streit, der in der CDU traditionell gehasst wird, erscheint in diesen Tagen besonders zur Unzeit: Die CDU steht orientierungslos genug da, und von der SPD ist noch nicht bekannt, ob sie vorzeitig die Koalition verlassen will. Wenn also Chaos in der Wohnstube herrscht, denkt man nicht an einen Tapetenwechsel oder an die Ausrichtung einer Party. Man räumt erstmal auf.

Wann läuft er los?

Das wurmt Merz. Er weiß, er darf heute doch keine Rebellion anzetteln, auch wenn er sich noch so „ermutigt“ fühlt, wie er gebetsmühlenartig in die Mikros spricht; wozu er sich „ermutigt“ fühlt, sagte er wohlweislich nicht.

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Also werden sich heute Kramp-Karrenbauer und Merz kritisch beäugen. Sie abwartend, er lauernd. Eigentlich hat er nur noch eine Chance. Möchte er an die Spitze, müsste sein Run demnächst beginnen.

An dieser Stelle seien ein paar Gedanken angeführt. Wenn schon eine Kanzlerkandidatin Kramp-Karrenbauer nicht gerade als optimale Wettquote gilt, warum sollte sich diese mit Merz verbessern? Weil er forscher auftritt? Weil er vorgibt zu wissen, was er will? Weil er Führungsqualitäten präsentiert?

Wahlkämpfe hat Merz bisher nur in seinem sauerländischen Wahlkreis bestritten, das waren alles Hausnummern. Bei einer nationalen Kandidatur aber würden sich seine vermeintlichen Vorteile rasch in einen Malus nach dem anderen umkehren.

Forsch? Das wirkt schnell arrogant und abgehoben.

Er weiß, was er will? Das reduziert sich flugs zu einem Bierdeckel. Zu vielen wichtigen Zukunftsthemen wie soziale Absicherung, Rente und Verbraucherschutz sowie der ganze Klimakram ist er entweder still oder preist Rezepte an, die man diplomatisch als old school abzutun hat.

Er hat Führungsqualitäten? Das kommt behände als Egoismus daher, als der verbissene Auftritt von jemandem, der es nicht verträgt zu verlieren; der meint die Sonnenseite gepachtet zu haben.

Natürlich kann Merz Bierzelte füllen, er redet wie gedruckt und denkt blitzschnell. Doch er wird immer derjenige bleiben, welcher der breiten Masse nur bittere Pillen anbietet, weil er mehr die oberen Zehntausend im Blick hat: Merz wird immer derjenige sein, der seine Karriere in der Chemiebranche begann, als Jurist an der Seite der Arbeitgeber, der für die Leitung eines - übrigens erfolglosen - Bankenverkaufsprozesses nach Angaben der ZDF-Sendung “Frontal 21” irrwitzige 5000 Euro am Tag einstrich, auch samstags und sonntags, der in vielen Aufsichtsräten sitzt (und diese Funktionen allein zeitmäßig gar nicht in unternehmerischer Verantwortung ausfüllen kann) sowie als Lobbyist des weltweit größten Vermögensverwalters Blackrock für die Verteuerung von Wohnungsmieten steht, für den Ausverkauf von Innenstädten. Merz gehört zum Stamme “Nimm”. Mit dem will man in den Wahlkampf ziehen?

Eigentlich kann sich Kramp-Karrenbauer heute entspannt zurücklehnen.