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Kommentar: Bleibt mal locker mit dem Greta-Hype

Swedish environmental activist Greta Thunberg celebrates her 17th birthday by attending the weekly "Fridays For Future" climate strike outside the Swedish parliament Riksdagen in Stockholm, Sweden January 3, 2020. TT News Agency/Claudio Bresciani/via REUTERS      ATTENTION EDITORS - THIS IMAGE WAS PROVIDED BY A THIRD PARTY. SWEDEN OUT. NO COMMERCIAL OR EDITORIAL SALES IN SWEDEN.
Greta Thunberg Anfang Januar 2020 an dem Ort, wo ihr Schulstreik begann: vorm schwedischen Reichstag in Stockhoolm (Bild: Claudio Bresciani/via REUTERS)

An der Klima-Aktivistin Greta Thunberg arbeitet sich Mancher ab – die einen vergöttern, die anderen veralbern. Beides ist zwar Pop. Aber eben dämlicher.

Ein Kommentar von Jan Rübel

Seit am 20. August 2018 eine damals 15-jährige Schülerin sich vor den schwedischen Reichstag setzte, ist ja eine Menge passiert. „Skolstrejk för klimatet“ („Schulstreik für das Klima“) hatte sie auf ein Plakat geschrieben. Was Greta Thunberg damals ganz allein begann, hat sich als wirkmächtig erwiesen. Sie begründete nicht nur eine Bewegung, sondern unwillentlich auch einen Hype.

Allein die Meldungen des Tages zeigen, dass da etwas verrutscht ist: In Hamburg weiht das Panoptikum eine neue Thunbergwachsfigur ein – in Stockholm sichert sich eine Stiftung den Markennamen „Fridays for Future“ – und in Berlin wird die AfD-Bundestagsfraktion in dieser Woche einen Film vorstellen, durch den eine „Greta“ hüpft.

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Das ist alles zu viel. Hype gehört zum Pop dazu. Aber er lenkt ab von der Sache, nämlich: was jetzt mit diesem Klimawandel ist.

Dass es jetzt eine wächserne Thunberg gibt – geschenkt. Auch Barbara Schönberger wird im Panoptikum als Figur ausgestellt. Und das Manöver aus Schweden mit den Markenrechten dient wohl dem Zweck, einem Missbrauch vorzubeugen; schließlich klingt „Fridays for Future“ derart überzeugend, dass sich damit auch Basecaps und Rucksäcke verkaufen ließen, obwohl dies mit dem Kampf gegen den Klimawandel wenig zu tun hat. Und dass die AfD-Bundestagsfraktion Steuergelder verpulvert, indem sie nach Angaben der „Welt“ eine fünfstellige Geldsumme in einen „Wahn“-Film steckt, soll die Bundestagsverwaltung kühl überprüfen.

Eines aber geht gar nicht: Wenn statt für oder wider den Klimawandel zu streiten über Thunberg geredet wird. All dies sind dämliche und lästige Ablenkungsmanöver.

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Eine Menge billiger Nummern

Die „Welt“ hat die ersten 35 Minuten dieses AfD-Films gesehen. Der Rezensent schreibt: „Durch ‚Land im Klimawahn‘ bewegt sich eine von hinten gezeigte Person mit geflochtenen Zöpfen. Die Figur wird Greta genannt und vollführt Bewegungen, die im Laientheater zur Abwertung absonderlicher Personen genutzt werden. Über diese Greta heißt es, sie hätte ‚mit Omas FCKW-freien Häkelnadeln das Ozonloch gestopft‘.”

Solche Darstellung einer Person finde ich wahnhaft. Meint die AfD irgendjemanden von ihrer Position zum Klimawandel überzeugen zu können, wenn sie Zoten und angebliche Witze reißt? Würde ich sagen: „Alexander Gauland wischt mit seiner immer beigebraunen Tweed-Jacke jeden Nazi-Vogelschiss weg“, überzeugte ich bestimmt niemanden, nun nicht die AfD zu wählen. Ist ja eine billige Nummer.

Die AfD aber zeigt, dass sie sich an der Person Thunbergs abarbeitet. Damit bestärkt die Partei nur den Hype um sie.

Denn ein Großteil des Wirbels um Thunberg kommt von Rechts. Thunberg wird veralbert bis verunglimpft. Würde sie morgen beginnen, ihre Schuhe mit einem Doppelknoten zu schnüren – Lästermäuler werden einen Grund finden, dies zu kritisieren. Auch eindeutig zu beobachten ist, dass der meiste Dreck, mit dem sie in den Sozialen Medien beworfen wird, von Männern stammt. Jungs, was ist euer Problem? Wollt ihr in der Sache diskutieren oder nicht? Wenn ihr glaubt, dass die Klimaaktivisten einem Wahn folgen, warum agiert ihr selbst wie wilde Stiere?

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Es gibt keinen Greta-Style

Von Links gibt es auch einige dicke Backen. Eine Erregtheit ist entstanden, vor allem in den Medien, die von Thunberg alles erklärt haben wollen. Manches Gewese wirkt, als verwechselten die Redakteure Thunberg mit Meister Yoda und seinen unendlichen Weisheiten. Thunbergs Verdienst aber ist, dass sie längst Überfälliges durch konkrete Aktion losgetreten hat: Wir brauchen Thunberg nicht als Erklärerin des Klimawandels. So sieht sie sich sicherlich auch nicht. Denn sie ist eine Aktivistin. Sie mobilisiert.

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Die Schwedin kann selbst nichts für diesen Hype. Sie zieht schlicht ihr Ding durch. Ob dieser mediale Wirbel sie stört, weiß ich nicht. Aber das muss ja auch keiner wissen, gehört immerhin zur Privatsphäre.

Bleibt zu wünschen, dass mehr über den Klimawandel an sich gestritten wird, und nicht über Thunberg. Es gibt keinen Greta-Style. Und einen Landunter-Style an der Nordseeküste hoffentlich auch nicht, bei den klimabedingten steigenden Wasserständen. Oder ist das jetzt Hype?

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