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Kommentar: Black Lives Matter – das schlechte Gewissen ist auf der Straße

Eine Demo gegen Polizeigewalt und Rassismus in Berlin. (Bild: Getty Images)
Eine Demo gegen Polizeigewalt und Rassismus in Berlin. (Bild: Getty Images)

Rassismus ist keine komische Krankheit, sondern eine Struktur. Das macht ihn schwieriger zu erkennen.

Ein Kommentar von Jan Rübel

Der Mord von Polizisten an George Floyd hat ein gewaltiges Echo erzeugt. Nun ist Echo als Phänomen eigentlich unsichtbar. Rassismus dagegen ist äußerst sichtbar für jeden, der hinschaut. Aber das mit dem Blick darauf ist schon ein Problem.

Nun wird oft darüber geredet, dass der Blick für Rassismus geschärft werden müsse. Das klingt erstmal vernünftig. Aber es verklärt. Denn Rassismus versteckt sich nicht in irgendwelchen Ecken, er macht sich nicht klein. Man braucht dafür weder Lupe noch Fernglas. Denn er liegt so offen zutage, dass es sich mit ihm verhält wie mit dem Wald, den man vor lauter Bäumen nicht sieht.

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Aus diesem Grund sind plötzlich so viele Leute am Wochenende auf die Straße gegangen. Der Mord an George Floyd war der eine Tropfen zu viel, und er hat das schlechte Gewissen von uns weißen Mehrheitsbürgern mobilisiert – von den vielen People of Colour abgesehen, die demonstrierten, um sich zu wehren. Die Mehrheitsbürger gingen nicht auf die Straße, weil sie die Videoaufnahmen einer Gewalttat fern von Deutschland anekelten, sondern weil sie wissen, dass diese Ungleichbehandlungen zwischen Menschen auch zu unserem Land gehören. Zumindest im Unterbewusstsein ist uns allen das klar.

Was wir mitnehmen

Dieses Platzdenken durchzieht in winzigen Adern jede Stadt und jedes Dorf. Es beeinflusst auf unheimliche Art unser Zusammenleben. Man nennt dies auch: Struktur.

Da hat jeder seinen Platz. Zwar finden wir uns zumeist nett und gut, niemals würden wir dreist und konkret jemanden rassistisch beschimpfen. Aber unsere stillen Vorteile bei der Suche nach einem Job, nach einer Wohnung, nach einem Schulplatz oder was auch immer behalten wir bei uns. Schuld und böse sind immer die anderen. Sich anpassen soll auch stets der andere. Wir schwimmen im warmen Strom.

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Daher ist das Gerede, zum Beispiel bei der Polizei gebe es keine strukturellen Probleme mit Rassismus, zum Lachen, wenn es nicht so traurig wäre. Natürlich gibt es sie. Es wäre auch überraschend, wenn Polizisten in ihrem verantwortungsvollen Beruf und so nah an den Konflikten in unserer Gesellschaft immun dagegen wären. Sind wir ja fast alle nicht.

Hier also ein Gedankenspiel: Wenn eine Polizeipatrouille bei der Villa eines Siemensmanagers wegen Ruhestörung klingelt, und der Herr ist reich und in fünfter Generation Bajuware – würde der eine ähnliche Behandlung erhalten wie der Münchener Grundschullehrer, dessen Eltern in der Türkei geboren sind und der in einem Arbeiterviertel eine kleine Wohnung bezogen hat? Jeder hat seinen Platz.

Das Gerüst ist stabil

Rassismus als Struktur braucht nicht nur aktives Tun. Er braucht nicht nur geworfene Steine auf Asylbewerberheime, sondern er lebt auch von der Duldung. Er lebt vom mangelnden Interesse für andere, von einer fehlenden Bereitschaft zu Augenhöhe. Das ist arm. Aber davon befreien kann man sich durchaus.

Im Video: Ansage gegen Trump: Washington im Zeichen von "Black Lives Matter"