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Die Kohle macht doch noch Hoffnung

RWE im Umbruch - Die Kohle macht doch noch Hoffnung

Am Mittwoch hatte Deutschlands größter Energiekonzern Eon dem Aktienmarkt einen regelrechten Schock verpasst. Dessen Chef Johannes Teyssen berichtete über hohe Abschreibungen, ein angespanntes Kapital und bereitete die Anleger auf den nächsten Verlust vor. Die Eon-Aktie krachte um fast acht Prozent nach unten. Die RWE-Papiere gerieten mit ins Trudeln und gab gut 3,5 Prozent nach.

Solche Hiobsbotschaften wie Teyssen ersparte RWE-Chef Peter Terium seinen Anlegern am Donnerstag, als die Nummer zwei die Zahlen präsentierte. Einen weiteren Gewinnrückgang verbuchte freilich auch RWE. Der Gewinn vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebitda) sei im ersten Halbjahr um fünf Prozent auf rund drei Milliarden Euro gefallen, teilte der Versorger mit. Damit fiel das Ergebnis etwas schlechter aus als erwartet. Von Reuters befragte Analysten hatten mit einem Ebitda von 3,2 Milliarden Euro gerechnet. Das Nettoergebnis war zwar nicht negativ, fiel aber um knapp 74 Prozent auf 457 Millionen Euro.

RWE begründete die Einbußen mit einem deutlichen Rückgang im Handelsgeschäft, das traditionell stark schwankt. Während es im ersten Quartal noch sehr gut gelaufen war, gab es im zweiten Quartal einen Rückschlag.

Der Zwischenbericht kommt in einer heiklen Phase. RWE steckt mitten im Umbruch und bereitet den Börsengang der neuen Tochter Innogy vor. In das Unternehmen hat RWE im April das Geschäft mit der Energiewende abgespalten – erneuerbare Energien, Netze und Vertrieb. Ende des Jahres will Konzernchef Peter Terium Innogy an die Börse bringen.

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Die RWE AG, die selbst nur noch für die konventionellen Kraftwerke und den Großhandel verantwortlich ist, will dann über eine Kapitalerhöhung zehn Prozent von Innogy platzieren und eventuell parallel weitere Anteile an institutionelle Investoren verkaufen. Dann will Terium komplett an die Spitze von Innogy wechseln und gibt die Führung der RWE AG an seinen bisherigen Vize Rolf Martin Schmitz ab.

Einen Börsengang plant auch Eon. Der Konkurrent bringt aber nicht das Zukunftsgeschäft an die Börse, sondern das alte Geschäft mit konventionellen Kraftwerken, dem Großhandel und der Gasproduktion. Während Eon im September direkt eine Mehrheit am neuen Unternehmen Uniper abgibt und mittelfristig komplett aussteigen will, wird RWE aber auch langfristig die Mehrheit an Innogy halten. RWE will mit dem Börsengang der Tochter neue Investoren anlocken – und mit den Einnahmen die verschuldete RWE AG sanieren.


Effizienzprogramm macht sich bemerkbar

Eon hatte am Mittwoch den Zwischenbericht vorgelegt und über einen Nettoverlust von drei Milliarden Euro berichtet. RWEs Konkurrent hatte dies mit Wertberichtigungen und Drohverlustrückstellungen bei Uniper von 3,8 Milliarden Euro begründet. Eon wird auch das Gesamtjahr mit einem Verlust abschließen, wie Konzernchef Teyssen bestätigte. Operativ läuft es bei Eon besser. Im neuen Kerngeschäft Energienetze, Kundenlösungen und Erneuerbare Energien lag das um Sondereffekte bereinigte Ergebnis vor Zinsen und Steuern (Ebit) mit knapp 1,7 Milliarden Euro um 15 Prozent höher als ein Jahr zuvor.

RWE und Eon kämpfen mit denselben Problemen. Nachdem die Energiekonzerne jahrzehntelang gut an ihren großen Atom-, Kohle- und Gaskraftwerken verdient hatten, kamen sie mit der Energiewende in ernste Turbulenzen. Der Markt wurde mit Wind- und Solarstrom geflutet, der unter anderem in Deutschland per Gesetz Vorrang im Netz genießt. Die konventionellen Kraftwerke wurden dadurch zunehmend aus dem Markt gedrängt.

Mit dem Überangebot an Kohle- und Gasstrom stürzten die Preise im Großhandel dramatisch ab. 2011, bevor die Reaktorkatastrophe von Fukushima den Markt erschütterte, kostete eine Megawattstunde Strom im Großhandel noch gut 60 Euro, aktuell sind es gerade 27 Euro. Entsprechend sind die Margen der Kraftwerke zusammen geschmolzen – und die Anlagen wurden zum Sanierungsfall.

Im ersten Halbjahr lief es in der Problemsparte, der konventionellen Stromerzeugung, aber überraschend gut. Hier zahle sich das Effizienzprogramm aus, erklärte RWE. Zudem habe der Konzern Grundstücke verkauft.

Terium will mit der Abspaltung von Innogy das ertragreiche Geschäft von diesem Ballast befreien – und Investoren eine sichere Anlage bieten. Anfang August gab RWE erstmals konkrete Prognosen für Innogy bekannt. Der RWE-Vorstand erwartet für das neue Unternehmen im laufenden Jahr ein Ergebnis vor Finanzierungskosten, Steuern und Abschreibungen (Ebitda) in der Bandbreite von 4,1 bis 4,4 Milliarden Euro. Das ist zwar etwas weniger als die 4,5 Milliarden Euro, die die Sparten 2015 erwirtschaftet hatten. Innogy wird aber den größten Teil des Konzern-Ergebnisses beisteuern. Insgesamt rechnet RWE für 2016 mit einem Ebitda von 5,2 bis 5,5 Milliarden Euro. Darin sind dann auch die Erträge der konventionellen Stromproduktion und des Energiegroßhandels enthalten.

KONTEXT

Die Börsengänge der Töchter von Eon und RWE

Energiewende sorgt für Veränderungen

Die von der Energiewende gebeutelten Energieriesen Eon und RWE treiben ihre geplanten Börsengänge voran. Eon will die Kraftwerkstochter Uniper im September an die Börse bringen, RWE das Ökostromgeschäft Innogy im Herbst.

Die Unternehmen

Die Eon-Tochter Uniper hat ihren Sitz in Düsseldorf, beschäftigt knapp 14.000 Mitarbeiter und erzielte nach Konzernangaben 2015 auf Pro-Forma-Basis ein Ebit von 0,8 Milliarden Euro und einen Nettoverlust von rund vier Milliarden Euro. Chef ist der ehemalige Eon-Finanzvorstand Klaus Schäfer.

Die RWE-Tochter Innogy hat ihren Sitz in Essen, beschäftigt knapp 40.000 Mitarbeiter und erzielte rein rechnerisch nach RWE-Angaben 2015 einen operativen Gewinn (Ebitda) von 4,5 Milliarden Euro und einen Nettoergebnis von 1,6 Milliarden Euro. Geführt wird das Unternehmen von RWE-Chef Peter Terium, der nach dem Börsengang den Chefposten des Mutterkonzerns abgibt.

Das Geschäft

Uniper betreibt Kohle- und Gaskraftwerke in Europa und Russland mit rund 40 Gigawattt. Hinzu kommen Wasser- und Atomkraftwerke in Schweden sowie der Energiehandel.

RWE Innogy bündelt das Geschäft mit Ökostrom, Strom- und Gasnetzen sowie den Vertrieb von Strom und Gas.

Die Börsengänge

Eon bringt im Zuge eines Spin-Offs 53 Prozent der Uniper-Anteile an die Börse und legt sie den eigenen Aktionären ins Depot. Einnahmen erzielt der Konzern dabei zunächst nicht. Eon will allerdings mittelfristig die restlichen Aktien versilbern, allerdings nicht vor 2018.

RWE will zunächst zehn Prozent von Innogy an die Börse bringen. Zeitgleich und später könnten weitere Anteile verkauft werden, RWE will aber die Mehrheit behalten. Analysten schätzen, dass der Konzern für das Paket von zehn Prozent rund zwei Milliarden Euro kassieren könnte.

Ausblick

Uniper und Innogy geben keine konkrete Geschäftsprognosen. Beide könnten aber bereits für 2016 eine Dividende ausschütten. Uniper steht von Beginn unter Druck. Der Konzern will bis 2018 Beteiligungen im Wert von mindestens zwei Milliarden Euro verkaufen und die Personalkosten senken.

Innogy erwartet stabile Geschäfte, da der größte Teil der Einnahmen, etwa für den Betrieb der Strom- und Gasnetze staatlich reguliert ist. Das Unternehmen peilt eine Dividende von 70 bis 80 Prozent des bereinigten Nettogewinns an.