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Kobalt, Platin, Aluminium: Deutsche Unternehmen bangen um Rohstoff-Nachschub

Die Industrie ist extrem abhängig von Rohstoffimporten. Politische Entscheidungen sorgen für wachsenden Bedarf. Die Bundesregierung soll helfen, Engpässe zu vermeiden.

Die Zutatenliste für die Mobilität von morgen gleicht einer Aufstellung begehrter Rohstoffe: Für Lithium-Ionen-Akkus braucht man Kobalt, für Brennstoffzellen Platin, für den Bau besonders leichter Fahrzeuge Aluminium, für Elektromotoren Kupfer.

Und weil die Mobilität von morgen in hohem Maße vernetzt sein wird, ist sie zwingend mit dem Ausbau der Breitband-Infrastruktur verbunden. Der wiederum erfordert Glasfasernetze, die ohne das knappe Metall Germanium nicht denkbar sind. Auch die Energiewende löst einen Run auf knappe Rohstoffe aus. Ohne Mangan, Selen, Molybdän und Niob dreht sich kein Windrad.

So erhöhen politische Beschlüsse die Nachfrage nach begehrten Rohstoffen, zugleich lässt aber die Politik viele Fragen rund um deren Beschaffung unbeantwortet. „Es gibt eine Reihe politischer Ziele und Forderungen, die zwangsläufig zu einem deutlich steigenden Bedarf an metallischen Rohstoffen führen.

Dazu zählt etwa die Elektromobilität. Die Politik muss sich nun auch dafür einsetzen, dass die deutsche Industrie Zugriff auf die entsprechenden Rohstoffe hat“, sagt Franziska Erdle, Hauptgeschäftsführerin der Wirtschaftsvereinigung Metalle (WVM), dem Handelsblatt. Es dürfe nicht sein, „dass die Politik den Bedarf treibt, ohne eine Strategie für die Versorgung zu haben“, sagt Erdle.

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Die WVM repräsentiert 655 Unternehmen mit 108.000 Beschäftigten und einem Jahresumsatz von rund 50 Milliarden Euro. Die Unternehmen produzieren und verarbeiten beispielsweise Kupfer, Aluminium, Zink, Nickel, Magnesium und Blei. Ihre Erzeugnisse stehen am Anfang vieler Wertschöpfungsketten.

Für ihre Produkte sind sie auf metallische Rohstoffe angewiesen. Die Importabhängigkeit der deutschen Wirtschaft bei metallischen Rohstoffen liegt nach Angaben der WVM bei 99,7 Prozent. Versorgungsengpässe könnten „schwerwiegende Folgen im Produktionsprozess haben und sich durch die gesamte Lieferkette ziehen“, heißt es in einem Positionspapier der WVM.

30 kritische Rohstoffe

„Bei einigen metallischen Rohstoffen gehen wir davon aus, dass sich der Bedarf bis 2035 um den Faktor zwei erhöht. Das könnte zu Problemen führen. Dabei geht es nicht um die Verfügbarkeit, sondern um den Zugang“, sagt Erdle. Mittlerweile stuft die EU 30 Rohstoffe als kritisch ein. Eine Aktualisierung der entsprechenden Liste steht bevor. Sie dürfte eher länger werden.

Tatsächlich sind die meisten Rohstoffe nicht physisch knapp. Vielmehr erschwert ein wachender Ressourcennationalismus die Versorgung. In den vergangenen Jahren ist die Zahl handelsbeschränkender Maßnahmen nach Angaben der WVM massiv gestiegen. Hinzu kommt, dass China und andere Staaten versuchen, sich weltweit mit teilweise aggressiven und unfairen Strategien metallische Rohstoffquellen zu erschließen.

Die WVM empfiehlt daher, eine staatliche Institution zu gründen, die sich um den strategischen Einkauf von Minenprodukten bemüht. Außerdem fordert sie, die Bundesregierung möge sich auf allen Ebenen – also bei G7, G20, bei der WTO und der OECD – für die Abschaffung von Handelsverzerrungen im Rohstoffbereich einsetzen.

„Beim Rohstoffzugang sollten sich alle Marktakteure an eine einheitliche Vorgehensweise halten. Die Bundesregierung muss sich für ein Level-Playing-Field im Rohstoffmarkt einsetzen“, sagt Hady Seyeda vom Metallurgie-Unternehmen H.C. Starck in Goslar.

Zu den weiteren Handlungsfeldern zählt die WVM eine Stärkung des Recyclings: „Wir reden von Recycling, gestalten es aber nicht politisch. In Zeiten weltweiter Rohstoffknappheit schauen wir zu, wie Rohstoffe illegal abfließen, anstatt sie im Land zu halten“, kritisiert Thomas Bünger, Mitglied des Vorstands der Hamburger Aurubis AG. Aurubis ist der weltweit größte Kupferrecycler.

Die Unternehmen begrüßen die Bestrebungen der EU-Kommission, verbindliche Normen für die Recyclingfähigkeit von Produkten zu erarbeiten. „Im engen Dialog zwischen Herstellern und Recyclern muss es gelingen, die Bedingungen für eine bessere Zerlegung zu schaffen“, heißt es im WVM-Positionspapier.

Große Bedeutung messen die Unternehmen den vom Bundeswirtschaftsministerium bereits vor einigen Jahren ins Leben gerufenen Rohstoff-Partnerschaften bei. Regierungsabkommen über eine Rohstoffpartnerschaft wurden bisher mit der Mongolei, mit Kasachstan und mit Peru geschlossen. Weitere bilaterale Partnerschaften beruhen auf Gemeinsamen Erklärungen (Chile, Australien) oder Briefwechseln (Kanada).

Unter diesem Dach schließt die Wirtschaft in eigener Verantwortung privatrechtliche Verträge, die dann mit außenwirtschaftlichen und außenpolitischen Instrumentarien abgesichert und flankiert werden können. Zu den außenwirtschaftlichen Instrumentarien zählen ungebundene Finanzkredite, deren Volumen nach Überzeugung der Unternehmen noch ausbaufähig ist.

Neue Rohstoff-Strategie

Ob die Bundesregierung die Anliegen der Unternehmen aufgreift, wird sich in Kürze erweisen: Sie will ihre neue Rohstoffstrategie in diesem Jahr präsentieren. Ein erster, zwischen den Ressorts abgestimmter Entwurf soll nach Angaben des Bundeswirtschaftsministeriums im Sommer dieses Jahres vorliegen. Die letzte Version der Rohstoffstrategie stammt aus dem Jahr 2010. Seitdem hat sich viel verändert, aus Sicht der Industrie meist nicht zum Besseren.

Immerhin stellt Bundeswirtschaftsminister Peter Altmaier (CDU) den Unternehmen Unterstützung in Aussicht: „Eine nachhaltige und innovative Nutzung von Rohstoffen sowie diversifizierte, zuverlässige Rohstoffbezugsquellen sind von hoher Bedeutung für die deutsche Wirtschaft und ihre Wettbewerbsfähigkeit bei Zukunftstechnologien“, sagte der Minister dem Handelsblatt. „Dies zu unterstützen ist Teil meiner vorgelegten Industriestrategie. Ich werde hierzu auch in entsprechende, interessante Rohstoffländer fahren, um bessere Möglichkeiten der Zusammenarbeit auszuloten.“