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Kliniken fahren Behandlungen herunter - Warnung vor Corona-Kollaps

BERLIN (dpa-AFX) - Kranke müssen wegen der Corona-Pandemie möglicherweise bald vermehrt auf andere Klinikbehandlungen warten. Vor weiteren Beratungen von Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) mit den Ministerpräsidenten zur Pandemie fordern zentrale Verbände von Klinikärzten die Bundesländer mit vielen Corona-Fällen zu einem Stopp verschiebbarer Eingriffe auf. Der Präsident der Deutschen Krankenhausgesellschaft, Gerald Gaß, sagte am Sonntag der Deutschen Presse-Agentur: "Die Kliniken fahren schon je nach regionaler Situation die Regelversorgung schrittweise zurück."

Der Präsident der Deutschen Interdisziplinären Vereinigung für Intensiv- und Notfallmedizin (DIVI), Uwe Janssens, sagte der "Bild am Sonntag": "Es ist allerhöchste Zeit, die Kliniken vom Regelbetrieb zu nehmen, damit wir uns voll auf die Intensivstationen konzentrieren können - und zwar nicht nur auf Covid-19-Patienten, sondern auf alle Schwerkranken."

Die Ärzteorganisation Marburger Bund, DIVI und andere Fachgesellschaften werfen Krankenhäusern vor, ihre Kapazitäten aus Umsatzgründen nicht auf Covid-19-Patienten zu konzentrierten. "Die Krankenhäuser in stark belasteten Regionen müssen unverzüglich von der Politik aufgefordert werden, plan- und verschiebbare stationäre Eingriffe je nach Belastungssituation zu reduzieren beziehungsweise einzustellen", fordern die Ärzte.

Die Ärzte warnen vor einem Kollaps in den Klinken: "Ohne diese zusätzliche Unterstützung ist die Belastungsgrenze insbesondere auf vielen Intensivstationen schon bald überschritten." Die Finanz-Verantwortlichen in den Kliniken wollten verschiebbare Eingriffe aber nicht zurückstellen. "Die Zeit drängt", mahnen die Ärzte.

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Gaß versicherte: "Wir werden alles daran setzen, in den Regionen an die jeweilige Situation angepasst zu reagieren." Anästhesisten und Intensivmediziner hatten vor wenigen Tagen gewarnt: "Die nahezu ausschließliche Konzentration auf Covid-19-Patienten wie im Frühjahr sind in diesem Ausmaß weder erneut möglich noch medizinisch vertretbar." Bereits bei einer Belegung von 20 Prozent der Intensivbetten mit den besonders zu isolierenden Covid-19-Patienten müsste die Behandlung anderer Patienten eingeschränkt werden. Covid-19-Intensivpatienten sollten regional und überregional in Deutschland verteilt werden können.

Bundesgesundheitsminister Jens Spahn sagte dem Redaktionsnetzwerk Deutschland (RND), Bund und Ländern hätten vereinbart, dass die Länder die Klinikkapazitäten regional steuern. Die Länder würden dem teilweise mit sehr ausgeklügelten Konzepten gerecht.

Auf den Intensivstationen gab es laut DIVI am Samstag 3325 gemeldete Corona-Fälle. Etwas mehr als 6550 von 21 600 Intensivbetten waren demnach noch frei. Es gibt Kapazitäten für rund 4900 Patienten mit hohem Versorgungsaufwand, im Mai waren es 9200.

Gaß forderte den Gesetzgeber auf, "den Kliniken in dieser Lage finanzielle Sicherheit zu geben". Dazu müssten in der kommenden Woche einschlägige Vorschläge von betroffenen Organisationen und Experten umgesetzt werden. Im Oktober hatte Gaß eine Wiedereinführung von Pauschalen für Kliniken für das Freihalten von Betten gefordert. Laut Krankenhausgesellschaft könnten solche Pauschalen künftig aber zielgenauer eingesetzt werden.

Bereits am Freitag hatte die Gewerkschaft Verdi Alarm geschlagen. Coronainfizierte Pflegekräfte müssten nicht nur in Einzelfällen zur Arbeit, sagte ein Sprecher. Denn viele Krankenhäuser unterließen es aus Umsatzgründen, trotz dramatisch steigender Infektionszahlen nicht nötige Eingriffe zurückzufahren.

Der Vorsitzende des Weltärztebundes, Frank Ulrich Montgomery warnte in der "Augsburger Allgemeinen" (Montag) vor "massiven Personalproblemen und am schlimmsten Bettenmangel". Der Vorstand der Deutschen Stiftung Patientenschutz, Eugen Brysch, sagte der dpa: "Im ersten Halbjahr wurden weit mehr Behandlungen verschoben als notwendig."