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Klimawandel: Investoren erhöhen den Druck auf Unternehmen

Eine Investorengruppe fordert 36 europäische Konzerne in einem Brief dazu auf, die Risiken des Klimawandels in ihren Jahresabschlüssen zu berücksichtigen.

Investoren erhöhen stetig den Druck auf Unternehmen, mehr Ehrgeiz für eine widerstandsfähigere wirtschaftliche Zukunft zu entwickeln. Foto: dpa
Investoren erhöhen stetig den Druck auf Unternehmen, mehr Ehrgeiz für eine widerstandsfähigere wirtschaftliche Zukunft zu entwickeln. Foto: dpa

Mit Billionen von Anlagegeldern lässt sich viel Druck aufbauen, um den Wandel zu einer klimaneutralen Welt voranzutreiben. Investoren erwarten daher von Unternehmen, mehr Ehrgeiz für eine widerstandsfähigere wirtschaftliche Zukunft zu entwickeln.

Jetzt hat eine Gruppe großer Investoren 36 europäische Konzerne aufgefordert, die Auswirkungen des Pariser Klimaabkommens in ihren Jahresabschlüssen zu berücksichtigen. „Unternehmen dürfen nicht länger ignorieren, was der Klimawandel für ihr Geschäft bedeutet“, sagte Stephanie Pfeifer, Vorsitzende der Institutional Investors Group on Climate Change (IIGCC), dem Handelsblatt.

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Die IIGCC vertritt mehr als 250 Mitglieder aus 16 Ländern. Hauptsächlich handelt es sich dabei um europäische Pensionsfonds und Vermögensverwalter, darunter die Fondsgesellschaft DWS und Union Investment. Das verwaltete Vermögen beläuft sich auf mehr als 33 Billionen Euro.

Die Gruppe übt seit Längerem in unterschiedlicher Zusammensetzung Druck auf Unternehmen aus, ambitionierter im Kampf gegen die Erderwärmung zu werden. Dass viele Unternehmen das Thema zunehmend in ihren Strategien berücksichtigen, wird von Investoren grundsätzlich nicht bestritten. Allerdings, so heißt es, müssten die mit dem Klimawandel verbundenen Risiken stärker in den Fokus rücken.

So pochen jetzt 37 Investoren der IIGCC in einem Brief an die Unternehmen darauf, dass „die wesentlichen Klimarisiken, die mit der Ausrichtung auf Klimaneutralität 2050 verbunden sind, vollständig in den Finanzberichten berücksichtigt werden“, heißt es in dem Schreiben, das dem Handelsblatt vorliegt. Oft würden die Risiken in den Jahresabschlüssen erwähnt, nicht aber in Bilanzen und in der Gewinn-und-Verlust-Rechnung berücksichtigt, erläuterte Natasha Llandell-Mills vom Vermögensverwalter Sarasin & Partners.

Mahnung auch an neun deutsche Unternehmen

Unter den 36 Unternehmen, die das Schreiben an diesem Montag erhalten, sind neun deutsche: BASF (Chemie), Thyssen-Krupp (Stahl), Eon und Uniper (Energie), die Autobauer Volkswagen, BMW, Daimler, der Zulieferer Continental sowie die Lufthansa. Daneben gehören beispielsweise die Ölkonzerne BP, Shell und Total zu den Empfängern des Briefs.

„Vermögen, Gewinne, Schulden und Verluste – eine gute Bilanz hat den Anspruch, alle wesentlichen Informationen zusammenzufassen“, sagte Henrik Pontzen, Nachhaltigkeitsspezialist von Union Investment, dem Handelsblatt. Union Investment gehört zu den Unterzeichnern des Schreibens. Der Klimawandel sei real, sagte Pontzen weiter. Damit seien auch die Kosten des Klimawandels wesentlich. „Eine Bilanz ohne die Kosten des Klimawandels ist daher unvollständig. Wir erwarten deshalb von allen Unternehmen eine grundlegende Prüfung ihrer Rechnungslegung.“

Wenn zum Beispiel durch die Abkehr von fossilen Brennstoffen die klimaschädliche Energieproduktion eingeschränkt oder verteuert wird, verlieren die entsprechenden Anlagen an Wert.

So könnte der Übergang zur kohlenstoffärmeren Wirtschaft bei einer Reihe von Vermögenswerten Neubewertungen erfordern, sobald die realen Kosten des Wandels sichtbar werden. Unternehmen und Investoren müssen in den betroffenen Sektoren mit Renditeeinbrüchen rechnen. Diese Entwicklung will IIGCC vorausschauend berücksichtigt wissen.

„Derzeit gibt es keine zukunftsorientierte Berichtspflicht, die für Analysten oder Finanzmarktinstitutionen vergleichbare Daten generiert, um die je nach Strategie sehr unterschiedlichen Risiken und Chancen etwa der Ölkonzerne auf dem Weg zur Treibhausgasneutralität einzuschätzen“, sagte Christoph Bals, politischer Geschäftsführer der Umwelt- und Entwicklungsorganisation Germanwatch, dem Handelsblatt. „Da gibt es dringenden Handlungsbedarf.“

Am Scheideweg im Kampf gegen den Klimawandel

Vor knapp fünf Jahren, Ende 2015, hatte sich die Staatengemeinschaft auf das Pariser Klimaabkommen geeinigt. Das sieht vor, die globale Erderwärmung auf deutlich unter zwei Grad Celsius, besser auf 1,5 Grad im vorindustriellen Vergleich zu begrenzen und bis zur Mitte des Jahrhunderts klimaneutral zu wirtschaften.

Die Pläne der meisten Länder sind jedoch bislang nicht auf dieses Ziel ausgerichtet. Deswegen diskutiert auch die Europäische Union derzeit über eine Verschärfung des EU-Klimaziels. Im Gespräch ist eine Reduzierung der klimaschädlichen Emissionen um 55 Prozent bis 2030 im Vergleich zu 1990. Die bisherige offizielle Zielmarke liegt bei minus 40 Prozent.

Die Wirtschaft richtet ihre Unternehmenspolitik zunehmend auf mehr Klimaschutz aus, fordert jedoch mehr Planbarkeit von der Politik. Teile der Industrie fürchten, durch unberechenbare und möglicherweise überbordende Vorschriften und Regulierungen auf der Strecke zu bleiben.

Das gilt vor allem für energieintensive Branchen wie Stahl und Chemie. Zwar stellen sowohl die EU-Kommission als auch die Bundesregierung den Unternehmen finanzielle Hilfen in Aussicht, um in klimaneutrale Technologien investieren zu können. Doch es gibt Zweifel, ob das ausreichen wird, um international wettbewerbsfähig zu bleiben.

„Wir stehen an einem Scheideweg bei unserem Kampf gegen den Klimawandel“, sagt Llandell-Mills von Sarasin & Partners. „Entweder wir machen Ernst und beginnen, Kapitalströme auf Aktivitäten zu verlagern, die im Einklang mit dem Pariser Klimaabkommen stehen, oder wir reden nur weiter darüber.“