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Die kleinen Banken werfen am meisten ab

Klein, aber oho: Keine deutsche Bankengruppe war 2016 so profitabel wie Sparkassen und Genossenschaftsbanken. Doch das Zinstief hinterlässt immer tiefere Spuren in den Bilanzen. Die kleinen Institute reagieren darauf.

Auf den ersten Blick herrscht heile Welt für Sparkassen und Genossenschaftsbanken: Keine Bankengruppe in Deutschland ist so profitabel wie die regionalen Institute. Spitzenreiter waren 2016 die Genossenschaftsbanken mit einer Eigenkapitalrendite von 8,4 Prozent nach Steuern, gefolgt von den Sparkassen mit 7,4 Prozent.

Damit lagen sie deutlich über dem deutschen Durchschnitt von 4,3 Prozent und Lichtjahre vor den deutschen Großbanken, die gerade einmal 2,5 Prozent erwirtschaften konnten, wie der Monatsbericht September der Bundesbank zeigt.

Das Ergebnis ist alles andere als selbstverständlich, schließlich sind Sparkassen und Volksbanken stärker als andere Bankengruppen von Zinserträgen abhängig, die sie durch Kundeneinlagen und Kreditgeschäfte verdienen. Gerade diese Zinserträge geraten durch die Null- und Niedrigzinspolitik zunehmend unter Druck. Der Abstand zwischen Einlagen- und Kreditzinsen, die wichtigste Gewinnquelle für die Institute, schrumpft. Im vergangenen Jahr rutschte diese Zinsmarge bei Sparkassen und Genossenschaftsbanken sogar erstmals unter die Schwelle von zwei Prozent.

Das lag daran, dass insbesondere die Zinsen für Baufinanzierungen noch einmal kräftig gesunken sind. Das hätten die Institute auf der Einlagenseite nur ausgleichen können, wenn sie auf breiter Front Negativzinsen für Sparer eingeführt hätten, doch das ist unpopulär und deshalb nicht allzu weit verbreitet. Meist trifft es nur sehr vermögende Kunden oder Unternehmen.

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Die Zinsmarge schrumpft seit längerem, doch bisher hatten die kleinen Institute diesen Rückgang noch immer durch Wachstum und durch die Vergabe von Krediten mit immer längerer Laufzeit ausbügeln können. Mittlerweile stößt diese Strategie an ihre Grenzen. Laut Bundesbank ist der Zinsüberschuss im Sparkassensektor um 2,7 Prozent und im Genossenschaftssektor um 2,9 Prozent gesunken. Noch härter traf es allerdings die Bausparkassen, bei denen der Zinsüberschuss sogar um 11,9 Prozent einbrach.

Ohne die gute Konjunktur hätte das wohl böse Folgen für das Jahresergebnis gehabt. Doch da die deutsche Wirtschaft brummt, kam es kaum zu Kreditausfällen. Im Gegenteil, das Bewertungsergebnis, bei dem die Risikovorsorge für Kreditausfälle und Wertveränderungen von Wertpapieren berücksichtigt werden, fiel sogar leicht positiv aus: Die Institute konnten Rückstellungen auflösen.

Damit grenzten sich die kleinen Banken deutlich von den Großen der Branche ab. Dort kam es zu deutlich höheren Belastungen als im Vorjahr: „Insbesondere bei einzelnen Groß- und Landesbanken führte die schwierige Marktlage bei Schiffsfinanzierungen zu sehr hohen Wertberichtigungen“, schreibt die Bundesbank. Bei den Landesbanken hat sich die Risikovorsorge deshalb sogar verdreifacht.


Umfangreiche Filialschließungen

Sparkassen und Volksbanken verlassen sich allerdings nicht allein auf die gute Konjunktur. Wie bei anderen Instituten auch sind die Kosten leicht gesunken. Dazu dürften die umfangreichen Filialschließungen beigetragen haben, deren Ausmaß die Bundesbank offenlegt. Das Tempo, mit dem Kreditinstitute Filialen schließen, hat sich 2016 noch einmal beschleunigt: 2.027 Zweigstellen machten dicht, rund sechs Prozent des bundesweiten Bestands und 60 Prozent mehr als im Vorjahr.

Mit etwa 900 Zweigstellen ging fast die Hälfte davon auf das Konto der Sparkassen, die auf immerhin fast acht Prozent ihrer Filialen verzichteten. Bei den Genossenschaftsbanken schlossen fast 670 Zweigstellen. Für Bankkunden ist das eine schlechte Nachricht. „Die Versorgung mit Bargeld ist für den Verbraucher schon heute mitunter schwierig, weil immer mehr Bankfilialen, Servicecenter und Geldautomaten geschlossen beziehungsweise abgebaut werden“, schrieb das Bundeskartellamt neulich in einem Fallbericht, in dem es um die Frage ging, ob es gegen hohe Gebühren beim Geldabheben an fremden Bankautomaten vorgehen soll.

Die kleinen Institute nutzen ihre bislang noch üppigen Gewinne, um für schlechte Zeiten vorzusorgen und legten üppige Reserven an: Die Sparkassen überwiesen an den Fonds für allgemeine Bankrisiken – so heißt der Bilanzposten für Vorsorgereserven – insgesamt 5,4 Milliarden Euro, die Genossenschaftsbanken 3,6 Milliarden Euro. Das machte sie zu den Sparweltmeistern unter den deutschen Banken.

Nur in einer Kategorie hatten dieses Mal die Großbanken die Nase vorn: Beim Jahresüberschuss nach Steuern kamen sie auf einen Zuwachs von 16,1 Prozent, also noch etwas mehr als die Genossenschaftsbanken und Sparkassen, die es auf ein Plus von 15,2 Prozent und 13,8 Prozent brachten.

Dieser Vorsprung der Großbanken beim Nettogewinn hatte allerdings wenig mit operativen Erfolgen der großen Konkurrenz zu tun, sondern mit einem Sondereffekt: Bei der Commerzbank fielen im vergangenen Jahr in der nach deutschem Handelsrecht verfassten Bilanz außerordentliche Erträge im Umfang von 3,7 Milliarden Euro an. Das hängt mit der endgültigen Abwicklung der Hypothekentochter Eurohypo zusammen, deren Wert vor einigen Jahren einmal besonders drastisch abgeschrieben werden musste und nun von einer Werterholung profitierte. Dieser Sondergewinn fiel nur in der HGB-Bilanz an, nicht in dem nach internationalem Bilanzrecht verfassten Konzerngeschäftsbericht.