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Zu klein, zu teuer, zu wenig Reichweite

Lange war der Diesel der Deutschen liebstes Kind. Nach dem VW-Skandal schauen sich nun viele Autofahrer nach alternativen Antrieben um. Deutschlands Flottenmanager bleiben allerdings skeptisch – aus guten Gründen.

Die Lieblings-Pkw deutscher Fuhrparkmanager tanken Diesel – daran konnte auch der VW-Skandal nichts ändern. Mehr als die Hälfte der Firmenflotten sind Diesel, wie die Deutsche Energie-Agentur (Dena) im vergangenen Dezember in einer Studie festgestellt hat. Benziner kommen demnach nur auf 38 Prozent.

Alternative Antriebe wie Erdgas/CNG oder Elektrofahrzeuge spielen dagegen mit durchschnittlichen Anteilen von 3,3 beziehungsweise 0,1 Prozent praktisch keine Rolle. Und das, obwohl der Kraftstoffverbrauch – der bei etwa bei Hybriden oder Elektrofahrzeugen im Verhältnis oft deutlich geringer ist – laut der Studie für 93 Prozent der befragten Flottenmanager ein entscheidendes Kriterium bei der Anschaffung neuer Fahrzeuge ist. Den Schadstoffausstoß eines Fahrzeugs beziehen immerhin noch 54 Prozent der Befragten in ihre Kaufentscheidung mit ein.

Um alternative Antriebe auf dem Automarkt weiter zu verbreiten spielen Firmenflotten eine entscheidende Rolle: Fast zwei Drittel der 2016 neu zugelassenen Pkw waren Dienstwagen – mit entsprechend hohem Dieselanteil. Marc-Oliver Prinzing, Vorstandsvorsitzender des Bundesverbands Fuhrparkmanagement und Geschäftsführer der Beratungsfirma Carmacon, erklärt den Grund: „Derzeit haben alternative Antriebe im gewerblichen Einsatz noch deutliche Schwächen.“

Vor allem bei Elektroautos sei die Produktpalette der Anbieter schlicht zu klein, so Prinzing. „Unternehmen benötigen für ihre Außendienst-Mitarbeiter häufig Kombis mit großer Reichweite oder leichte Nutzfahrzeuge.“ Beides sei derzeit nicht im Fokus der Hersteller, die in dem Segment beispielsweise mit Kleinwagen wie dem Opel Ampera-e oder dem E-Golf (vom Hersteller angegebene Reichweiten 520 beziehungsweise 300 Kilometer) vor allem Privatkunden ansprechen. „Für einen Mitarbeiter, der im Jahr mehr als 30.000 Kilometer zurücklegt, ist das einfach nicht praktikabel. Zumal die reale Reichweite oft noch einmal darunter liegt“, so Prinzing.

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Steuerliche Mehrbelastung für Mitarbeiter

Ein weiteres Problem des Elektro-Antriebs: Viele Dienstwagen werden auch privat genutzt. Weil die Anschaffungskosten in der Regel höher sind – so kostet etwa der E-Golf mehr als doppelt so viel wie ein Golf mit vergleichbar starkem Verbrenner – kann sich auch die Steuerbelastung des Mitarbeiters deutlich erhöhen. Derzeit richtet sich die Besteuerung des geldwerten Vorteils, den ein Angestellter durch einen Dienstwagen erhält, nach dem Bruttolistenpreis des Wagens. Zwar darf dabei das teuerste Bauteil, die Batterie, vom Gesamtwert abgezogen werden. Der Abzug beträgt hier zunächst 400 Euro je Kilowattstunde (kWh) Speicherkapazität. Allerdings gibt es eine Maximalgrenze von 9000 Euro – im Fall des E-Golf liegt der verbleibende Listenpreis damit trotz Batterie-Rabatt immer noch deutlich über dem des konventionellen Modells.

Allerdings kann sich Prinzing durchaus vorstellen, dass es Branchen gibt, für die der Elektroantrieb schon heute geeignet ist: „Das betrifft vor allem Nischeneinsätze, beispielsweise im Pflegebereich oder bei Lieferdiensten. Zum Teil werden dort wegen der niedrigeren benötigten Reichweite ja heute schon großflächig E-Fahrzeuge eingesetzt.“ Die meisten Branchen könnten jedoch auf eine tatsächliche Mindestreichweite von 500 Kilometern nicht verzichten.

Wenig attraktiv seien deshalb auch Hybridfahrzeuge, deren Anteil in Firmenflotten laut Dena-Studie ebenfalls verschwindend gering ist. Der Grund: „Vor allem auf Langstrecken ist der Hybrid deutlich unwirtschaftlicher als der Benziner. Ist der Akku leer, fährt das Fahrzeug ja auch mit einem konventionellen Kraftstoff.“ Und müsse dann zusätzlich noch die schwere Batterie transportieren, was den Verbrauch wieder steigen lasse, so der Verbandsvorsitzende.

Das sieht man auch bei Daimler so – und verspricht Besserung in naher Zukunft. „Bei Plug-in-Hybriden brauchen wir mehr elektrische Reichweite“, so Michael Weiss, Leiter der Plattform Elektromobilität in der Entwicklungsabteilung des Stuttgarter Herstellers. „Heute sind es je nach Modell zwischen 30 und 35 Kilometern. Wir peilen für die nächsten Jahre 50 Kilometer an, damit wird das Potenzial immer größer und der Verbrenner bleibt immer öfters aus.“


Tankstellen machen Gas-Autos das Leben schwer


Die höhere steuerliche Belastung für den Mitarbeiter macht sich auch bei Erdgas-Fahrzeugen bemerkbar, die im Vergleich zu Benzinern und Diesel-Autos in der Regel auch etwas teurer sind. Ein Abzug, wie beispielsweise für die Batteriekosten bei E-Autos, kann dabei allerdings nicht geltend gemacht werden. Zumal die Reichweite auch hier meist unter der von Prinzing geforderten 500-Kilometer-Grenze liegt, wie beispielsweise beim Audi A3 G-Tron, dessen Reichweite im Gas-Betrieb mit etwa 300 Kilometern angegeben wird – bei einem Preisaufschlag von mehr als 2000 Euro im Vergleich zum Benziner.

Trotz der Vorteile im Hinblick auf Verbrauch und Schadstoffausstoß sieht Michael Schreckenberg, Professor für Physik von Transport und Verkehr an der Universität Duisburg-Essen, eine weitere Schwierigkeit für die größere Verbreitung von Erdgasfahrzeugen: „Es gibt zu wenig Tankstellen.“ Öffentlich nutzbar sind derzeit 875 Stück. Zum Vergleich: Diesel und Benzin können Autofahrer an fast 15.000 deutschen Tankstellen nachfüllen. „Ein wichtiges Kriterium für den Antrieb der Zukunft ist eine akzeptable Tankprozedur in Bezug auf Sicherheit und Dauer“, so Schreckenberg.

An diesem Problem kranken auch Wasserstofffahrzeuge. Nicht einmal 30 öffentliche Wasserstofftankstellen gibt es in Deutschland. Für Marc-Oliver Prinzing vom Bundesverband Fuhrparkmanagement ist die Brennstoffzelle so zwar eine „super Sache“ – allerdings mit „vielen Fragezeichen“ dahinter. Denn der Bau einer einzigen H-Tankstelle koste derzeit rund eine Million Euro. Zwar hat das Bundesverkehrsministerium 2012 eine Förderung in Höhe von 20 Millionen Euro zugesichert, um das Netz bis 2015 auf 50 Tankstellen zu erweitern. Doch das Ziel wurde bisher nicht erreicht.

„Ich denke nicht, dass sich die Infrastruktur dafür in naher Zukunft verbessert“, befürchtet Prinzing. Das sieht auch Professor Schreckenberg so: „Die Wasserstofftechnik ist erprobt und sicher. Aber Produktion und Transport sind sehr teuer und die Infrastruktur ist auf absehbare Zeit nicht verfügbar.“

Optimismus bei E-Autos und Gasantrieb

Das größte Potenzial sieht der Flottenmanagement-Berater deshalb bei Elektroautos und Erdgas-Fahrzeugen. „Vor allem bei der E-Mobilität kommt es darauf an, wie sich die Batterietechnologie entwickelt.“ Zu beachten sei allerdings, dass E-Autos oft eine gesonderte Einweisung benötigten. „Auch Fragen der Privatnutzung des Dienstwagens spielen eine Rolle.“ Viele Firmen fragten sich beispielsweise, wie es abgerechnet wird, wenn der Arbeitnehmer sein Firmenauto an der heimischen Steckdose tankt. „Muss ich dann einen Stromzähler bei meinem Angestellten zu Hause anbringen?“

Zumindest in Sachen Reichweite macht Daimler-Entwickler Weiss Hoffnung: „Der große Sprung wird 2025 kommen, mit der Post-Lithium-Ionen-Batterie können wir die Leistung der Batterie verdoppeln – oder die Batteriegröße bei gleicher Reichweite halbieren.“ Das Ziel seien 500 Kilometer Reichweite – wie von vielen Flottenmanagern gefordert.

Bis dahin rät Prinzing seinen Verbandsmitgliedern, sich regelmäßig umzuschauen. „Was vor einem halben Jahr nicht funktioniert hat, klappt heute einwandfrei.“ Die Mehrheit der Flottenmanager bringt seiner Ansicht nach auch das notwendige Interesse an Antriebsinnovationen mit. Deshalb ist er überzeugt: „Wir werden zukünftig immer mehr unterschiedliche Antriebe in Firmenflotten sehen.“ Die Entscheider müssten sich jedoch immer fragen: „Wo macht was Sinn?“

KONTEXT

In diesen Branchen sind Firmenwagen verbreitet

Großhandel

Verbreitung: 26,4 Prozent

Bruttolistenpreis: 33.863 Euro

Quelle: Firmenwagenmonitor 2016

Bau

Verbreitung: 25,6 Prozent

Bruttolistenpreis: 34.050 Euro

Gebrauchsgüter

Verbreitung: 21,9 Prozent

Bruttolistenpreis: 43.459 Euro

Pharma

Verbreitung: 20,7 Prozent

Bruttolistenpreis: 41.801 Euro

Zeitarbeit

Verbreitung: 20,7 Prozent

Bruttolistenpreis: 34.242 Euro

Medizintechnik

Verbreitung: 20,5 Prozent

Bruttolistenpreis: 43.081 Euro

IT-Systemhäuser

Verbreitung: 20,2 Prozent

Bruttolistenpreis: 34.694 Euro

Autohäuser

Verbreitung: 20,1 Prozent

Bruttolistenpreis: 34.694 Euro

Hardware

Verbreitung: 19,6 Prozent

Bruttolistenpreis: 47.132 Euro

Anlagenbau

Verbreitung: 18,2 Prozent

Bruttolistenpreis: 40.166 Euro

Gesamt

Verbreitung: 11,7 Prozent

Bruttolistenpreis: 39.187 Euro